Fußball

Fußballer im Abstiegskampf Angst vor der Schweineliga

So sehen Abstiegskämpfer aus: Die Bochumer Philipp Bönig, rechts, und Lewis Holtby.

So sehen Abstiegskämpfer aus: Die Bochumer Philipp Bönig, rechts, und Lewis Holtby.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga ist spannend wie selten. Mittendrin: Hertha, Hannover, Freiburg, Bochum und Nürnberg. Es geht um viel. Wie sagt der ehemalige Bochumer Stürmer Delron Buckley? "Zweite Liga ist Schweineliga." Ein Ausblick.

Drei Spiele noch, dann ist die Saison der Fußball-Bundesliga zu Ende. Dann wissen wir, welche beiden Teams in der kommenden Spielzeit zweitklassig sind. Und wer in zwei Spielen gegen den Tabellendritten der zweiten Liga die Zusatzchance bekommt, dem Abstieg doch noch zu entrinnen. In der Verlosung: Hertha BSC, Hannover 96, der SC Freiburg, der VfL Bochum und der 1. FC Nürnberg. Selten waren die Mannschaften am Tabellenende enger zusammen, selten war der Abstiegskampf spannender.

"Wenn die Mannschaft nicht als Mannschaft funktioniert, hat sie keine Chance": Dieter Hecking.

"Wenn die Mannschaft nicht als Mannschaft funktioniert, hat sie keine Chance": Dieter Hecking.

(Foto: picture alliance / dpa)

1. FC NÜRNBERG. 28 Punkte, 29:51 Tore. Bei der Klassenkampfkonkurrenz in Freiburg haben die Nürnberger in der vergangenen Woche verloren, was zur Folge hatte, dass sie nun genauso viele Punkte haben wie der VfL Bochum und der SC Freiburg, nämlich 28. Nun kommt am Samstag Borussia Dortmund ins Frankenstadion. Die Gäste wollen sich noch für den Europapokal qualifizieren. Überraschenderweise ergibt sich daraus die Konstellation, dass beide Mannschaften unbedingt gewinnen müssen.

Immerhin: Dieter Hecking, der die Nürnberger seit Ende Dezember als Nachfolger von Aufstiegstrainer Michael Oenning trainiert, ist Experte in Sachen Abstiegskampf. Und Experte in Sachen Durchhalteparolen. "Wenn die Mannschaft nicht als Mannschaft funktioniert, hat sie keine Chance. Ich gehe davon aus, dass wir uns gegen Dortmund wieder als Mannschaft und nicht als Einzelbaustellen präsentieren."

Und so geht's aus: Genau wissen wir das natürlich auch nicht. Aber mit einem Blick aufs Restprogramm – in der nächste Woche beim Hamburger SV und am letzten Spieltag gegen den ambitionslosen 1. FC Köln mit Zwei-Tore-Stürmer Podolski – tippen wir: Der Club bleibt auch am Ende der Saison da, wo er jetzt ist – auf Platz 15.

"Das ist doch alles Schwachsinn und treibt mir nicht den Puls hoch": Heiko Herrlich.

"Das ist doch alles Schwachsinn und treibt mir nicht den Puls hoch": Heiko Herrlich.

(Foto: picture alliance / dpa)

VFL BOCHUM. 28 Punkte, 32:56 Tore. Abstiegskampf ist kein Spaß. Abstiegskampf macht nervös, bisweilen Angst und im besten Fall kampfeslustig. Von daher ist der VfL Bochum ganz gut aufgestellt, zumindest, was seinen Trainer betrifft. Heiko Herrlich gibt sich vor dem Spiel heute ab 20.30 Uhr gegen den VfB Stuttgart ungewohnt impulsiv und vermutet – Achtung Ablenkungsmanöver! – den Feind unter den Journalisten.

Die hatten nach dem erschreckend schwachen Auftritt der Bochumer bei der 0:2-Niederlage in Köln darauf hingewiesen, dass der Auftritt der Bochumer erschreckend schwach war und so gar nichts mit dem zu tun hatte, was der Zuschauer von einer Mannschaft erwartet, die auch in der nächsten Saison in der ersten Bundesliga Fußball spielen will. Zumal es sich um eine Mannschaft handelt, die nun neun Spiele hintereinander nicht gewonnen hat.

Ein Woche ist das jetzt her, Heiko Herrlich aber ist mit der Kritik, die im Kern darauf zielt, dass sich der VfL Bochum leidenschaftslos seinem Schicksal ergibt, ganz und gar nicht einverstanden. "Das ist doch alles Schwachsinn und treibt mir nicht den Puls hoch. Jetzt fängt es doch erst richtig an". Jetzt fängt es erst richtig an? Das ist eine gewagte Interpretation der Lage – zumal es auch schon wieder ganz schnell vorbei ist. Immerhin: Heiko Herrlich ist zwar neu im Geschäft, aber Durchhalteparolen kann er auch. "Mein Gefühl sagt mir, dass die Mannschaft sich mit aller Macht gegen den Abstieg wehren wird."

Und so geht's aus: Keine Ahnung. Der VfL könnte sich vornehmen, ähnlich energisch aufzutreten wie sein Trainer. Dann klappt's auch mit dem Klassenerhalt. Ein Problem könnte sein, dass die Stuttgarter, die heute im Ruhrstadion gastieren, keine wirklich schlechte Rückrunde spielen. Und dass es dann zum FC Bayern geht. Bleibt das Abstiegsendspiel am letzten Spieltag gegen Hannover. Daher die Prognose: Bochum muss in die Relegation.

