Von Schottland bis CuraçaoAuf den letzten Metern spuckt die WM-Quali den Wahnsinn aus

Das Teilnehmerfeld für die XXL-WM 2026 ist nach einem dramatischen letzten Spieltag so gut wie komplett. ntv.de liefert den Überblick, für alle, die ihn verloren haben - von Deutschland bis Curacao.
Hochdramatisch geht die WM-Qualifikation in der Nacht zu Mittwoch zuende. Curacao, Haiti und Panama buchen die letzten direkten Startplätze für die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Nicht weniger Drama bietet der Quali-Abschluss in Europa. Schottland stürzt Dänemark in letzter Sekunde - und beendet 10.011 Tage des Wartens. In Asien trifft der Irak in der 17. Minute der Nachspielzeit vom Elfmeterpunkt und zerstört die WM-Hoffnungen der Vereinigten Arabischen Emirate. ntv.de reist mit Ihnen um die Welt - und stellt alle 42 der 48 feststehenden WM-Teilnehmer vor.
Europa (12 Direkt-Startplätze + 4 Startplätze via Playoff): Europa bekommt bei der Mammut-WM mit 48 Teams ein Drittel aller Startplätze. 12 der 16 Tickets sind seit gestern Abend an die Sieger der Quali-Gruppen verteilt. Die vier weiteren Startplätze werden erst im März in Playoffs zwischen den zwölf Gruppenzweiten und den vier Gruppensiegern der Nations League ermittelt.
Gruppe A: Deutschland qualifiziert sich trotz der 0:2-Auftaktschlappe in der Slowakei am Ende souverän für die Endrunde. Jeweils zwei glanzlose Siege gegen Nordirland und Luxemburg ebnen den Weg, das beeindruckende 6:0 im Rückspiel gegen die Slowakei am Montagabend markiert den versöhnlichen Abschluss der Qualifikation. Neben der Slowakei darf auch Nordirland über den Umweg Nations League an den Playoffs teilnehmen.
Gruppe B: Die Schweiz schafft den Weg nach Nordamerika ohne Niederlage. Die Eidgenossen sind zum sechsten Mal in Serie für die WM qualifiziert. Überraschungsteam Kosovo lässt im Kampf um Platz zwei überraschend Slowenien und die enttäuschenden Schweden hinter sich. Der Fallschirm Nations League rettet Schweden trotz einer grottenschlechten Quali-Bilanz die Teilnahme an den Playoffs.
Gruppe C: Schottland schockt Dänemark in buchstäblicher letzter Sekunde: 10.011 Tage nach dem letzten WM-Spiel 1998 sind die "Bravehearts" endlich mal wieder bei der Endrunde dabei. Der 4:2-Sieg gegen Dänemark hievt Schottland auf Platz eins - Dänemark muss in die Playoffs.
Gruppe D: Fünf Siege und ein Unentschieden sammelt Frankreich auf dem lockeren Weg zur WM-Teilnahme. Nur beim 2:2 in Island patzen "Les Bleus". Hinter Frankreich wird die Ukraine, die ihre Heimspiele in Polen austragen muss, Zweiter. Island verpasst die Playoffs im direkten Duell mit der Ukraine, Aserbaidschan ist chancenlos.
Gruppe E: Spanien zaubert sich durch eine anspruchsvolle Gruppe mit EM-Viertelfinalist Türkei und EM-Achtelfinalist Georgien. Für die Türken reicht es immerhin zu einem klaren zweiten Platz - inklusive 2:2-Ausrufezeichen im letzten Quali-Spiel in Spanien.
Gruppe F: Troy Parrott! So heißt der neue irische Volksheld. Erst zwei Tore gegen Portugal, dann erzielt der Stürmer alle drei Treffer beim Last-Minute-3:2-Sieg in Ungarn - und hievt Irland in die Playoffs. Portugal bucht das direkte WM-Ticket mit einem 9:1-Sieg über das bemitleidenswerte Armenien.
Gruppe G: Die Niederlande kommt gegen Polen zweimal nicht über ein 1:1 hinaus, bucht das WM-Ticket am Ende aber dennoch locker. Weil Polen zwischenzeitlich in Finnland verliert, müssen sich Robert Lewandowski & Co. mit den Playoffs begnügen.
