Die Unwucht der Favoriten Kurioser EM-Turnierbaum: DFB-Team im Pech, England im Glück?
27.06.2024, 09:55 Uhr
Der Weg ins Finale, er wird ein schwerer sein.
(Foto: IMAGO/LaPresse)
Nach dem Abschluss der EM-Vorrunde beginnt die heiße Turnierphase. Doch schon vor den ersten Achtelfinal-Partien ist klar: Das DFB-Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann steht vor einem schweren Weg ins Endspiel. Die schwachen Engländer schöpfen dagegen Hoffnung.
Am späten Mittwochabend wurden die letzten großen EM-Rätsel gelöst, zumindest organisatorisch. Während der Fußball-Kontinent zwar immer noch nicht weiß, ob die rätselhaften Engländer einfach nur sehr müde und schlecht gecoacht oder große Meister der perfekten Leistungs-Dosierung sind, ob die Franzosen auch mal ein Tor aus dem Spiel erzielen können und wie gut (oder nicht) die deutsche Nationalmannschaft wirklich ist, kennt nun jedes Team seinen nächsten Gegner. Das auf dem Papier spektakulärste Duell steht zwischen Frankreich und Belgien an. Auch wenn beide Mannschaften noch längst nicht den Schrecken verbreiten, den sie verbreiten wollen.
Ein heißes Duell dürften sich auch Ralf Rangnicks Rebellen mit der Türkei liefern. Die Österreicher fliegen derzeit durch das Turnier, wie einst die großen alpinen Helden über die legendäre Streif. Und der Türkei ist immer alles zuzutrauen. Die Mannschaft von Vincenzo Montella spielt mit großer Leidenschaft, großem Aufwand, aber nicht immer ist der Ertrag stimmig. Zudem können sich beide Nationalmannschaften auf großen Zuspruch im Stadion in Leipzig verlassen. Beide Fangruppen haben bei dieser EM große Tribünen-Partys gefeiert.
Deutschland, das war schon ein wenig länger klar, bekommt es mit Dänemark zu tun. Ein durchaus unbequemer Gegner, der von seinem Starspieler Christian Eriksen angetrieben wird. Dänemark ist in der K.-o.-Runde der erste Brocken auf dem Weg zum möglichen Titel beim Heim-Turnier. Und der wird danach nicht leichter. Denn der Ansetzungsbaum hat ein paar unangenehme Überraschungen für die DFB-Elf parat. Bei einem Erfolg am Samstag in Dortmund würde es danach gegen den Sieger aus Spanien gegen Georgien gehen. Hier sind die Vorzeichen klar verteilt: Spanien ist der übergroße Riese, Georgien der von der Sensation beseelte Zwerg. Die weiteren K.-o.-Duelle in dieser Turnierhälfte heißen Portugal gegen Slowenien und eben Frankreich gegen Belgien. Aber gut, wer Europameister werden will, muss eh jeden schlagen (fünf Euro ins Phrasenschwein).
Damit sind alle Topfavoriten, sorry England, in einer Hälfte des Turnierbaums, dem "Haifischbecken", wie die portugiesische Zeitung "A Bola" schreibt. Die "Three Lions" von der Insel dürfte die Unwucht der beiden Seiten der Ansetzungen nicht besonders stören. Eher im Gegenteil. Um nach 58 Jahren endlich mal wieder einen Titel bei einem internationalen Großturnier zu feiern, kommt der machbare Weg gut an. So verbreitete etwa die "Daily Mail" Hoffnung angesichts der möglichen nächsten Gegner. Die Mannschaft von Gareth Southgate trifft in ihrem Achtelfinale auf die Slowakei, ein machbarer Gegner für den Mitfavoriten. Bei einem Sieg würde es in der folgenden Runde gegen den Sieger des Duells zwischen Italien und der Schweiz gehen. Die weiteren Achtelfinal-Spiele in Englands Turnierhälfte lauten: Niederlande gegen Rumänien und Österreich gegen die Türkei.
"England hat nun die besten Voraussetzungen für den Einzug ins Finale", schreibt die "Daily Mail" und erhöht damit den Druck auf die ohnehin schon krampfenden Löwen. "Denn Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien und Gastgeber Deutschland stehen alle auf der anderen Seite der Auslosung." Stärkster Gegner auf einem Weg ins Endspiel, das am 14. Juli im Berliner Olympiastadion ausgetragen wird, wären, Stand jetzt, die Österreicher!
Quelle: ntv.de