Krawalle beim Duell der Erzrivalen Polizei nimmt Gewalttäter fest

Die Polizei setzt Wasserwerfer und Tränengas ein.

Die Polizei setzt Wasserwerfer und Tränengas ein.

(Foto: AP)

Vor dem Spiel der Erzrivalen Polen und Russland fürchten viele das Schlimmste. Innenminister Cichocki spricht von der "bislang größten Herausforderung" und setzt 6000 Sicherheitskräfte ein. Trotzdem kommt es zu Ausschreitungen, Hooligans werfen Steine und zünden Feuerwerkskörper. Die Polizei wehrt sich mit Tränengas und Wasserwerfern.

Schwere Ausschreitungen haben das in Warschau überschattet. 15 Verletzte mussten in Krankenhäusern behandelt werden, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf die Bezirksregierung berichtete. Unter den Verletzten soll auch ein Deutscher sein. Die Polizei nahm mindestens 184 Gewalttäter fest, darunter 150 aus Polen und mehr als 20 Russen.

Auch nach dem 1:1-Unentschieden gingen die Auseinandersetzungen weiter. Noch nach Mitternacht versammelten sich an mehreren Stellen der Innenstadt Hooligans, die die Auseinandersetzung mit Fans des jeweils anderen Landes suchten.

Schon während des Spiels im Warschauer Nationalstadion hatten in der Innenstadt versucht, durch einen Technik-Eingang in die Fanzone einzudringen. Dort hatten sich nach Angaben der Organisatoren rund 100.000 Fans vor allem in den polnischen Farben versammelt. Die Hooligans bewarfen Polizisten mit Steinen und Flaschen. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein, um die Anhänger der beiden Mannschaft auseinanderzuhalten.

Schutz der russischen Botschaft verstärkt

Zuvor waren mehr als 1000 russische Fans in einem Block zum Spiel ins Warschauer Stadion marschiert. Sie wollten mit dem gemeinsamen Marsch ihren Unabhängigkeitstag feiern. Die Organisatoren hatten sich vorher verpflichtet, keine sowjetischen Symbole zu tragen, die die aufgeheizte Stimmung noch weiter anfachen könnten. Die Polizei verstärkte den Schutz der russischen Botschaft.

Russische Fans zeigen ein Plakat "Dies ist Russland".

Russische Fans zeigen ein Plakat "Dies ist Russland".

(Foto: dpa)

Trotz eines massiven Polizeiaufgebotes versuchten polnische Hooligans wiederholt, die Russen zu provozieren und anzugreifen. Steine flogen, Feuerwerkskörper wurden gezündet. Auch aus dem russischen Block suchten Hooligans die Auseinandersetzung mit den Polen.

Auch eine Gruppe älterer Polen demonstrierte gegen Russland. "Russland hat den polnischen Präsidenten ermordet" hieß es auf einem Plakat in Anspielung auf den des damaligen Präsidenten Lech Kaczynski beim Anflug auf das russische Smolensk. "Stoppt Putin und den KGB", hieß es auf einem anderen Plakat, das ein Mann dem russischen Fanblock entgegenstreckte. Als russische Fans während der Nationalhymnen vor dem Anpfiff eine riesige Flagge mit einer martialischen Figur mit einem Schwert und der Aufschrift "This is Russia" enthüllten, gellten Pfiffe durch das Stadion.

Angesichts der aufgeheizten Stimmung war die Polizei mit rund 6000 Beamten im Großeinsatz. Innenminister Jacek Cichocki sagte, die Sicherheitsmaßnahmen in der Hauptstadt seien die "bislang größte Herausforderung" für die Sicherheitskräfte bei der EM in Warschau.

Die Beziehungen zwischen Russland und Polen sind seit langem . Im Polnisch-Sowjetischen Krieg von 1919 bis 1921 starben Zehntausende Menschen. Im Zweiten Weltkrieg waren in Katyn im heutigen Russland bei einem Massaker der sowjetischen Geheimpolizei Tausende Polen ermordet worden. Auch die Sowjetisierung des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg und die Stationierung zehntausender sowjetischer Soldaten haben die Ressentiments vieler Polen gegen Russland noch verstärkt.

Vor zwei Jahren war der damalige polnische Präsident Lech Kaczynski auf dem Weg zu einer Trauerfeier anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers bei einem Flugzeugabsturz bei Smolensk in Russland mit weiteren Regierungsmitgliedern tödlich verunglückt. Die genauen Umstände sind bis heute unklar. "Jede Kleinigkeit wird die historischen Missstände, die nie ganz aufgeklärt wurden, wieder ans Tageslicht bringen", sagte Andrzej Rychard, ein Soziologe an der polnischen Akademie der Wissenschaften, in Hinblick auf das Spiel.

Gegröle vor Hotel der Russen

In der Nacht vor dem Fußballspiel hatten polnische Fans das russische Teamhotel in Warschau unter Dauerbeschallung gestellt. Bis in die frühen Morgenstunden grölten sich bier- und wodkaselige Anhänger des Co-Gastgebers vor dem edlen Le Meridien Bristol an der Prachtstraße Krakowskie Przedmiescie die Seele aus dem Leib, um Andrej Arschawin und Co. den Schlaf zu rauben.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/sid/AFP

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