Fußball

Bugattis, Millionen und Eto'o Anschis skurrile Fußball-Welt

Suleiman Kerimov (M) finanziert den Fußball-Wahnsinn names Anschi Machatskala.

Suleiman Kerimov (M) finanziert den Fußball-Wahnsinn names Anschi Machatskala.

(Foto: dpa)

Ein 1000-PS-Bugatti zum Geburtstag, 20 Millionen Euro Jahresgehalt, netto, und 1500 Kilometer Anreise zu Heimspielen, Halbzeitbesuche in der Schiedsrichterkabine: Selbst für russische Verhältnisse sind die Zustände bei Hannovers Europaliga-Gegner Anschi äußerst skurril.

Samuel Eto'o ist der Superstar und den zahlreichen Stars, die Anschi inzwischen zum Kommen überredet hat.

Samuel Eto'o ist der Superstar und den zahlreichen Stars, die Anschi inzwischen zum Kommen überredet hat.

(Foto: dpa)

Samuel Eto'o hat eine spektakuläre Dachterrasse - mit wunderbarem Panoramablick über Moskau, freie Sicht auf Kreml und Roten Platz inklusive. Der Superstar von Anschi Machatschkala residiert in der russischen Hauptstadt in einem Luxus-Apartment auf 1000 Quadratmetern, mit Wellnesslandschaft und eigenem Koch - für rund 80.000 Euro Miete im Monat. Eto'o ist der Lieblingsspieler von Suleiman Kerimow, Multi-Milliardär und Besitzer von Anschi. Kerimow zahlt die Miete von Eto'o, auch den Leibwächter und den Chauffeur - und er überweist seinem Günstling im Jahr rund 20 Millionen Euro Gage. Netto, versteht sich.

Der Kameruner Eto'o ist das kickende Aushängeschild von Anschi, dem wohl skurrilsten Klub Russlands, offiziell beheimatet in einer der ärmsten Regionen des Landes. Eto'o (früher Inter Mailand und FC Barcelona) lebt und trainiert wie seine Mitspieler in Moskau. Nur zu den "Heimspielen" in Russlands Liga jettet der 31-Jährige mit den anderen Stars wie Lassana Diarra (früher Real Madrid) oder Juri Schirkow (früher FC Chelsea) die rund 1500 Kilometer nach Dagestan am Kaspischen Meer. Es ist fast so, als würde der FC Bayern seine Spiele in Madrid austragen.

Geld ist im Überfluss vorhanden

Hannover setzt auf Bestbesetzung

Hannover 96 will das Europa-League-Rückspiel gegen Anschi Machatschkala in Bestbesetzung bestreiten. Trainer Mirko Slomka schloss taktische Überlegungen wegen der Ligapartie gegen den Hamburger SV zwei Tage später aus. "Zum Taktieren ist das Spiel gegen Anschi nicht geeignet. Wir wollen eine Runde weiter kommen und dem Gegner alles abverlangen", sagte der 96-Coach. Nach der 1:3-Niederlage im Hinspiel benötigt der Bundesligist für den Einzug ins Achtelfinale mindestens einen 2:0-Erfolg.

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Nach Abpfiff verlassen Anschis Edelkicker die Krisenregion im Nordkaukasus, wo es nur wenig Perspektiven aber viele Anschläge gibt, wieder so schnell wie möglich. Seit zwei Jahren schüttet Kerimow, der seine Milliarden mit Öl, Silber und Bankgeschäften verdient hat, seinen Klub mit Geld nur so zu. Rund 150 Millionen Euro investierte der Klub in den vergangenen beiden Spielzeiten in neue Spieler - zuletzt holte Sportdirektor Roberto Carlos den Brasilianer Willian für 35 Millionen von Schachtjor Donezk. "Kerimow kann praktisch alles", sagt Roberto Carlos, "wenn der Besitzer von Anschi einen Spieler kaufen will, dann tut er das auch."

Carlos war der erste Star, der vor zwei Jahren dem Ruf der Kerimow-Millionen folgte. Mittlerweile hat er seine Karriere beendet und ist ins Management des Klubs aufgestiegen. Aber die Geschichten über seinen 38. Geburtstag sind längst legendär. Zunächst stand ein über 1000 PS starker und eine Million Euro teurer Bugatti vor seiner Luxuswohnung, am Abend wurde in einem Edel-Klub ordentlich gefeiert - inklusive Exklusiv-Auftritt des US-Rappers Flo Rida. Doch das Image des steinreichen Retortenklubs ist den Verantwortlichen langsam unangenehm, Roberto Carlos will die Botschaft des Klubs verändern, "damit die Leute nicht mehr denken, zu uns kommen die Spieler nur des Geldes wegen".

Immer wieder Unregelmäßigkeiten

Doch nicht nur wegen der hohen Verdienstmöglichkeiten ist der Klub in Russland äußerst unbeliebt. Immer wieder kommt es bei Anschis Spielen zu Unregelmäßigkeiten und merkwürdigen Schiedsrichterentscheidungen, schon öfter hat der Verband Ermittlungen eingeleitet. In der Vorsaison sollen muskelbepackte Männer sogar einmal in der Halbzeit eines Spiel die Kabine des Referees gestürmt haben.

Startrainer Guus Hiddink geht es nicht um die exzellenten Verdienstmöglichkeiten, sondern um exzellente Perspektiven.

Startrainer Guus Hiddink geht es nicht um die exzellenten Verdienstmöglichkeiten, sondern um exzellente Perspektiven.

(Foto: dpa)

Über diese Zustände lächelt der neue Trainer Guus Hiddink souverän hinweg. Der Niederländer soll mit rund einer Million Euro pro Monat entlohnt werden und sagt: "Es geht nicht nur um kurzfristigen Erfolg. Der Verein will nachhaltig in Infrastruktur und die Entwicklung des Fußballs in der Region investieren, das ist das Entscheidende."

Traditionsklubs wie Spartak oder Lokomotive Moskau können mit Anschi schon jetzt nicht mehr mithalten. Eto'o will sich aus Moskau unbedingt mit einem Titel verabschieden. Platz genug für eine Trophäe hat er ja in seiner Wohnung.

Quelle: ntv.de, sid

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