
Erst im November 2023 hat Aleksandar Pavlović einen Profivertrag beim FC Bayern unterschrieben. Jetzt steht der 20-Jährige vor dem Debüt in der deutschen Fußballnationalmannschaft: Bundestrainer Julian Nagelsmann nominiert ihn für die Heim-EM. Für einen Bayern-Star bedeutet das nichts Gutes.
Es ist gerade einmal ein Jahr her, dass Aleksandar Pavlović im Herrenbereich debütiert hat. Am 10. März 2023 wird der damals 18-Jährige in der viertklassigen Regionalliga Bayern beim 3:0-Sieg des FC Bayern II gegen den TSV Buchbach eine knappe Viertelstunde vor Schluss eingewechselt. Gegen Augsburg II steht Pavlović erstmals in der Startelf, an den letzten beiden Spieltagen gegen Nürnberg II und Pipinsried absolviert er erstmals die vollen 90 Minuten. Zwölf Monate später, im Mai 2024, erreicht die Karriere des Mittelfeldspielers ihren vorläufigen Höhepunkt: Via "RTL Exclusiv" erfuhr die Nation exklusiv, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann den inzwischen 20-Jährigen in den deutschen Kader für die Heim-Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli) in diesem Sommer berufen wird.
Nach Nico Schlotterbeck von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund und Jonathan Tah von Meister Bayer Leverkusen ist Pavlović der dritte Name aus dem Aufgebot, den der Deutsche Fußball-Bund auf eine neue und ungewohnte Weise veröffentlicht: Statt alle Aufmerksamkeit auf die Kaderverkündung zu lenken, werden mehrere Spieler einzeln und vorab benannt. Über mehrere Tage wird der Fokus auf das Thema gelenkt, das EM-Fieber wird weiter angeheizt, so der Plan. Verschiedene Plattformen von Tagesschau (Schlotterbeck) über Instagram (Tah) bis "RTL Exclusiv" (Pavlović) bedienen zudem verschiedene Interessengruppen. Die offizielle Bekanntgabe des kompletten Aufgebots erfolgt dann am Donnerstag.
Seit jenen ersten Herren-Minuten gegen Buchbach geht es für Pavlović steil nach oben. In der Vorbereitung auf die laufende Saison erarbeitet sich der gebürtige Münchner einen Platz im Profikader des FC Bayern, Ende Oktober kommt er beim 8:0-Sieg des Rekordmeisters gegen Darmstadt zu seiner Bundesliga-Premiere. Am 1. November freut sich der Klub darüber, "den defensiven Mittelfeldspieler mit einem Profivertrag" ausgestattet zu haben. Drei Tage danach sammelt Pavlović beim 4:0-Erfolg bei Borussia Dortmund seinen ersten Scorerpunkt, legt Harry Kane den Treffer zum Endstand auf. Eine Woche darauf steht er beim hart erarbeiteten 4:2 gegen Heidenheim erstmals in der Startelf.
Nagelsmann kennt Pavlović aus Zeit beim FC Bayern
Ende November folgt das Champions-League-Debüt, beim 0:0 gegen den FC Kopenhagen wird Pavlović in der 64. Minute eingewechselt - nachdem er am Wochenende davor noch für Bayern II gegen die SpVgg Bayreuth aufgelaufen ist. Zum vermutlich letzten Mal in der Regionalliga Bayern. Denn der 1,88 Meter große Mittelfeldspieler empfiehlt sich schnell für höhere Aufgaben.
Trainer Thomas Tuchel nennt ihn "einen feinen Fußballer und super-feinen Kerl", RTL-Experte Lothar Matthäus adelt ihn als "Riesenspieler", traut ihm gar zu, den FC Bayern über viele Jahre zu prägen "wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Thomas Müller". Eine Perspektive, die Pavlović reizen dürfte, schließlich stammt folgender Satz von ihm: "Der FC Bayern bedeutet mir alles." Seit 2011 spielt er für den Klub, als 7-Jähriger kommt er vom SC Fürstenfeldbruck an den Campus der Münchner und durchläuft dort die Nachwuchsteams.
Angesichts dieser rasanten Entwicklung ist es kein Wunder, dass Pavlović im Frühjahr 2024 auch ins Blickfeld von Bundestrainer Julian Nagelsmann gerät. Zumal dieser das Talent aus seiner Zeit in München kennt, ihn damals schon als U19-Spieler immer wieder bei der ersten Mannschaft mittrainieren lässt.
Mit der Nationalmannschaft hat sich Pavlović zwar schon beschäftigt, aber eher perspektivisch: Nach der EM 2024 habe er entscheiden wollen, ob er künftig für die deutsche oder die serbische Auswahl auflaufen wolle: "In meiner Brust schlagen beide Herzen, meine Mutter ist Deutsche und mein Vater ist Serbe."
Was wird jetzt aus Leon Goretzka?
Im März aber muss der gebürtige Münchner diese wichtige Entscheidung vorziehen: Nagelsmann möchte ihn für die Länderspiele in Frankreich und gegen die Niederlande nominieren, auch der serbische Nationaltrainer Dragan Stojković bemüht sich um Pavlović. Der entscheidet sich für sein Geburtsland, und betont das auch explizit: Seine Wahl sei "nicht gegen die serbische Nationalmannschaft, sondern für die deutsche zu verstehen". Bei den Siegen gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) fehlt er dann jedoch im Kader. Wegen einer Mandelentzündung muss der junge Münchner auf sein Debüt im DFB-Trikot noch warten.
Für die Premiere in der deutschen Auswahl kann er sich jetzt in der EM-Vorbereitung empfehlen. Vor dem Auftaktspiel gegen Schottland am 14. Juni (Freitag, 21 Uhr/ZDF, MagentaTV und im Liveticker bei ntv.de) stehen noch die Tests gegen die Ukraine am 3. Juni (Montag, 20.45 Uhr/ARD und im Liveticker bei ntv.de) in Nürnberg und gegen Griechenland am 7. Juni (Freitag, 21 Uhr/RTL) in Mönchengladbach auf dem Plan.
Bundestrainer Nagelsmann hatte jüngst bei MagentaTV schon angedeutet, auch mittelfristig auf Pavlović setzen zu wollen: "Weil wir Richtung WM [2026] eine gewisse Perspektive und eine Mannschaft bauen wollen, die auch in der Lage ist, eine gute WM zu spielen."
Die gute Nachricht für Pavlović - nach gerade einmal sieben Monaten als Fußballprofi und 21 Einsätzen für die erste Mannschaft des FC Bayern für die EM nominiert zu sein - lassen indes schlechte Nachrichten für einen Münchner Mannschaftskollegen vermuten. Die Chance, dass Leon Goretzka nach seiner Nicht-Berücksichtigung für die Länderspiele im März nun zum Heim-Turnier in die Nationalelf zurückkehrt, ist mit der Berufung von Pavlović deutlich kleiner geworden.
Nagelsmann hatte zuletzt wiederholt betont, bevorzugt auf das Personal zu setzen, das im Frühjahr eine lange vermisste Euphorie rund um die DFB-Elf ausgelöst hatte. Goretzka gehörte nicht dazu. Pavlović besetzt nun eine der wenigen offenen Stellen, die es hinter Rückkehrer Toni Kroos & Co. noch gibt.
Quelle: ntv.de