Gruppe H: Mit Ach und Krach zittert sich Österreich erstmals nach 1998 wieder zur WM. Im Entscheidungsspiel gegen Bosnien-Herzegowina erlöst Michael Gregoritsch die Österreicher mit dem Tor zum 1:1-Endstand. Bosnien-Herzegowina geht in die Playoffs. Rumänien lässt das eigene Potenzial nur beim 1:0-Heimsieg gegen Österreich aufblitzen. Trotz Platz drei darf der letztjährige EM-Achtelfinalist dank der Nations League an den Playoffs teilnehmen.
Tormonster Haaland pflügt durch die Quali
Gruppe I: Was für eine Dominanz! Norwegen gewinnt sämtliche acht Spiele, erzielt 37 Tore und bügelt Italien gleich doppelt ab (3:0 und 4:1). Erling Haaland erzielt in der Quali alleine 16 Tore und könnte auch bei der Endrunde zum Schrecken gegnerischer Abwehrspieler werden. Italien muss zum dritten Mal in Folge in die Playoffs - und hofft darauf, erstmals seit 2014 die WM zu erreichen und erstmals seit dem WM-Finale 2006 in Berlin wieder ein K.-o.-Spiel bei einer Endrunde bestreiten zu können.
Gruppe J: Belgien lässt am letzten Spieltag mit einem erwartbaren 7:0 gegen Liechtenstein die Verfolger aus Wales und Nordmazedonien hinter sich. Die dürfen beide in die Playoffs: Wales als Gruppenzweiter nach dem 7:1-Erfolg im direkten Duell, Nordmazedonien ist dank der Nations League dabei.
Gruppe K: England schafft den Sprung zur WM ohne Gegentor. Mal mit Glanz, wie beim 5:0 in Serbien, meistens mit Krampf, wie beim 1:0 in Andorra. Trainer Thomas Tuchel ist trotz der makellosen Quali alles andere als unumstritten. Albanien arbeitet unterdessen am WM-Debüt, bucht die Playoffs dank vier Punkten im direkten Duell mit enttäuschenden Serben, die vor der WM 2022 ihre Quali-Gruppe noch vor Portugal gewonnen hatten, jetzt aber brutal abstürzen.
Gruppe L: Kroatien, bei den vergangenen beiden WM-Endrunden im Finale und Halbfinale, lässt nur beim 0:0 in Tschechien Punkte liegen, gewinnt ansonsten jedes Spiel. Tschechien ist in den Playoffs. Die Färöer erspielen sich Respekt - dank zweier Heimsiege gegen Montenegro und Tschechien.
Italien wieder in den Playoffs
In den Playoffs werden vier Turnierbäume gebildet - jeweils mit Halbfinale und Finale. Dazu wird eine Nation aus Lostopf 1 gegen ein Team aus Topf 4 gelost. Die Mannschaft aus Topf 1 hat Heimrecht. Danach wird eine Nation aus Topf 2 gegen ein Team aus Topf 3 gelost - und hat ebenfalls im Heimrecht. Das Heimrecht für das Finale wird ausgelost. Die Ziehung der Kugeln ist am morgigen Donnerstag.
WM-Teilnehmer aus Europa: Deutschland, Schweiz, Schottland, Frankreich, Spanien, Portugal, Niederlande, Österreich, Norwegen, Belgien, England, Kroatien
Playoff-Teilnehmer: Italien, Dänemark, Türkei, Ukraine (Topf 1), Polen, Wales, Tschechien, Slowakei (Topf 2), Irland, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo (Topf 3), Rumänien, Schweden, Nordmazedonien, Nordirland (Topf 4)
Kap Verde erstmals qualifiziert
Afrika (9 Startplätze + 1 Startplatz für Interkontinental-Playoff): Bislang durfte Afrika fünf Teilnehmer zur WM schicken, jetzt sind es mindestens neun. Schon seit Oktober stehen alle neun Gruppensieger fest.
