Der ultimative n-tv.de EM-Wegweiser Gelbsüchtiger pfeift DFB-Elf

Allesamt vorbelastet: Özil, Boateng und Khedira müssen im Spiel gegen Nordirland aufpassen, sonst droht ihnen eine Sperre.

Allesamt vorbelastet: Özil, Boateng und Khedira müssen im Spiel gegen Nordirland aufpassen, sonst droht ihnen eine Sperre.

(Foto: picture alliance / dpa)

Von Rang eins bis drei noch alles drin für das deutsche Team am letzten Gruppenspieltag. Der Gegner beeindruckt zumindest statistisch, Schaden könnte der Referee anrichten. Die Gruppe D steht für "Do-or-Die".

Wie ist die Ausgangslage in der deutschen Gruppe?

Zeigte in dieser Saison in sechs Europapokalpartien satte 29 Gelbe Karten: Clément Turpin (hier beim Gruppenspiel Österreich gegen Ungarn mit David Alaba).

Zeigte in dieser Saison in sechs Europapokalpartien satte 29 Gelbe Karten: Clément Turpin (hier beim Gruppenspiel Österreich gegen Ungarn mit David Alaba).

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Na danke auch, England. Weil die "Three Lions" es trotz deutlicher Überlegenheit nicht geschafft haben, die Slowakei zu schlagen, muss Joachim Löws Team den Einzug ins Achtelfinale selbst regeln. Gegen Nordirland (18 Uhr, ARD) reicht dafür schon ein Punkt. Gewinnt Polen das Duell gegen die Ukraine (18 Uhr, Sat 1), braucht es für einen deutschen Gruppensieg ebenfalls einen Sieg und eine bessere Tordifferenz. Liegen die Teams gleichauf, entscheiden die geschossenen Tore, danach die Fair-Play-Wertung, der Uefa-Koeffizient und schließlich eine Partie Schnick Schnack Schnuck in der russischen Version zwischen den Teamkapitänen.

Welches Spiel ist die bessere Wahl?

Sagen wir es so: Es gibt keinen ersichtlichen Grund, sich statt des abschließenden Vorrundenspiels der deutschen Mannschaft die Parallelpartie in Marseille anzuschauen. Die Ukraine ist bereits ausgeschieden, Polen bislang kein Hingucker bei dieser Euro. Dann doch lieber schauen, ob Mario Götze dieses Mal Hund oder Baum sein darf. Genaueres dazu wissen die Kollegen Giannakoulis und Nordmann, ihre Vorschau auf das Spiel in Paris lesen Sie ab Mittag bei uns.

Wie ist die Ausgangslage in Gruppe D?

Spanien ist nach zwei Siegen durch, ein Remis gegen Kroatien (21 Uhr, ARD) garantiert den Gruppensieg. Eine Niederlage, und Kroatien steht ganz oben in der Tabelle. Das Team um Luka Modric kann nur noch auf Rang drei zurückfallen, wenn es verliert sowie Tschechien im Spiel gegen die Türkei (21 Uhr, Sat 1) gewinnt und die schlechtere Tordifferenz wettmacht. Ihre theoretische Chance auf die K.o.-Runde bewahren die Türken wiederum nur mit einem Sieg.

Welches Spiel ist die bessere Wahl?

Das hängt davon ab, welchen Plan Kroatiens Trainer Ante Cacic ausgibt. Er könnte versuchen, Spanien ein schiedlich-friedliches Unentschieden aufzudrängen. Das bedeutete den sicheren Rang zwei, aber ein Achtelfinale gegen den Ersten aus Gruppe E - Italien. Also ein offenes Duell mit Spanien, auf die Gefahr hin, ins offene Messer und mit einer Niederlage hinein in die Lotterie der Gruppendritten zu laufen? Zumal das Team wohl ohne Luka Modric antreten muss – ohne ihn hat Kroatien seit seinem Debüt 2006 nur ein Endrundenspiel bei einer WM oder EM gewonnen. Und niemand weiß, wie sich die fürchterlichen Szenen in der Endphase gegen Tschechien auf das Team auswirken, das laut Spaniens Trainer Vicente del Bosque bisher eines der besten der Euro war – aber eben völlig kollabierte und einen 2:0-Vorsprung hergab.

