Referees mit genauer Anweisung Die WM bricht jetzt schon alle Zeit-Rekorde

Das Spiel England gegen Iran zieht sich wie Kaugummi.

Das Spiel England gegen Iran zieht sich wie Kaugummi.

(Foto: IMAGO/Sportimage)

27 Minuten Nachspielzeit gibt es bei dem WM-Spiel der Engländer gegen den Iran. Die irre Ausdehnung der Partie sorgt für den spätesten Treffer in der Geschichte der Fußball-WM. Auch in den anderen Spielen zeigen die Schiedsrichter Ausdauer - ganz nach Anweisung.

102 Minuten und 49 Sekunden. 104:34 Minuten. Und sogar 117 Minuten und 16 Sekunden - die alte Weisheit von Sepp Herberger gilt in Katar längst nicht mehr. Bei der Wüsten-WM dauern die Spiele viel länger als die so berühmten "90 Minuten", die FIFA greift beim Zeitschinden hart durch.

"Wir wollen nicht, dass es in einer Halbzeit nur 42 oder 43 Minuten aktives Spiel gibt, das ist nicht akzeptabel", hatte Schiedsrichterchef Pierluigi Collina kurz vor Turnierbeginn gesagt. Der Italiener rechnet in Katar mit im Schnitt "sieben, acht, neun Minuten Nachspielzeit".

Zwischen England und Iran ließ Referee Raphael Claus dann aber gleich über 27 Minuten nachspielen - 14:08 Minuten in der ersten Hälfte, und dann noch einmal 13:08 Minuten in der zweiten. Das lag natürlich auch daran, dass Irans Torwart Ali Beiranvand nach einem Zusammenprall länger behandelt und später ausgewechselt werden musste und an einem Videobeweis.

Späteste Tor der Geschichte

Doch so sahen die Fans gleich mal einen Rekord: Mehdi Taremi verwandelte den Elfmeter für den Iran zum 2:6 erst nach 102:30 Minuten. Seit der detaillierten Datenerfassung 1966 war dies das späteste WM-Tor der Geschichte in einem Spiel ohne Verlängerung. Davy Klaassen traf für die Niederlande gegen den Senegal nach 98 Minuten und 17 Sekunden - Nummer zwei dieser Liste. Und: Die vier Halbzeiten mit den längsten Nachspielzeiten bei einer WM fanden alle am Montag statt.

In Katar schauen die Schiedsrichter nicht nur beim Torjubel, bei Auswechslungen, Platzverweisen und strittigen Diskussionen ganz genau auf ihre Stoppuhr, auch die durch Überprüfungen der Videoassistenten und Verletzungsunterbrechungen verlorenen Minuten werden konsequent nachgeholt. "Ziel ist, den Zuschauern das größtmögliche Spektakel zu bieten", sagte Collina.

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Alle Teams seien im Vorfeld über das konsequente Vorgehen informiert worden, sagte Collina, damit niemand "überrascht" ist. "Stellen Sie sich ein Spiel vor, in dem drei Treffer erzielt werden. Ein Torjubel dauert normalerweise eine bis anderthalb Minuten, bei drei Toren verliert man also fünf oder sechs Minuten", sagte Collina: "Wir wollen die Nachspielzeit am Ende einer jeden Halbzeit genau berechnen."

Und so gibt es in Katar für die Fans mehr Netto vom Brutto zu sehen. So auch bei der sensationellen 1:2-Niederlage von Turnierfavorit Argentinien gegen die vermeintlich chancenlose Mannschaft aus Saudi-Arabien - da erfolgte der finale Abpfiff auch erst nach knapp nach 14 Minuten Nachspielzeit - allein für die zweite Hälfte.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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