Tabu-Thema Menstruation Englands Fußballerinnen bitten um neue Hosen

Beth Mead schoss England zum ersten Sieg bei der Europameisterschaft der Frauen.

Beth Mead schoss England zum ersten Sieg bei der Europameisterschaft der Frauen.

(Foto: IMAGO/AFLOSPORT)

Englands Fußballerinnen starten souverän in ihre Heim-Europameisterschaft. Nach dem Spiel thematisieren die "Lionesses" ein Problem und bitten ihren Ausrüster, es zu lösen. Die Profisportlerinnen wollen sich während ihrer Periode keine zusätzlichen Gedanken machen müssen.

Die englischen Fußballerinnen diskutieren nach dem Auftakterfolg bei der Heim-Europameisterschaft eine Outfit-Änderung. Sie wollen in Zukunft nicht mehr mit weißen Hosen spielen. Der Grund dafür: die Menstruation. Ein Thema, das im Profisport zu selten öffentlich besprochen wird, das nun bereits zum zweiten Mal binnen weniger Tage von Sportlerinnen im Rahmen von Großereignissen öffentlich aufgebracht wurde. Zuvor hatte bereits Tennis-Spielerin Alicia Barnett offen über die Belastung während des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon gesprochen. Dort wird traditionell ganz in Weiß gespielt. Barnett hatte eine Änderung der strikten Regeln für die Bekleidung beim prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt ins Spiel gebracht.

Fußball-Nationalspielerin Beth Mead, die im Eröffnungsspiel gegen Österreich vor 68.800 Zuschauern im ausverkauften Old Trafford das gewaltig umjubelte 1:0 für die "Lionesses" (die Löwinnen) erzielte hatte, bekannte: "Es ist sehr schön, ganz in Weiß aufzulaufen. Aber in einer Phase des Monats ist es für uns Frauen unpraktisch." Innerhalb der Mannschaft ist die Spielkleidung großes Thema und soll schnell abgearbeitet werden. "Wir gehen damit so gut um, wie wir können. Wir haben das als Teams besprochen und es an Nike weitergegeben", so Mead, "hoffentlich können sie das ändern." Welche Farbe sie für geeignet halte? "Da bin ich ziemlich entspannt", sagte Mead. "Wenn ich für mein Land spiele, ist es mir egal, was ich trage."

Meads Teamkollegin Georgia Stanway sieht die weißen Hosen zumindest nicht als leistungshemmend und auch nicht abträglich für den Fokus aufs Spiel: "Sobald das Adrenalin kommt, könntest du nackt sein und es kümmert dich nicht mehr. Wenn man auf dem Platz steht, vergisst man alles", sagte Stanway, die künftig für den FC Bayern in der Bundesliga spielen wird. "Ich denke, wir haben einen guten Arzt, der sich gerne um uns kümmert." Ob und wann die Fußballerinnen darauf hoffen dürfen, nicht mehr in weißen Hosen auflaufen zu müssen? Unklar. Das Thema Menstruation spielt im Leistungssport übrigens eine immer größere Rolle. Wie die "Bild" berichtet, richten Vereine wie der FC Chelsea und der FC Bayern ihr Training bereits auf den Zyklus der Spielerinnen aus.

"Traditionen können geändert werden"

Für ein Aufbrechen von verkrusteten Kleidungs-Vorgaben hatte sich Tennisspielerin Barnett beim Rasen-Klassiker ausgesprochen. "Manche Traditionen könnten geändert werden", sagte sie der britischen Nachrichtenagentur PA. Zwar finde sie den Wimbledon-Brauch der weißen Kleidung toll, und die Spielerinnen gingen sehr gut damit um. Doch Barnett betonte: "Während der Spiele die Periode zu haben, ist schwierig genug, aber dann weiß zu tragen, ist nicht einfach."

Die 28-Jährige berichtete offen über ihre Erfahrungen. "Während der Qualifikation hatte ich meine Periode, und die ersten Tage waren echt hart, ich war ziemlich gestresst davon", erzählte Barnett. Das habe ihr Spiel eindeutig beeinflusst. "Dein Körper fühlt sich lockerer an, deine Sehnen werden lockerer, manchmal fühlst du dich viel müder, manchmal fühlt sich deine Koordination wirklich schlecht an, und ich fühle mich wirklich niedergeschlagen und kann mich nur schwer motivieren." Man versuche, gutes Tennis zu spielen. "Aber es ist wirklich schwierig, wenn man menstruiert und sich aufgebläht und müde fühlt."

Sie finde es toll, dass es diese Diskussion nun gebe, sagte die 107. der Doppel-Weltrangliste. "Warum sollten wir uns scheuen, darüber zu sprechen? Ich weiß, dass Männer sich nicht scheuen, über viele Dinge zu sprechen", sagte Barnett. Sie hoffe, das Tabu werde weiterhin gelockert, indem Spielerinnen darüber sprechen. Dies könne auch zu einer Finanzierung für stärker auf Frauen ausgerichtete Trainingsmethoden auch im Tennissport führen.

Quelle: ntv.de, tno/ter

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