Das Parallelspiel dürfte auch keine schlechte Wahl sein, Tschechien und die Türkei stehen vor einer Do-or-Die-Situation. Fatih Terim erwartet ein "Schachspiel", sein tschechischer Kollege Pavel Vrba kündigte schon einmal an, sein Heil in der Offensive zu versuchen, um Kroatien noch zu überholen – auch ohne den verletzten Regisseur Tomas Rosicky. Die Chancen, auf Rang zwei vorzurücken, stehen gar nicht schlecht, wenn man die bisher so enttäuschenden Leistungen der Türken betrachtet. Gute Nachricht für Terims Jungs: Regierungschef und oberster Fußball-Fan Recep Erdogan hat es auch nicht so mit Kritik, wenn es gegen das Nationalteam geht. Fans, die ihre Mannschaft ausbuhen, sollten sich "schämen", Arda Turan und Co. einfach weitermachen: "Egal, ob ihr erfolgreich zurückkehrt oder nicht, ihr seid unsere Nationalmannschaft."

Was verursacht noch EM-Herzrasen?

So manches Mal drängt sich bei diesem Turnier der Eindruck auf, bei der Uefa sitzen einige Herren, die den Fußball nie geliebt haben. Ein Beispiel: Schon zwei Gelbe Karten bedeuten eine Sperre für das nächste Spiel. Gelöscht wird das Konto erst nach dem Viertelfinale. In fünf Spielen zwei Gelbe Karten sammeln – besonders für Defensivspieler wäre das nichts Ungewöhnliches. Offenbar will die Uefa also nicht, dass in der K.-o.-Runde die besten Spieler aller Teams aufeinandertreffen. Bei der deutschen Mannschaft sind Mesut Özil, Jérôme Boateng und Sami Khedira bereits vorbelastet. Zu allem Überfluss pfeift auch noch Clement Turpin das Spiel gegen Nordirland, ein Schiri, von dem selbst nicht besonders böse Zungen behaupten, er sei nur berufen worden, weil ein Franzose beim Heimturnier dabeisein muss. Die Leistung des 34-Jährigen in seinem ersten Spiel ist mit erratisch noch nett umschrieben – erst ließ er die Ungarn nach Herzenslust treten, um dann Österreichs Alex Dragovic mit einer überharten zweiten Gelben Karte vom Platz zu schicken. Turpins Saisonstatistiken sprechen für eine ausgesprochene Gelbsucht: In dieser Saison zeigte er in sechs Europapokalpartien satte 29 Gelbe Karten.

Angeberwissen für das Public Viewing

Apropos Karten: Die Tschechen halten einen unrühmlichen EM-Rekord. Der ehemalige Schalker Radoslav Latal ist der einzige Spieler, der bei Europameisterschaft zweimal vom Platz musste. Besonders kurios: Bei der EM 2000 war er bereits ausgewechselt, als er sich über eine Entscheidung von Pierluigi Collina so lautstark aufregte, dass der Italiener zur Bank kam und Latal Rot zeigte. Vier Jahre zuvor war es der deutsche Schiedsrichter Hellmut Krug, der den Tschechen im Viertelfinale gegen Portugal in der 82. Minute mit Gelb-Rot des Feldes verwies.

Die Zahl des Tages: 1

Ein Sieg von Deutschland gegen Nordirland wäre keine Überraschung – ein hoher Sieg durchaus. In den letzten 15 Spielen hat das Team von Trainer Michael O’Neill kein einziges Mal mehr als ein Gegentor kassiert. Und noch eins: Nur eine einzige Niederlage – gegen Polen im Auftaktspiel - hat Nordirland in den letzten 14 Spielen hinnehmen müssen. Northern Ireland's on Fire.

Das EM-Histörchen des Tages: 21. Juni 1964

Im Finale der EM 1964 standen sich zwei Teams gegenüber, die sich schon vier Jahre zuvor im Viertelfinale hätten messen sollen. Doch das Duell fiel dem Kalten Krieg zum Opfer, Spaniens Diktator Franco ordnete einen Boykott an, die Nachricht erreichte die Spieler am Flughafen, wo sie in das Flugzeug nach Moskau steigen wollten. "Warum? Warum?" soll Real-Stürmer Alfredo di Stéfano immer wieder gerufen haben. Spanien wurde am Grünen Tisch disqualifiziert, die Sowjetunion um Torwartlegende Lew Jaschin zog kampflos ins Halbfinale ein und gewann schließlich das Turnier. Vier Jahre später ließ Franco das Match zu – im Estadio Santiago Bernabéu von Madrid, angeblich vor 120.000 Zuschauern, darunter der Diktator selbst. Spanien ging schon nach sechs Minuten in Führung, allerdings glichen die Sowjets zwei Minuten später aus. Es dauerte bis zur 84. Minute, bis der entscheidende Treffer fiel - Marcelino Martinez krönte den Gastgeber zum Europameister.

Das Bonmot zum Spieltag

"Nicht zum ersten Mal bei dieser EM sind zu viele Bälle im Spiel. Und ich meine nicht Joachim Löw." Pennälerhumor zur besten Sendezeit: Dietmar Wolff, Kommentator beim ORF, gestern beim Spiel England gegen die Slowakei.

Quelle: ntv.de

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