"Zweite Liga ist Alltag": Robin Dutt.

"Zweite Liga ist Alltag": Robin Dutt.

(Foto: picture alliance / dpa)

SC FREIBURG. 28 Punkte, 29:56 Tore. Die Freiburger dürfen sich rühmen, der entspannteste Klub im Keller der Liga zu sein. Anders als für die anderen Beteiligten wäre der Abstieg keine Katastrophe – weil sie stets damit rechnen. Und so drescht Trainer Robin Dutt vor der Partie am Sonntag gegen den Immer-noch-Deutschen-Meister VfL Wolfsburg auch keine Phrasen, sondern lehnt sich zurück und sagt: "Wenn andere Vereine absteigen, stehen sie kurz vor dem finanziellen Chaos. Wir sind finanziell so aufgestellt, dass wir in der ersten Liga nur einen unterdurchschnittlichen Etat haben, in der zweiten Liga aber einen sehr guten."

Das klingt entspannt, ist es auch. Robin Dutt kann sich seines Arbeitsplatzes sicher sein. "Unser Ziel ist es, so viele Jahre wie möglich in der ersten Liga zu spielen – ohne zu verkennen, dass die zweite Liga unser Alltag ist." Von wegen Schweineliga. Außerdem spielen sie in der nächsten Woche noch beim ambitionslosen 1. FC Köln mit Zwei-Tore-Stürmer Podolski.

Und so geht's aus: Nach dem wichtigen Sieg gegen den 1. FC Nürnberg in der vergangenen Woche sind die Freiburger im Aufwind. Und wer die Sache so unverkrampft und ohne Druck aus dem Umfeld angeht, der hat gute Aussichten auf Erfolg. Die schaffen das.

"Wir werden alles dafür tun, die Schmach in ein anderes Bild zu setzen": Mirko Slomka.

"Wir werden alles dafür tun, die Schmach in ein anderes Bild zu setzen": Mirko Slomka.

(Foto: picture alliance / dpa)

HANNOVER 96. 27 Punkte, 34:63 Tore. Tja. Erst gewinnen die Hannoveraner gegen den FC Schalke 04, dann gehen sie beim FC Bayern München mit 0:7 unter. Kontinuität sieht anders aus, auch bei den Trainern. Mirko Slomka ist bereits der dritte Übungsleiter in dieser Saison. Und mit dem ist Präsident Martin Kind auch nicht zufrieden. "Wir haben mit Slomka einen Perspektivtrainer geholt. Der erhoffte Effekt ist aber nicht eingetreten." Anders als in Freiburg hätte "ein Abstieg dramatische Folgen". Sagt Kind. Was er damit meint: Die Verträge von insgesamt 16 Spielern laufen aus. Und die sind dann wohl im Falle des Falles weg.

Morgen müssen sie in Leverkusen spielen. Und eben jener Slomka hat nach dem Debakel in München einen Plan: "Wir werden alles dafür tun, die Schmach in ein anderes Bild zu setzen und etwas mitzunehmen." Und eine Forderung: " "Ich erwartet von jedem Spieler eine Top-Einstellung." Klingt verdammt nach Durchhalteparole.

Und so geht's aus: Ob den Hannoveranern noch einmal so eine Überraschung wie beim Sieg gegen Schalke gelingt, ist fraglich – aber nicht unmöglich. Am vorletzten Spieltag gastiert Borussia Mönchengladbach im Niedersachsenstadion, ein Gegner, der jenseits von Gut und Böse im Mittelfeld der Tabelle steht. Was folgt, ist der Showdown am letzten Spieltag: Dann geht es zum VfL Bochum. Sie haben es also in der Hand.

Ungekrönter König: Friedhelm Funkel.

Ungekrönter König: Friedhelm Funkel.

(Foto: picture alliance / dpa)

HERTHA BSC. 23 Punkte, 32:51 Tore. Kommen wir zum ungekrönten König aller Durchhalteparolenaufsager. Aber was soll Friedhelm Funkel auch machen. Seit der die Mannschaft von Lucien Favre übernommen hat, steht die Mannschaft am Tabellenende. Und es spricht - abgesehen hiervon - wenig dafür, dass sich daran in dieser Saison etwas ändert.

Helfen würde also – erst einmal – ein Sieg gegen den FC Schalke 04 am Samstag. "Wir werden nicht aufgeben und das Letzte aus uns herausholen. Warum sollen wir gegen Schalke nicht gewinnen. Irgendwann muss der Heimspiel-Fluch doch zu Ende gehen." Sagt Funkel.

Die Gelsenkirchener allerdings spielen um ihre letzte Chance im Kampf um die Meisterschaft. Überraschenderweise ergibt sich daraus die Konstellation, dass beide Mannschaften unbedingt gewinnen müssen. Das hatten wir doch schon mal.

Und so geht's aus: Die Herthaner können sich auf das Lokalderby gegen Union Berlin freuen.

Das Restprogramm der Kellerklubs

Sp.HerthaFreiburgHannoverNürnbergBochum
32.Schalke (H)Wolfsburg (H)Leverkusen (A)Dortmund (H)Stuttgart (H)
33.Leverkusen (A)Köln (A)Gladbach (H)Hamburg (A)Bayern (A)
34.Bayern (H)Dortmund (H)Bochum (A)Köln (H)Hannover (H)

Quelle: ntv.de

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