Achtelfinalist hat Punkt weniger Bitterer konnte die Ukraine bei der EM nicht scheitern
27.06.2024, 09:56 UhrEin Tor fehlt der Ukraine zum Einzug ins Achtelfinale. Bitterer scheidet niemand bei der Fußball-EM aus - zumal ein anderes Team sogar einen Punkt weniger sammelt als die Ukraine. Die Mission, für ihre Landsleute Ablenkung vom Krieg zu bringen, ist damit beendet.
Vier gewinnt? Mitnichten! Anders als im beliebten Spieleklassiker reichten der Ukraine vier Punkte nicht zum Verbleib bei der Fußball-Europameisterschaft. Das ist extrem bitter, weil Slowenien sogar nur drei Punkte in der Gruppenphase sammelte und dennoch ins Achtelfinale einzog.
Weil die Ukraine aber in einer ausgeglichenen Gruppe E spielte, in der nun alle vier Nationen vier Punkte auf dem Konto haben, zählte am Ende die Tordifferenz. Und bei der steht die Ukraine nach der deutlichen 0:3-Niederlage zum Auftakt gegen Rumänien nur auf Platz vier der Gruppe. Da reichte auch ein kämpferisches Anlaufen mit guten Chancen vor allem in der Schlussphase gegen den ewigen Mitfavoriten Belgien nicht - 0:0, ein Punkt, aber zu wenig für das Team von Trainer Serhij Rebrow.
Ein Tor fehlte den Ukrainern, um das Achtelfinale auf ihrer emotionalen Mission zu erreichen. Trost gab es deshalb von Präsident Wolodymyr Selenskyj. "Wir danken dem ukrainischen Team, das trotz des unglücklichen Ausgangs für uns als Nation gekämpft hat", schrieb Selenskyj bei X: "Große Siege liegen vor uns - die Siege der Ukraine." Rebrow betonte derweil: "Wir haben die EM im ersten Spiel verloren, nicht nur, weil wir die drei Punkte nicht geholt haben."
Slowenien hat Gruppen-Glück
Slowenien dagegen spielte in Gruppe C, wurde mit drei Punkten Dritter - und hatte den Vorteil als letzter der Gruppendritten ins Achtelfinale zu rutschen. Dort wartet mit Portugal nun ein starker Gegner, auch wenn das Team um Superstar Cristiano Ronaldo bei dem für sie schon nicht mehr relevanten Spiel gegen Georgien enttäuschte (0:2) - und Georgien so ebenfalls das Ticket fürs Achtelfinale ermöglichte. Auch der Zweite der slowenischen Gruppe C, Dänemark, hat nur drei Punkte gesammelt - und wird im Achtelfinale auf das DFB-Team treffen (Samstag, 21 Uhr/ZDF, MagentaTV und im ntv.de-Liveticker).
Die EM-Reise der Ukrainer indes ist zu Ende. Eine Mission des Teams bei diesem Turnier war es, gerade die Menschen in der Heimat zumindest eine Zeit lang vom Leid durch den russischen Angriffskrieg abzulenken. "Es ist wichtig für unser Land, dass wir bei der EM dabei waren. Alle Ukrainer sind natürlich unglücklich, aber wir sind ein Teil von Europa und wir kämpfen für Europa." In Stuttgart applaudierten die Fans ihrem Team lautstark. "Der größte Sieg liegt natürlich noch vor uns" schrieb "sport.ua". "Und vor seinem Hintergrund werden alle Misserfolge auf dem Fußballplatz schnell vergessen sein."
Rebrow will auf dem Rasen wiederkommen. Er sieht sein Team für die kommenden Jahre gerüstet: "Das ist ein Team mit einer großen Zukunft. Nur weil wir uns nicht qualifiziert haben, heißt das nicht, dass wir etwas verändern müssen. Ich bin stolz auf die Mannschaft." Auch Belgiens Superstar Kevin De Bruyne lobte den Kontrahenten: "Das ist eine sehr gute Mannschaft mit sehr viel Talent. Sie werden bei großen Turnieren wieder dabei sein." Erst einmal müssen die Ukrainer aber das Turnier verlassen. Auf ganz bittere Weise.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid