Hinweise fürs Elfmeterschießen Trinkflaschen-Trick verhilft Englands Torwart Pickford zum Rekord
07.07.2024, 14:43 Uhr
Auf der Flasche stehen die Hinweise.
(Foto: IMAGO/Sven Simon)
Zum dritten Mal bei den jüngsten vier Turnieren stehen Englands Fußballer im Halbfinale. Spielerisch enttäuscht die Elf von Trainer Gareth Southgate zwar - im Elfmeterschießen aber zeigen die Three Lions eine Qualität. Auch dank einer präparierten Trinkflasche.
Den Elfmeter-Fluch besiegt, die Kritiker besänftigt - für Englands Nationalmannschaft geht die historische EM-Mission trotz anhaltend dürftiger Leistungen weiter. Ein Spickzettel auf der Trinkflasche von Torhüter Jordan Pickford und ungewohnte Nervenstärke verhalfen beim 5:3 (1:1, 1:1, 0:0) im Penalty-Krimi gegen die Schweiz in das EM-Halbfinale. Die Aussicht auf den ersten Finaleinzug bei einem großen Turnier außerhalb Englands versetzte Matchwinner Bukayo Saka in Euphorie: "Diese beiden Spiele können unser Leben verändern. Wir können Geschichte schreiben."
Anders als beim EM-Showdown vor drei Jahren gegen Italien behielten diesmal alle fünf Schützen im Duell vom Punkt die Nerven. Vor allem bei Saka war das Trauma von 2021 mit einem Schlag vergessen. Sein verschossener Elfmeter vor heimischer Kulisse in Wembley und die anschließende mitunter rassistische Kritik vieler enttäuschter englischer Fans hielten ihn nicht davon ab, erneut Verantwortung zu übernehmen - und eiskalt zu verwandeln.
Dass die Weltmeister von 1966 weiter vom ersten großen Titel seit 58 Jahren träumen dürfen, war auch Pickford zu verdanken. Die auf seiner Trinkflasche verewigten Vorlieben der Schweizer Elfmeterschützen halfen dem englischen Torhüter, gleich den ersten Schuss von Manuel Akanji zu parieren. Der "Dive left"-Hinweis hinter dem Namen des ehemaligen Dortmunder Abwehrspielers erwies sich dabei als besonders hilfreich.
Dass der Schlussmann laut der Zeitung "The Sun" bei anderen Schützen seine eigenen Hinweise ignorierte und in die falsche Ecke flog, tat der märchenhaften Geschichte um die siegbringende Trinkflasche keinen Abbruch. "Ich habe an meine Mentalität und an mich geglaubt. Ich habe daran geglaubt, dass ich mindestens einen halten werde", sagte der 30 Jahre alte Keeper. So kam es.
Pickfords Vorgänger hielten nur 2 von 36 Elfmetern
Mit Pickfords Hilfe können die Engländer plötzlich wieder Elfmeterschießen gewinnen. In drei Duellen vom Punkt parierte er 4 von 14 Strafstößen und übertraf damit seine Vorgänger deutlich. Am Samstag gegen Akanji, 2021 gegen Italien gegen Jorginho und Andrea Belotti sowie bei der WM 2018 gegen Kolumbien gegen Carlos Bacca. Das EM-Finale gegen Italien wurde vor drei Jahren nur verloren, weil gleich drei englische Schützen vergaben. "Wenn man Turniere gewinnen will, geht es nicht nur darum, gut zu spielen. Du musst einige dieser anderen Attribute zeigen", sagte Trainer Gearth Southgate.
Seit 1990 haben englische Keeper überhaupt nur sechs Versuche beim Elfmeterschießen pariert. Während Pickfords Quote herausragend ist, lautete die der anderen Torhüter zwischen 1990 und 2012 laut Datendienstleister Opta: 2 aus 36.
Der Einzug ins Halbfinale am Mittwoch (21 Uhr/MagentaTV und im Liveticker bei ntv.de) in Dortmund gegen die Niederlande ist für Southgate eine besondere Genugtuung. Die Kritik in der Heimat am bisherigen Rumpelfußball seines Teams dürfte in den kommenden Tagen abebben. "Wir stehen jetzt im dritten Halbfinale von vier Turnieren. Das ist eine gute Leistung. Jetzt wollen wir den großen Wurf machen."
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid