DFB-Elf gelassen vor EM-Test gegen Frankreich Nur Wiese will endlich einmal siegen

"Mit dem Begriff moderner Torwart kann ich nicht viel anfangen. Modern ist für mich der, der die meisten Bälle hält": Tim Wiese.

"Mit dem Begriff moderner Torwart kann ich nicht viel anfangen. Modern ist für mich der, der die meisten Bälle hält": Tim Wiese.

(Foto: picture alliance / dpa)

Während Fußball-Bundestrainer Joachim Löw vor dem Testpartie gegen Frankreich die große Gelassenheit ausruft, ist einer heiß wie Frittenfett. Torhüter Tim Wiese darf in seinem Wohnzimmer Weserstadion spielen - und will endlich sein erstes Spiel mit der deutschen Nationalelf gewinnen.

Für Laurent Blanc ist die Sache klar: "Was ist das Risiko? Jeder erwartet, dass wir verlieren." Vielleicht wusste der Trainer der französischen Fußballnationalmannschaft, als er das sagte, noch nicht, was Hans-Dieter Flick weiß. Der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw weiß nämlich, dass am Mittwoch ab 20.45 Uhr, wenn die DFB-Auswahl im mit 37.800 Zuschauern ausverkauften Bremer Weserstadion in aller Freundschaft gegen Frankreich spielt, Tim Wiese im Tor steht. Nicht dass Tim Wiese ein Risiko wäre, aber mit ihm hat die deutsche Mannschaft noch nie eine Partie gewonnen.

Allerdings durfte er auch bisher nur fünfmal spielen. Weil er, wie er selbst sagt, sich "als klare Nummer zwei" hinter Manuel Neuer sieht. Was er viel selbstbewusster meint, als es klingt, weil der 30 Jahre alte Tormann des SV Werder Bremen damit sagen will, dass die junge, aufstrebende Generation der Bernd Lenos, Marc-André ter Stegens und Ron-Robert Zielers ihn noch nicht überholt hat. " Und das bis zur Europameisterschaft, die für die DFB-Elf am 9. Juni im ukrainischen Lemberg mit dem Spiel gegen Portugal beginnt, auch nicht mehr schafft. Denn darum geht es ihn, danach, das weiß auch Wiese, dürfte seine Zeit langsam ablaufen. Bis dahin gilt für ihm: "Mit dem Begriff moderner Torwart kann ich nicht viel anfangen. Modern ist für mich der, der die meisten Bälle hält."

"Werde aber sicherlich keine Unruhe stiften"

Deutschland - Frankreich

Mittwoch ab 20.45 Uhr in Bremen

Deutschland: Wiese/Werder Bremen (30 Jahre/5 Länderspiele) - Boateng/Bayern München (23/19), Hummels/Borussia Dortmund (23/12), Badstuber/Bayern München (22/17), Schmelzer/Borussia Dortmund (24/5) - Khedira/Real Madrid (24/24), Kroos/Bayern München (22/24) - Müller/Bayern München (22/25), Özil/Real Madrid (23/30), Schürrle/Bayer Leverkusen (21/11) - Klose/Lazio Rom (33/113). - Trainer: Löw
Frankreich: Lloris/Olympique Lyon (25/30) - Debuchy/OSC Lille (26/2), Rami/FC Valencia (26/16), Mexes/AC Mailand (29/22), Abidal/FC Barcelona (32/60) - M'Vila/Stade Rennes (21/17), Cabaye/Newcastle United (26/9) - Amalfitano/Olympique Marseille (26/0), Martin/FC Sochaux (24/9), Ribéry/Bayern München (28/56) - Giroud/HSC Montpellier (25/2). - Trainer: Blanc
Schiedsrichter: Paolo Tagliavento (Italien)

Und so ganz hat er die Hoffnung auf eine Beförderung noch nicht aufgegeben. "Sicherlich ist Manuel Neuer die Nummer eins, aber in Ruhe lassen werde ich ihn deshalb nicht. Ich gebe nicht auf. Ich werde aber sicherlich keine Unruhe stiften." Erst einmal aber will er endlich gewinnen. Hans-Dieter Flick sagt: "Er soll sich vor heimischem Publikum zeigen. Es ist auch eine große Chance für ihn, seinen ersten Sieg einzufahren." Es wäre der erste seit knapp 26 Jahren gegen die Equipe Tricolore, die souverän die Qualifikation für die EM meisterte und seit September 2010 nicht mehr verloren hat. An Tim Wiese soll es nicht liegen, mangelnde Motivation ist noch nie sein Problem gewesen. "Es ist für mich etwas ganz Besonderes, in meinem Wohnzimmer zu spielen", gab er geradezu enthusiastisch zu Protokoll - und traf damit nicht ganz die Stimmungslage seines Chefs.

Joachim Löw gibt sich vor seinem 76. Spiel als Bundestrainer betont gelassen. Und ist es wohl auch. "Wenn man zehn Siege in der EM-Quali hat und zudem einige sehr gute Testspielergebnisse vorweisen kann, hängt unsere Zukunft nicht von einem Testspielergebnis ab. Daran müssen wir uns jetzt nicht messen lassen. Das Ergebnis wird uns je nachdem nicht beflügeln oder das Selbstvertrauen rauben." Da bringt es ihn auch nicht aus der Ruhe, dass im letzten Test vor der Kadernominierung mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker, Lukas Podolski, Mario Götze und Sven Bender sechs Spieler fehlen, von denen sich fünf mit Fug und Recht als Stammkräfte bezeichnen dürfen. Löw forder einfach: "Wir wollen unsere Leichtigkeit behalten."

Erstmals in ihren neuen grünen Auswärtstrikots

Die deutsche Mannschaft will das erstmals in ihren neuen grünen Auswärtstrikots und mit Miroslav Klose als Kapitän und einzigem nominellen Stürmer in seinem 114. Länderspiel versuchen. Dortmunds Mats Hummels darf sich im Abwehrzentrum neben dem Münchner Holger Badstuber beweisen. Als rechter Verteidiger wird voraussichtlich Jerome Boateng versuchen, die Kreise seines Münchner Teamkollegen Franck Ribéry zu stören.

Sein Pendant auf der linken Seite dürfte mit Marcel Schmelzer ein weiterer Dortmunder sein. Zudem spricht viel dafür, dass der Madrilene Sami Khedira und der Bayer Toni Kroos die Schaltzentrale im defensiven Mittelfeld besetzen. Khediras königlicher Kollege Mesut Özil ist, wie Otto Rehhagel sagen würde, der Spiritus Rector in der Offensive, flankiert vom Leverkusener André Schürrle und dem Münchner Thomas Müller. Und im deutschen Tor steht, wie erwähnt, zum sechsten Mal in seinem Leben Tim Wiese. Der übrigens, dass sei zu seiner Ehrenrettung gesagt, von seinen bisher fünf Länderspielen nur zwei verloren hat.

Quelle: ntv.de

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