Fußball

Deutschland verliert in Düsseldorf Argentinien nimmt den Weltmeister auseinander

Die gute Nachricht ist: Deutschland darf seinen WM-Titel behalten.

Die gute Nachricht ist: Deutschland darf seinen WM-Titel behalten.

(Foto: imago/Team 2)

Das war so eigentlich nicht gedacht: Argentinien spielt die deutsche Nationalmannschaft in Düsseldorf in Grund und Boden und gewinnt klar mit 4:2. Vor allem ein Rückkehrer in die DFB-Elf enttäuscht.

Einen „weltmeisterlichen Abend“ hatte Bundestrainer Joachim Löw für den ersten Auftritt des DFB-Teams nach dem WM-Triumph von Rio in Aussicht gestellt. Es folgte eine große Ernüchterung. Gegen Vize-Weltmeister Argentinien kassierte sein DFB-Team in Düsseldorf nach einer lange Zeit indiskutablen Defensivleistung eine 2:4-Heimniederlage. Höhepunkt vor 51.192 nur anfangs euphorisierten Zuschauern blieb aus deutscher Sicht die Verabschiedung der drei zurückgetretenen Weltmeister Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose. Sie wurden vor dem Spiel mit Ovationen gefeiert – und nicht erst nach dem Anpfiff vermisst.

Spielerisch und kämpferisch blieb das Löw-Team im ersten Spiel als amtierender Weltmeister weit unter WM-Niveau. Die Argentinier, im WM-Finale nach Verlängerung mit 0:1 unterlegen, führten beim Debüt von Nationaltrainer Gerardo Martino nach Toren von Sergio Agüero (20.) und Erik Lamela (40.) schon zur Pause mit 2:0. Anteil daran hatte auch Rückkehrer Mario Gomez. In seinem ersten Länderspiel seit August 2013 vergab der Stürmer in der ersten Halbzeit drei hochkarätige Chancen. Bei seiner Auswechslung in der 56. Minute wurde er mit Pfiffen verabschiedet.

Da hatte sich die deutsche Misere schon fortgesetzt. Direkt nach Wiederanpfiff erhöhte Innenverteidiger Federico Fernandez (47.) auf 3:0. Die Vorarbeit zu allen drei Toren hatte in Abwesenheit des verletzten Weltfußballers Lionel Messi jeweils Angel di Maria geleistet, der in der 50. Minute selbst zum 4:0 erhöhte. Das WM-Finale hatte der 26-jährige Flügelspieler verpasst. Die nachträgliche Erleichterung darüber war im früh ernüchterten Düsseldorf Publikum phasenweise greifbar.

DFB sprach vom "Spiel der Spiele"

Ratlos: Mario Götze und Marco Reus.

Ratlos: Mario Götze und Marco Reus.

(Foto: dpa)

Die Tore von Andre Schürrle (52.) und Mario Götze (78.)  zum 2:4-Endstand änderten nichts mehr daran, dass sich für Löw auch als Weltmeister-Trainer eine kuriose Serie fortsetzte. In den bisherigen vier Duellen mit Argentinien hatte Löw zwei Siege gefeiert, im WM-Viertelfinale 2010 und im WM-Endspiel 2014. Die beiden Freundschaftsspiele gegen die „Albiceleste“ verlor er trotz Heimvorteils. So war es auch in Düsseldorf.

Die Superlative des DFB, der die Partie im Stadionmagazin vorab zum „Spiel der Spiele“ erklärt hatte, konterkarierte Löw in Düsseldorf mit einer jener berühmten Aufstellungen, die in dieser Besetzung nie mehr im DFB-Trikot zusammenspielen werden. Neben Benedikt Höwedes bildeten mit dem BVB-Trio Erik Durm, Matthias Ginter und Kevin Großkreutz drei Weltmeister die Viererabwehrkette, die in Brasilien keine Minute zum Einsatz gekommen waren. Entsprechend agierte die DFB-Abwehr gegen Argentinien auch, weil es zudem auf der von Christoph Kramer und Toni Kroos gebildeten Doppelsechs im Mittelfeld nach den Ausfällen von Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira an einem Defensivstrategen fehlte.

Torwart Manuel Neuer brauchte lange, bis er sich einen diesmal fatalen Reflex abgewöhnt hatte. Um das Spiel nach gegnerischen Torchancen mit raschen Abwürfen wie gewohnt zu beschleunigen, fehlte es Deutschlands Fußballer des Jahres in Düsseldorf an gedankenschnellen Mitspielern. Marco Reus fand als nomineller Zehner keine Bindung zum Spiel - Schürrle und Kroos agierten oft unkonzentriert und übermotiviert. Gomez blieb im Sturm glücklos. In der zweiten Halbzeit stand für Neuer der Dortmunder Roman Weidenfeller im Tor. Er kassierte binnen fünf Minuten zwei Gegentore. Nach 50 Minuten war die Neuauflage des WM-Finals  entschieden.

Messi nur als Phantom mit dabei

Anzeichen dafür, dass es ein gebrauchter Abend werden könnte, hatte es schon vor Spielbeginn gegeben. Erst wurde statt Argentiniens Sergio Agüero vom Stadionsprecher fälschlicherweise Lionel Messi in die Startelf gestellt und sogar auf der Leinwand gezeigt, obwohl der viermalige Weltfußballer gar nicht mit nach Düsseldorf gereist war. Dann wurde das für die Nationalhymnen engagierte Blasorchester beim Einmarsch vom Rasensprenger durchnässt.

Trotzdem schwappte nach nicht einmal vier Minuten die erste Begeisterungswelle durchs Stadion. Das deutsche Publikum bei Länderspielen hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erworben, bei den Kosten für die Tickets ebenso wenig zu geizen wie mit Unmutsbekundungen bei unzureichendem Spaßfaktor auf dem Rasen. Nicht selten waren auch in der Ära Löw ganze Spielpassagen mit Klangteppichen unterlegt, die primär aus Pfiffen bestanden.

In Düsseldorf hätte es bereits nach 20 Minuten Anlass für Pfeifkonzertchen gegeben, als dem DFB-Team nach dem Rückstand durch Sergio Agüero immer mehr die Spielkontrolle entglitt. Stattdessen entschieden die Fans, Ballbesitz für Argentinien schweigend hinzunehmen und bei deutschen Angriffen mit euphorischem Jubel die Erinnerung daran zu verdrängen, dass das Schönste am WM-Finalduell beider Teams das Siegtor von Mario Götze gewesen war. Doch so schön wie in Rio de Janeiro am 13. Juli 2014 wurde es in Düsseldorf trotz der späten Aufholjagd nicht mehr. Es wurde nur weniger blamabel, als nach 50 Minuten zu befürchten gewesen war.

Quelle: ntv.de

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