Fußball

Magath ansonsten gegen Trend Auch Wolfsburg klaut Talente

Abgesehen davon, dass Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg nun nach Hoffenheimer Vorbild ebenfalls einen 13-Jährigen verpflichtet, schert sich Trainermanager Felix Magath wenig um Trends und kauft munter Spieler ein. Die anderen setzen hingegen auf jung, gut und möglichst billig.

Er kann gehen: Sotirios Kyrgiakos, noch im Sommer von Felix Magath nach Wolfsburg geholt.

Er kann gehen: Sotirios Kyrgiakos, noch im Sommer von Felix Magath nach Wolfsburg geholt.

(Foto: dpa)

Ein Transfertrend in der Fußball-Bundesliga ohne Felix Magath? Gibt es nicht. Kaum hat die TSG Hoffenheim mit der Verpflichtung eines 13-Jährigen Schlagzeilen gemacht, legen die Wolfsburger in Sachen Talenteklau nach. Alexander Laukart wechselt im Sommer vom FC St. Pauli in die U-15-Mannschaft des VfL. Der Junge ist dann 14 Jahre alt. Und ausnahmsweise war der Wolfsburgs Trainermanager wohl nicht die treibende Kraft, zumindes nicht nach offizieller Version. "In diesem Fall sind die Eltern aktiv auf uns zugekommen", sagte Fabian Wohlgemuth, der das Nachwuchszentrum leitet.

Er berichtet, Klubs aus ganz Deutschland seien an Laukart interessiert gewesen. Die Eltern hätten sich bewusst für den verhältnismäßig kurzen Umzug ins 170 Kilometer entfernte Wolfsburg entschieden. Zudem gilt das dortige Nachwuchszentrum als eines der führenden in Deutschland. Die A-Jugend war im Sommer deutscher Meister geworden. Auch St. Paulis Jugendchef Joachim Philipkowski hatte eingeräumt, das eigene Leistungszentrum könne strukturell nicht mit dem Wolfsburger mithalten.

Zuvor hatte sich Hoffenheim unter anderem vom Uefa-Präsidenten Michel Platini Kritik wegen der Verpflichtung des 13 Jahre alten Nico Franke von Tennis Borussia Berlin gefallen lassen müssen. "Dass Spieler für U-15-Mannschaften von anderen Vereinen verpflichtet werden, ist gängige Handlungspraxis", sagte hingegen Wohlgemuth. Demnach kämen jedes Jahr etwa fünf auswärtige Jugendspieler zum VfL. "Klubs wie Wolfsburg oder Hoffenheim sind bei ihrer Jugendarbeit natürlich in wesentlich größerem Maße auf auswärtige Spieler angewiesen als Klubs aus Ballungsgebieten, wo die Wege viel kürzer sind."

Magath wacker gegen den Trend

Bis Alexander Laukart in der Bundesligamannschaft der Wolfsburger spielt, dürfte noch ein Weilchen vergehen - wenn er den Sprung überhaupt schafft. Bis es so weit ist, arbeitet Felix Magath hartnäckig daran, in der Winterpause seinen kompletten Kader auszutauschen. Und in diesem Fall arbeitet er wacker gegen den Trend. Denn während sich die Konkurrenz in Zurückhaltung übt, geben die Wolfsburger fröhlich die VW-Millionen aus.

Bisher, und das kann sich bis zum 31. Januar, wenn die Transferperiode endet, minütlich ändern, hat der VfL für insgesamt 21,5 Millionen Euro sieben neue Spieler gekauft. Teuerster Neuer ist Giovanni Sio, der für 5,8 Millionen Euro vom FC Sion aus der Schweiz kam, für den Portugiesen Vieirinha kassiert der griechische Klub PAOK Saloniki 4,5 Millionen Euro und der Tschechen Petr Jiracek von Viktoria Pilsen kostet vier Millionen Euro.

"Ich habe nachgeschaut, was ich in den letzten Monaten so gemacht habe. Ich bin zufrieden, wie sich der Kader entwickelt hat. Bis zum heutigen Tag habe ich mich in dem Etat bewegt, der von unserem Aufsichtsrat im Sommer aufgestellt wurde", erklärte Magath der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung". Wie VW-Boss Martin Winterkorn verlauten ließ, soll es sich dabei um 20 Millionen Euro handeln. Die Abgänge der aussortierten Stürmer Patrick Helmes und Srdjan Lakic sowie von Abwehrspieler Sotirios Kyrgiakos sollen auf der anderen Seite für Einnahmen sorgen. Alles im finanziellen Lot also, wohl dem, der einen potenten Automobilkonzern im Rücken hat.

Jung, talentiert und vor allem bezahlbar

Zur Einordnung: Alle 18 Erstligavereine zusammen investierten bisher 33 Millionen Euro, davon überwies Bayer Leverkusen allein 7,5 Millionen Euro an den VfB Stuttgart, damit Bernd Leno dauerhaft das Tor des Werksklubs hüten darf. Die anderen Klubs setzten hingegen auf einen neuen Trend. Früher war das so: Ein Verein merkt in der Winterpause, dass es nicht so läuft. Die Fußballmannschaft steht in der Tabelle der Bundesliga nicht da, wo sie stehen sollte. Womöglich droht der Abstieg, dass Verpassen des Europapokals oder sonstiges Ungemach. Die Verantwortlichen kratzten das letzte Geld zusammen und holten zwei, drei alte Haudegen, auf dass die Erfahrung dieser Spieler die Wende zum Guten bringe.

Nun nutzen die Vereine die Winterpause weniger für Notkäufe als vielmehr dazu, ihr Geld für junge Spieler mit guten Aussichten auszugeben. Vielleicht dürften die Wolfsburger deshalb auch Probleme haben, Kandidaten wie Helmes und Kyrgiakos an den Mann zu bringen. Sie entsprechen nicht mehr dem Anforderungsprofil der meisten Vereine. Die suchen Personal, das jung, talentiert und vor allem bezahlbar ist. Und weil deutsche Talente mittlerweile sehr begehrt und sehr teuer sind, kommen die Neuen meist aus dem Ausland.

Spieler wie der 18 Jahre alte Liechtensteiner Sandro Wieser vom FC Basel oder den 20-jährigen Innenverteidiger Stefan Thesker, der bisher in der zweiten niederländischen Liga für Fortuna Sittard kickte, und nun bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag stehen. Oder Mikael Ishak, 18 Jahre alt, der bisher in der zweiten schwedischen Liga für Assyriska FF Södertälje stürmte und nun beim 1. FC Köln spielt. Oder Gotoku Sakai, japanischer Außenverteidiger, 20 Jahre alt und nun in Diensten des VfB Stuttgart. Oder Jungs wie Alexander Laukart oder Nico Franke. Der verdient bei den Hoffenheimern dem Vernehmen nach 250 Euro im Monat.

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

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