Internationale Karriere beendet Brych schießt indirekt gegen Gräfe

Kein weiteres großes Turnier mehr: Brych überzeugte bei der EM.

Kein weiteres großes Turnier mehr: Brych überzeugte bei der EM.

(Foto: AP)

Deutschlands Bester dankt ab - zumindest international: Schiedsrichter Felix Brych wird nur noch in der Bundesliga pfeifen. Aber auch sein Ende in der höchsten deutschen Fußballliga naht. Der Unparteiische greift auch Kollege Manuel Gräfe an - allerdings ohne dessen Namen zu erwähnen.

Deutschlands Top-Schiedsrichter Felix Brych will nach der für ihn erfolgreichen Fußball-Europameisterschaft mit fünf Einsätzen zukünftig auf internationale Großereignisse verzichten. Das sagte der 45-Jährige dem "Kicker". Er glaube, er könne eine Leistung und Leistungsbereitschaft wie bei dem Turnier in den vergangenen Wochen über einen so langen Zeitraum nicht wiederholen. "Deswegen habe ich mich entschieden, kein weiteres Turnier mehr zu pfeifen und meine internationale Karriere zum Jahreswechsel hin zu beenden", sagte Brych.

"Ein großes, erfolgreiches internationales Turnier hat mir in meiner Karriere noch gefehlt. Jetzt fühlt sich meine Laufbahn vollkommen an", erklärte Brych. "Bei der EM war ich über Wochen extrem fokussiert, anders kann man ein solches Turnier auch nicht erfolgreich bestreiten." National wolle er aber weitermachen. "Ich freue mich auf die anstehende Saison in der Bundesliga", sagte er.

Brych hatte für seine Spielleitung bei der EM viel Lob erhalten. Schiedsrichterexperte Alex Feuerherdt von "Collinas Erben" urteilte für ntv.de: "Felix Brych pfiff gleich fünf Spiele, so viele wie noch nie ein Unparteiischer bei einer EM. Besonders viel Lob erfuhr er für die nahezu fehlerfreie Leitung des hochklassigen Halbfinals zwischen Italien und Spanien, in dem der 45-Jährige durch Souveränität, Spielverständnis, Stringenz und Geradlinigkeit glänzte."

"Dieser fantastische, ruhig-kontrollierte Schiedsrichter"

"Großartiger Referee", twitterte der frühere Fußball-Nationalspieler Gary Lineker nach dem 4:2-Sieg Italiens im Elfmeterschießen im Londoner Wembley-Stadion gegen Spanien. "Ich liebe es, wie die Referees bei diesem Turnier den Spielfluss ermöglichen. Sie geben nicht alle paar Sekunden für den leichtesten Kontakt einen Freistoß, wie wir es in der Premier League sehen." Der renommierte englische "Times"-Journalist Henry Winter schrieb: "Es wäre großartig, falls dieser fantastische, ruhig-kontrollierte Schiedsrichter Felix Brych in London bleiben könnte. So drei bis vier Jahre."

In italienischen Medien gab es hingegen auch Kritik an der Leistung von Brych. "Karten und einige Pfiffe: Der Deutsche Brych überzeugt nicht. Keine spielentscheidende Szene, aber eine generelle Richtung, die nicht voll überzeugt, vor allem bei der Bewertung von Fouls", schrieb die "Gazzetta dello Sport". "Tuttosport" bewertete: "Hat sich zu oft auf Diskussionen mit Spieler eingelassen, die nach Entscheidungen gegen sie protestiert haben. Darüber hinaus keine ausschlaggebenden Entscheidungen und wenige Fehler."

Der 45 Jahre alte Münchner hatte zuvor die Viertelfinalpartie England - Ukraine (4:0), das Achtelfinal-Spiel Belgien - Portugal (1:0) sowie die Gruppen-Begegnungen Finnland - Belgien (0:2) und Niederlande - Ukraine (3:2) geleitet. Für den langjährigen Bundesliga-Referee war das EM-Turnier damit erfolgreicher als die WM 2018, als er vom Weltverband FIFA nach einem Vorrundenspiel nicht mehr nominiert worden war und enttäuscht abreiste.

Nun konzentriert er sich auf die Bundesliga. Dort darf er bis zur Altersgrenze von 47 Jahren noch zwei Spielzeiten pfeifen. Brych hat in dieser Debatte seinen früheren Bundesliga-Kollegen Manuel Gräfe heftig kritisiert - jedoch ohne seinen Namen zu nennen. "Im Rahmen dieser Diskussion wurde auch massiv gegen Werte verstoßen, die einen Top-Schiedsrichter ausmachen. Ein Top-Schiedsrichter wird nämlich nur dann aktiv, wenn es erforderlich ist", sagte Brych dem "Kicker": "Er drückt einer Sache oder einem Spiel nicht seinen eigenen Stempel auf." Gräfe hatte den DFB verklagt, weil er die Schiedsrichter-Altersgrenze von 47 Jahren als diskriminierend ansieht. Dafür wurde der Berliner sowohl gelobt als auch kritisiert.

Quelle: ntv.de, dbe/dpa

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