"Es schaudert mich" Nationaltrainer vermutet FIFA-"Gehirnwäsche" bei Wenger
16.12.2022, 15:46 Uhr (aktualisiert)
Arsène Wenger, Leiter "Globale Fußball-Entwicklung" bei der FIFA.
(Foto: IMAGO/Ulmer/Teamfoto)
Trainerlegende Arsène Wenger ist seit einiger Zeit im Bereich Globale Fußball-Entwicklung für die FIFA tätig - und trifft seitdem "die dümmsten Aussagen", sagt Stale Solbakken, der Nationaltrainer Norwegens. Der ehemalige Bundesligacoach vermutet eine "Gehirnwäsche" beim einstigen Fußball-Vordenker.
Norwegens Nationalcoach Stale Solbakken hat die französische Trainerlegende Arsène Wenger massiv für dessen Engagement für den Fußball-Weltverband FIFA kritisiert. "Es schaudert mich zu sehen, dass der intelligenteste Mann der Welt, Arsène Wenger, zu dem all die Jahre aufgeschaut wurde, irgendwie einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und dass er jetzt die dümmsten Aussagen macht", sagte der frühere Bundesliga-Coach des 1. FC Köln dem norwegischen TV-Sender TV2.
Der 73 Jahre alte Wenger trainierte von 1996 bis 2018 den FC Arsenal. Seit 2019 leitet er den FIFA-Bereich "Globale Fußball-Entwicklung". Solbakken wirft ihm vor allem vor, die umstrittene Weltmeisterschaft in Katar sowie Pläne für einen neuen WM-Rhythmus alle zwei Jahre zu unterstützen. "Es ist beängstigend mit all den Leuten, zu denen wir in der Fußballwelt jahrelang aufgeschaut haben", sagte der Norweger. "Es findet gerade eine Polarisierung statt. Und ich habe Angst, dass die immer schlimmer wird."
"Ganz, ganz großer Schwachsinn"
Mit einer ganz offenbar gegen die deutsche Mannschaft gerichteten Spitze hatte Wenger in der vergangenen Woche für Ärger bei Deutschlands Weltmeistern Christoph Kramer und Per Mertesacker gesorgt. Wenger hatte gesagt, bei der WM in Katar seien die Teams schon zum Auftakt erfolgreich gewesen, die "nicht auf politische Demonstrationen fokussiert" gewesen wären. Damit spielte der langjährige Trainer des FC Arsenal offenkundig auf die Aufregung bei der DFB-Auswahl um die "One Love"-Kapitänsbinde und die Hand-vorm-Mund-Geste vor der 1:2-Startpleite gegen Japan an.
Kramer widersprach Wengers These im ZDF energisch. "Die Aussage ist komplett sinnlos, ganz, ganz großer Schwachsinn", sagte der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach. Diese Ansicht könne auch nicht wirklich Wengers Überzeugung sein. "Dafür war er viel zu lange einer der besten Trainer der Welt", sagte Kramer.
Auch der frühere Nationalspieler Per Mertesacker sah die Rolle des Franzosen beim Weltverband FIFA als Auslöser für die Äußerung des 73-Jährigen. Dass die deutsche Mannschaft ausgeschieden sei, nutze Wenger nun wohl für eine Stellungnahme pro FIFA, "um uns noch eins auszuwischen", sagte Mertesacker.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 15. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ter/dpa