"Schande vor den Augen Europas" Kroatische "Terroristen" sorgen für EM-Eklat
17.06.2016, 20:50 Uhr
Die kroatischen Spieler schafften es nicht, die Fans zu beruhigen.
(Foto: imago/Majerus)
Erst dominieren die Kroaten ihr EM-Vorrundenduell gegen Tschechien mit schönem Fußball. Dann dominieren plötzlich hässliche Bilder. Fans der Kroaten werfen Bengalos auf den Rasen und treffen einen Ordner. Dann prügeln sie sich, das Spiel muss unterbrochen werden. Trainer und Spieler sind schockiert.
Kroatische Fans haben im EM-Vorrundenspiel gegen Tschechien (2:2) für ganz hässliche Szenen gesorgt. In der Schlussphase warfen sie mehrfach Feuerwerkskörper auf den Rasen in St. Etienne. Einer der Knallkörper explodierte just in dem Moment, als ihn ein Ordner entfernen wollte. Der Mann wurde offenbar verletzt. Anschließend kam es wüsten Schlägereien im kroatischen Block. Die Partie wurden vom englischen Schiedsrichter Mark Clattenburg für insgesamt vier Minuten unterbrochen.
Kroatien führte zum Zeitpunkt der Unterbrechung mit 2:1. Durch einen berechtigten Handelfmeter, den Tomas Necid in der Nachspielzeit verwandelte, kam Tschechien noch zu einem 2:2. Der kroatische Nationalspieler Ivan Rakitic stellte nach dem Spiel einen Zusammenhang zwischen dem späten Elfmeterpfiff und dem Fehlverhalten der eigenen Fans her. "Es ist kein Zufall, dass noch ein Elfmeter kommt, um uns auf dem Feld einen mitzugeben", sagte Rakitic im ZDF: "Wenn wir uns auf den Rängen nicht anständig benehmen können, dann haben wir es auf dem Feld vielleicht auch nicht verdient."
Rakitic: "Können uns nur entschuldigen"
Trotz der Spitze gegen den Schiedsrichter betonte Rakitic, sein Team könne sich nur "bei der Uefa und bei der tschechischen Mannschaft entschuldigen". Es sei "schwer, bei so einem Verhalten die richtigen Worte zu finden". Weitaus deutlicher wurde Kroatiens Nationaltrainer Ante Cacic: "Das sind keine Fans, das sind Terroristen, das tut so weh. Die machen alles kaputt." Weiter führte er aus: "Das war Terror. Ich nenne diese Leute Hooligans, keine Fans, ihr Platz ist nicht im Stadion. Dasselbe ist schon gegen Italien in Mailand passiert, da gab es Nazi-Zeichen, die ruinieren alles, was wir tun. Das ist eine Schande vor den Augen ganz Europas. Wir sind sehr traurig, obwohl wir ein wunderbares Spiel abgeliefert haben."
Der Kroate Ivan Perisic, Schütze des kroatischen 1:0 in der 37. Minute, hatte sich zuvor im ZDF ebenfalls konsterniert gezeigt: "Es ist schwer etwas zu sagen. Das ist nicht normal." Auf die Frage, ob die Unterbrechung die zuvor dominanten Kroaten aus dem Spiel genommen habe, sagte er: "Ja!" Es sei schwer gewesen, die letzten fünf Minuten zu spielen.
Rakitic hatte nach dem Führungstreffer das 2:0 erzielt (59.), Kroatien schien mit einer grandiosen Leistung zu einem Titelanwärter aufzusteigen, ehe das Spiel kippte. Die lange überforderten Tschechen kamen durch Milan Skoda (76.) überraschend heran. In der 85. Minute begann wie aus dem Nichts die Randale im kroatischen Block.
Ex-Bayern-Stürmer Mario Mandzukic hatte vergeblich versucht, die Fans zu beruhigen. Mit ausgebreiteten Armen stand er zwischenzeitlich ratlos vor den tobenden kroatischen Fans, zischend flogen ihm die bengalischen Feuer entgegen. Auch sein Kapitän Darijo Srna versuchte vergeblich, die skandalösen Szenen im Block zu unterbinden. Eine heftige Strafe der Uefa wird folgen. Am Samstag wird der Verband die Ermittlungen aufnehmen.
Vor dem Spiel hatte sich die Uefa in einer Zwischenbilanz noch "grundsätzlich zufrieden", mit der Sicherheitssituation in den EM-Stadien gezeigt. Von den schweren Krawallen in Marseille abgesehen hätte es nur kleinere Zwischenfälle gegeben. So müssen Ungarn und Rumänien wegen des Fehlverhaltens der eigenen Fans eine Strafe seitens der Uefa-Disziplinarkommission fürchten. Die ungarischen Anhänger zündeten im Gruppenspiel gegen Österreich (2:0) Pyrotechnik, der Fans der Rumänen in der Partie gegen die Schweiz (1:1). Gegen beide Verbände wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Strafe dürfte aber deutlich geringer ausfallen als die für Kroatien.
Quelle: ntv.de, cwo