Werder verspielt die Saisonziele Allofs streichelt seine Profis
03.11.2010, 15:32 UhrBinnen einer Woche verspielt Werder Bremen einen Großteil der Saisonziele. Nach dem Aus im DFB-Pokal ist Werder nun auch in der Champions League praktisch ohne Chance. Und auch die Hoffnung auf die Europaliga ist nur gering.
Champions-League abhaken und endlich in der Fußball-Bundesliga durchstarten: Noch auf dem Spielfeld versammelte Werder Bremens Clubchef Klaus Allofs die arg gebeutelten Profis nach dem bitteren 0:2 (0:0) gegen Twente Enschede um sich und versuchte, die konsternierten Spieler für die Liga aufzurichten. "Man muss sich auf neue Aufgaben, auf die nächsten Ziele einschwören", sagte Allofs, "das, was wir uns vorgenommen haben, haben wir verfehlt."
Bremens Boss war sofort nach Abpfiff klar, dass Werders erneuter Weg ins internationale Geschäft wohl nur noch über die Liga führen kann. Vier Gruppenspiele ohne Sieg, fünf Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten Inter Mailand und keine Rede mehr von einer möglichen Qualifikation fürs Achtelfinale. "Wir werden nun versuchen, zumindest den dritten Platz zu erreichen", sagte der 53-Jährige, der als einziger Selbstbewusstsein versprühte, auch wenn es so klingt, als wolle er die Lage schönreden.
Seelenmassage für die Profis
Doch weder Spieler noch Trainer Thomas Schaaf scheinen an den Sprung in die Europaliga zu glauben. "Ein bisschen Fantasie braucht man dazu, glaube ich", sagte Schaaf. Durch die Niederlage gegen den niederländischen Meister hat Werder auch auf Enschede drei Punkte Rückstand und zudem den direkten Vergleich verloren. Allofs gab zu: "Natürlich ist die Ausgangsposition schlecht, wenn man weiß, dass wir noch vier Punkte brauchen, um uns zu qualifizieren."
Statt kritischer Worte betrieb der Geschäftsführer aber Seelenmassage bei den Profis. "Wenn man sich viel vornimmt und als Verlierer vom Platz geht, muss man die Mannschaft aufbauen", sagte Allofs. Nach der zumindest kämpferisch starken Leistung in einem packenden Champions League-Fight muss Werder am besten schon am Sonntag in Stuttgart in der Liga wieder in die Spur zu kommen. Auch dort läuft der Tabellenelfte den eigenen Ansprüchen weit hinterher. "Wenn man die letzten Spiele sieht, kann man das so sehen", sagte Nationalspieler Marko Marin kleinlaut.
"In der Bundesliga ist noch nichts verloren"
Nach dem unglücklichen Aus im Pokal bei den Bayern (1:2), dem blamablen 2:3 in der Liga gegen Nürnberg und der enttäuschenden Pleite gegen Twente liegt Werder am Boden. "Im Moment ist es so, dass man nicht mehr viele Erwartungen an uns hat. Wir müssen jetzt zusammenstehen", forderte Schaaf. Kehrt Werder nicht schleunigst in die Erfolgsspur zurück, droht früh eine völlig verkorkste Saison. "In der Bundesliga ist noch nichts verloren. Da bin ich nicht gelassen, aber zuversichtlich", behauptete Allofs. Der Clubchef sagte aber auch: "Wir müssen besser werden."
Dabei zeigte sich Werder im Vergleich zum Nürnberg-Spiel trotz einer Not-Abwehr gegen Enschede bereits verbessert. "Das war schon ein Klassenunterschied im Vergleich zum Samstag", befand Kapitän Torsten Frings, der aufgrund zahlreicher Ausfälle von Schaaf in der Innenverteidigung aufgeboten wurde. Der Schachzug zahlte sich nicht aus. Frings sah in der 76. Minute nach einer Notbremse gegen Wirbelwind Bryan Ruiz die Rote Karte und fehlt nun zumindest am 24. November in Tottenham.
"Die Rote Karte war der Knacks", erkannte Marin. Nur kurze Zeit später sorgten der starke Nacer Chadli (81.) und Luuk de Jong (84.) mit einem Doppelschlag für die Entscheidung. Bis zur Roten Karte sah es eher nach einem Werder-Erfolg aus. "Ich war fest davon überzeugt, dass wir das schaffen", sagte etwa Per Mertesacker. Zumindest die Leistung stimmte Werder trotz der Pleite zuversichtlich. "So blöd sich das anhört: Wir müssen so weitermachen wie heute", sagte Frings.
Quelle: ntv.de, Carsten Lappe, dpa