"Darf keinerlei Zweifel geben" Auch Klubs machen nach Protesten Druck auf die DFL
08.02.2024, 19:04 Uhr
Tennisbälle gehören in den letzten Tagen zum Fußball dazu.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im Dezember beschließen 36 Klubs unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga, dass einem Investor die Tür in den Fußball geöffnet werden soll. Die Entscheidung ruft zahlreiche Fanszenen auf die Barrikaden, auch die Wahlprozedur sorgt nicht nur unter Anhängern für Skepsis. Nun entsteht eine neue Dynamik.
Die Deutsche Fußball Liga kämpft um ihr heftig umstrittenes Investorenprojekt - aber eine Bewegung für eine Neuabstimmung gewinnt immer mehr Dynamik. Mindestens 5 der 36 DFL-Vereine haben sich bis zum Donnerstagnachmittag dafür ausgesprochen oder offen dafür gezeigt, nochmals und diesmal transparent ein Votum abzugeben. Die Fanproteste in den Stadien werden offensichtlich gehört.
"Wir sind weiterhin der Auffassung, dass die Abstimmung im Dezember illegitim war und nachvollziehbar wiederholt werden muss", sagte Robin Krakau, Vorstand des Muttervereins von Hannover 96, dem NDR. "Die Stimme aus Hannover sollte dabei von vornherein als Nein gewertet werden." Schließlich war die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit mit 24 Stimmen zustande gekommen - wobei offen blieb, ob 96-Investor Martin Kind die Weisung des Vereins umgesetzt hat, gegen das Projekt zu stimmen. Dies hätte das Ergebnis möglicherweise gekippt.
"Hat es noch nie gegeben"
Nach Hannover und Präsident Claus Vogt vom VfB Stuttgart fordert inzwischen auch dessen Amtskollege Dirk Zingler (Union Berlin) eine Wiederholung der geheim durchgeführten Abstimmung. "Wir tun hier etwas, was es im deutschen Profifußball noch nie gegeben hat und was ihn verändern wird. Wenn wir damit Erfolg haben wollen (...), darf es keinerlei Zweifel an der Rechtmäßigkeit der dafür notwendigen Abstimmungen geben", sagte Zingler der "Welt".
Der Karlsruher SC schloss sich an: Er befürwortet "ganz klar eine erneute Abstimmung. Bei einer so wichtigen und langfristigen Entscheidung dürfen keine Zweifel aufkommen, ob die demokratische Meinungsbildung korrekt zustande gekommen ist", sagte Geschäftsführer Michael Becker. Der VfL Osnabrück fordert, dass es "jenseits von Personenwahlen zukünftig keine geheimen Abstimmungen geben sollte". Der "als intransparent wahrgenommene Prozess" rufe Kritik hervor, betonte Geschäftsführer Michael Welling. Hertha BSC zeigt ebenfalls Sympathien dafür, "sich mit dem Prozedere der Abstimmung in transparentem Rahmen" auseinanderzusetzen, ergo: neu abzustimmen.
DFL kritisiert Protest und lädt zum Dialog
Die DFL beharrt auf ihren Argumenten und fordert die aktiven Szenen auf, ihre Proteste nicht auf dem Rücken aller Fans auszutragen. Selbstverständlich werde Kritik in den Kurven akzeptiert, teilte die DFL in einer fast 1000 Wörter langen Stellungnahme mit - nicht im Sinne des Sports sei jedoch, wenn Protest "zulasten der Mannschaften und des sportlichen Wettbewerbs" gehe und Spiele nicht regulär ausgetragen werden können: "Das beeinträchtigt nicht zuletzt Millionen Fans."
Die DFL lädt daher zum Dialog ein. Die Proteste gegen eine "strategische Partnerschaft" und damit der Beteiligung eines Investors an künftigen Einnahmen waren zuletzt intensiver geworden. Am Samstag erzwangen Fans von Hertha BSC in der 2. Liga mit einem Tennisball-Regen eine mehr als 30-minütige Unterbrechung des Topspiels gegen den Hamburger SV. Auch in der Bundesliga wurden mehrere Spiele unterbrochen.
Die DFL erklärte, ihr Präsidium habe Fan-Organisationen und -Bündnisse zu weiteren Gesprächen eingeladen. Nicht jeder Austausch könne garantieren, dass alle im Anschluss einer Meinung seien: "Sowohl die DFL als auch die Klubs respektieren, wenn Fangruppierungen das gewählte Modell ablehnen. Allerdings gehört zu einem sportlichen Umgang untereinander, dass die Argumente des Gegenübers gehört werden."
Es folgten ausführliche Erläuterungen zu mehreren Kritikpunkten. So erhalte ein Investor - im Rennen sind noch CVC und Blackstone - "keinen Einfluss auf den sportlichen Wettbewerb, Anstoßzeiten, Spielorte, Ligazusammensetzung oder andere sportliche Fragen". Das Modell 50+1 sei nicht in Gefahr.
Quelle: ntv.de, ter/sid