Fußball

Final-Sehnsucht in Königsklasse Ajax und Spurs wollen sich "Traum erfüllen"

Hier jubelt Tottenham-Stürmer Heung-Min Son noch über sein 1:0 gegen Manchester City, im ersten Halbfinale gegen Ajax fehlt er gelbgesperrt.

Hier jubelt Tottenham-Stürmer Heung-Min Son noch über sein 1:0 gegen Manchester City, im ersten Halbfinale gegen Ajax fehlt er gelbgesperrt.

(Foto: imago images / Colorsport)

Ein Königsklassen-Halbfinale mit Seltenheitswert: Tottenham und Ajax waren schon lange in der Fußball Champions League keine große Nummer mehr. Für wen geht das Fußball-Märchen nun weiter? Das Finale in Madrid ist in Sichtweite.

Auf dieses Halbfinale in der Champions-League hätten nur die wenigsten Experten gewettet. Wenn am heutigen Dienstag (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) der Premier-League-Dritte Tottenham Hotspur in seinem jüngst eingeweihten Stadion in London den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam empfängt, treffen zwei Klubs aufeinander, die in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht zum europäischen Fußball-Adel gehörten.

Ausgangslage:

Die Youngster von Ajax Amsterdam wollen im Halbfinale der Champions League für die nächste Überraschung sorgen und ein weiteres Schwergewicht bezwingen. Mit einem respektablen Auswärtsergebnis gegen Tottenham Hotspur in London könnte der niederländische Fußball-Rekordmeister seine Finalchancen erhöhen. 24 Jahre nach dem bis dato letzten Champions-League-Triumph von Ajax startet die Mannschaft von Trainer Erik ten Hag mit Zuversicht ins erste Königsklassen-Halbfinale. Das Team um Jungstar Frenkie de Jong hatte in der K.o.-Phase bereits Titelverteidiger Real Madrid und dann Juventus Turin ausgeschaltet. Beim 4:2-Sieg gegen Vitesse Arnheim vor einigen Tagen erzielte Ajax wettbewerbsübergreifend seinen 160. Treffer in der laufenden Saison und knackte den 38 Jahre alten Rekord von Liga-Rivale AZ Alkmaar.

So könnten sie spielen

Tottenham Hotspur: Lloris - Trippier, Vertonghen, Alderweireld, Rose - Sissoko, Wanyama - Eriksen, Alli, Lucas Moura - Llorente. - Trainer: Pochettino.
Ajax Amsterdam: Onana - Mazraoui (Veltman), de Ligt, Blind, Tagliafico - Schöne, de Jong - van de Beek, Ziyech, Neres - Tadic. - Trainer: ten Hag.
Schiedsrichter: Mateu Lahoz (Spanien).

Bei Gegner Tottenham lief es zuletzt nicht mehr so gut. Das Team von Trainer Mauricio Pochettino verpatzte am Wochenende die Generalprobe und verlor in der Premier League das Londoner Derby gegen West Ham United mit 0:1. In einem der bedeutendsten Europacup-Spiele der Spurs-Klubgeschichte fehlen den Spurs ausgerechnet ihre beiden besten Torschützen. Der englische Nationalmannschaftskapitän Harry Kane ist verletzt, der frühere Bundesliga-Profi Heung-Min Son darf gelb-gesperrt nicht ran. Die Mittelfeldspieler Harry Winks und Moussa Sissoko sind angeschlagen.

Historie:

Tottenham und Ajax waren in der jüngeren Vergangenheit alles andere als Stammgäste in einem europäischen Klub-Halbfinale. Die Spurs bestreiten gar ihr erstes Halbfinale in der Königsklasse nach 57 Jahren, gewonnen haben sie den Cup noch nie. Amsterdam sicherte sich die wichtigste Vereins-Trophäe schon vier Mal, der bisher letzte Erfolg liegt aber auch schon 24 Jahre zurück. Und das bisher letzte Champions-League-Halbfinale bestritten die Niederländer 1997.

