
Mit Siebert war Bale so gar nicht einverstanden.
(Foto: AP)
War es Gareth Bales letztes Spiel für Wales? Darüber möchte der torlose Starstürmer überhaupt nicht sprechen und bricht ein Interview ab. Reden will er dagegen über den deutschen Schiedsrichter des EM-Achtelfinals gegen Dänemark - und das bedeutet nichts Gutes.
Gareth Bale hatte sich so viel vorgenommen für diese Europameisterschaft. Seit mehr als 20 Monaten ist der Stürmer für die walisische Fußball-Nationalmannschaft ohne Tor. Ausgerechnet er, der Star, der bei Real Madrid angestellt war, aktuell wieder bei Tottenham Hotspur spielt. Der Kapitän, der Leader der Männer aus Großbritannien. Ausgerechnet er hat seit 14 Länderspielen in Folge nicht getroffen.
Der Makel sollte getilgt werden. Spätestens doch bitte im Achtelfinale, in das Wales eingezogen war. Auch ohne ein Tor von Bale. Dank eines Unentschieden gegen die Schweiz, eines Sieges gegen die Türkei und einer Niederlage gegen Italien. Es reichte in Gruppe A zu Platz zwei. Also nun Dänemark. Viel vorgenommen, wieder am eigenen Anspruch gescheitert. Und zwar heftig. 0:4 unterlag Wales den Dänen, die ihr Märchen bei dieser EM fortschreiben. Nach dem Kollaps von Christian Eriksen im Auftaktspiel, nach dem unfassbar engen Einzug ins Achtelfinale. Ein neues Kapitel wird hinzugefügt mit dem ersten Sieg in einem K.o.-Runden-Spiel seit dem überraschenden EM-Sieg 1992 als Nachrücker im Turnier.
Kein neues Kapitel dagegen für Bale. Zumindest kein sportlich erfolgreiches. Der Stürmerstar sorgte zwar zu Beginn des Achtelfinales für erste Aufregung. Als er den Ball knapp am linken Pfosten vorbeischob, waren gerade 10 Minuten gespielt. Er machte Druck über Rechts, doch Zählbares ergab das nicht. Im Gegenteil, Kasper Dolberg traf in der 27. Minute für Dänemark und legte direkt nach der Pause (48.) nach, weil Bales eingewechselter Teamkollege Neco Williams den Ball bei einem Abwehrversuch dem Dänen direkt vor die Füße legte.
2:0, den Walisern schien schon da nichts mehr einzufallen. Bale versuchte es mit einem viel zu harmlosen Kopfball, Daniel James wagte einen Gewaltschuss, der nichts einbrachte. Es blieben die einzigen nennenswerten Offensiv-Aktionen der immer verzweifelteren Waliser. Maehle (88.) und Braithwaite (90.+4) machten alles klar.
"Referee war von den Fans beeinflusst"
Und wie reagierte Bale auf das 0:4? Er war frustriert: "So sollte das Spiel nicht laufen. So auszuscheiden, wie wir es gemacht haben, ist enttäuschend, die Jungs sind frustriert und verärgert - verständlicherweise." Doch dann wurde er nach seinem 15. Länderspiel ohne eigenen Torerfolg auch noch trotzig. Er beklagte sich bitterlich über den deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert: "Ich hatte das Gefühl, der Referee war von den Fans hier beeinflusst." Bale fühlte sein Team offensichtlich nicht genügend bei Zweikämpfen gegen die engagierten Dänen geschützt. Die Amsterdam Arena war fest in der Hand der dänischen Anhänger, daher Bales Anklage. Allerdings steht Bale mit dieser Sicht ziemlich allein da. Siebert zeigte bei seinem dritten Turnierauftritt erneut eine souveräne Leistung. Kurz vor Schluss zeigte er Bales' Teamkollegen Harry Wilson wegen eines groben Foulspiels die Rote Karte - eine harte, aber vertretbare Entscheidung.
Es sollte nicht Bales einzige fragwürdige Reaktion nach seinem EM-Aus sein. Als er im Interview gefragt wurde, ob dies sein letztes Länderspiel gewesen sei, lief er einfach davon. Kein Blick mehr für den Fragesteller. Die Gerüchte über einen möglichen Rücktritt Bales waren schon vor dem Turnier aufgekommen. Er hatte betont, er wolle erst nach der EM darüber sprechen, um "Chaos" zu vermeiden. Am Freitag hatte er angesprochen auf sein womöglich letztes Länderspiel für Wales gesagt: "Ich werde nicht so spielen, als wäre es mein letztes Spiel, denn ich will in die nächste Runde kommen. Der Fokus liegt auf diesem Spiel und nicht auf dem Blick in die Zukunft."
Doch nun war es das letzte Spiel, eine Antwort lieferte er jedoch nicht sofort. Verständlich, so direkt nach dem Spiel auf dem Rasen. Sein Trainer Robert Page nahm ihn dafür in Schutz: "Es ist eine unsensible Frage. Er kam nach einer Niederlage vom Platz, die Emotionen waren frisch." Sie hatten Bale womöglich übermannt. In ein paar Tagen wird Bale dann aber eine Antwort geben müssen.
Quelle: ntv.de