Das sagen die Beteiligten:

"Ja, Ajax ist bereit für den großen Coup", sagt Klaas-Jan Huntelaar der Welt am Sonntag. Für den früheren Stürmer von Schalke 04 wäre der Finalerfolg am 1. Juni in Madrid durchaus eine logische Folge. "Wenn wir weiter unser Spiel so wie bisher durchziehen, wird sich dieser Traum ganz sicher erfüllen", prophezeit der 35-Jährige, der meist nur noch als Joker zum Einsatz kommt. Hilfreich dabei ist die klare Ausrichtung auf dem Platz. "Für uns zählt nur eins: Wir wollen den Gegner dominieren, wir wollen immer gewinnen." Ajax-Keeper Andre Onana ist davon überzeugt, dass die Erben von Johan Cruyff auch in London wieder mit großer Leichtigkeit auftreten können. "Wir haben einen Vorteil, wir haben etwas, das für uns arbeitet: Das ist der Fakt, dass wir keinen Druck haben und nichts verlieren können", so der Kameruner Keeper.

Träumen können sie auch bei den Spurs. "Wenn man etwas erreicht, liegt es daran, dass man davon geträumt hat", sagt Trainer Pochettino. "Mit Tottenham im Halbfinale der Champions League zu sein, war vor fünf Jahren ein Traum - aber wir leben den Traum." Als Stärke identifiziert der Argentinier einen Teamgeist, "mit dem wir alles erreichen können".

Wo wird gespielt?

Im nicht mal einen Monat alten und rund eine Milliarde Euro teuren neuen Stadion der Tottenham Hotspur. Bis Samstag hatten die Spurs dort eine perfekte Bilanz. Der Klub aus Nordlondon hatte vier mal dort gespielt, vier Mal gewonnen, ohne ein Gegentor zu kassieren. Unter anderem dabei: Das erste europäische Spiel, der wichtige 1:0-Sieg gegen Manchester City im Viertelfinale der Champions League. Nun wurde das London-Derby gegen West Ham verloren und die Spurs hoffen, dass wenigstens die europäische Weste weiß bleibt.

Worüber wird vorab diskutiert?

Während Tottenham versuchte, den dritten Tabellenplatz in der Premier League zu verteidigen, hatte Ajax am Wochenende spielfrei. Eigentlich hätten die Amsterdamer am Sonntag rangemusst, aber der niederländische Verband, der KNVB, entschied sich, den gesamten Spieltag zu verschieben, damit Ajax "wenigstens zwei volle Tage Pause zwischen den Spielen" bekäme. Spurs-Coach Pochettino findet das "unfair", weil Ajax nun mehr "Zeit hat, um sich vorzubereiten". Sein Widersacher ten Hag kontert: "Wir bekommen zehn Millionen Euro für die Teilnahme an der Eredivisie. Und Tottenham bekommt viele, viele Millionen mehr in der Premier League. Ist das uns gegenüber nicht unfair?"

Alte Bekannte:

Real Madrid rausgekegelt: Ajax Amsterdam feiert nach dem 4:1 in der spanischen Hauptstadt.

Real Madrid rausgekegelt: Ajax Amsterdam feiert nach dem 4:1 in der spanischen Hauptstadt.

(Foto: www.imago-images.de)

Die Ajax-DNA ist auch in London bestens bekannt. Mit Toby Alderweireld, Jan Vertonghen, Davinson Sanchez und Christian Eriksen spielen gleich vier ehemalige Amsterdamer für Tottenham, das im Achtelfinale Borussia Dortmund ausschaltete.

Wie geht's aus?

Heimspielvorteil im neuen Stadion gegen einen Kader ohne Verletzte: Das dürfte sich ausgleichen. Zu erwarten ist ein temporeicher Offensiv-Fußball, ein 2:2 scheint realistisch. Ein Ergebnis, das alles offen lässt für das Rückspiel am 8. Mai.

Quelle: ntv.de, dbe/sid/dpa

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