Marokko, 2022 im Halbfinale, hat sich genau wie Tunesien und Senegal zum dritten Mal in Folge qualifiziert. Ghana ist ebenfalls ein Dauerbrenner. Seit dem Debüt 2006 haben die "Black Stars" nur die Ausgabe 2018 in Russland verpasst. Außerdem sind Ägypten, mit Superstar Mohamed Salah, und Algerien, erstmals seit dem denkwürdigen Achtelfinale 2014 gegen Deutschland, qualifiziert. 2014 war auch die Elfenbeinküste zum bislang letzten Mal dabei, 2026 kehren die Ivorer zurück. Genau wie Südafrika, das seit der Heim-WM 2010 keine Quali mehr gemeistert hatte.
Die größte Überraschung ist allerdings die Qualifikation der "Blauen Haie". Kap Verde nimmt erstmals an einer WM-Endrunde teil - in der Qualifikation hat überraschend Kamerun das Nachsehen.
Das Playoff-Turnier der vier besten Gruppenzweiten - Nigeria, Gabun, Kamerun und die Demokratische Republik Kongo - entscheidet überraschend die Demokratische Republik Kongo für sich - und qualifiziert sich damit für das Interkontintental-Playoff im März. Nach dem verlorenen Elfmeterschießen wirft Nigeria der DR Kongo Voodoo-Zauberei vor.
WM-Teilnehmer aus Afrika: Marokko, Tunesien, Algerien, Ghana, Ägypten, Südafrika, Senegal, Elfenbeinküste, Kap Verde
Debütanten Jordanien und Usbekistan
Asien (8 Startplätze + 1x Interkontinental-Playoff): Asien schickt mindestens vier Teilnehmer mehr als bisher zum Finalturnier. Diese große Chance für Debütanten haben Jordanien und Usbekistan bereits im Sommer genutzt. Außerdem schafften Japan, Südkorea, Australien und Iran frühzeitig den Sprung über den großen Teich. Im Oktober sicherten sich Katar und Saudi-Arabien mit Heimvorteil-Hilfe WM-Tickets.
Über einen langen, beschwerlichen Weg versucht auch der Irak, das WM-Ticket zu buchen. Im Rückspiel der Hoffnungsrunde gegen die Vereinigten Arabischen Emirate setzt sich der WM-Teilnehmer 1986 auf dramatische Art und Weise mit 2:1 durch. In der 17. (!) Minute der Nachspielzeit sorgt ein verwandelter Handelfmeter für irakische Ekstase. Nach dem 1:1 im Hinspiel bringt dieses Tor den Irak zu den Interkontinental-Playoffs, die im März in Mexiko ausgetragen werden.
WM-Teilnehmer aus Asien: Japan, Südkorea, Iran, Australien, Jordanien, Usbekistan, Katar, Saudi-Arabien
Curacao surft die "Blaue Welle"
Nord-, Mittelamerika und Karibik (6 Direkt-Startplätze + 2x Interkontinental-Playoff): Neben den drei Gastgebern USA, Mexiko und Kanada schickt der Concacaf-Verband noch drei weitere Teilnehmer zur WM 2026.
Panama gelingt auf den letzten Drücker der Sprung zur WM. Das 3:0 gegen El Salvador hievt Panama an Suriname vorbei. Zum ersten Mal seit 52 Jahren ist auch Haiti qualifiziert - obwohl das Land seit vier Jahren kein Heimspiel mehr bestritten hat, wegen der prekären Sicherheitslage im Land. Nicht zu vergessen ist Curacao, die wohl größte WM-Sensation aller Zeiten. Mit nur 150.000 Einwohnern wird die autonome Insel des Königreichs Niederlande zum kleinsten Teilnehmer aller Zeiten. Ein dramatisches 0:0 in Jamaika macht das blaue Wunder der "Blauen Welle", wie das Nationalteam genannt wird, perfekt. In allerletzter Sekunde bekommt Jamaika einen Elfmeter zugesprochen, der aber nach Videostudium zurückgenommen wird.
Über den Umweg Playoffs kann neben Jamaika auch Suriname noch das WM-Ticket buchen. Das wäre eine ähnlich große Sensation wie das WM-Ticket für Curacao. Suriname hatte eigentlich schon alles verspielt, liegt 0:3 in Guatemala zurück und trifft in der 93. Minute zum Ehrentreffer. Das Tor spült Suriname doch noch in die Playoffs, weil parallel Costa Rica und Honduras 0:0 spielen. Ein Tor, egal für wen, hätte die Ausgangslage komplett verändert. In Mittelamerika und der Karibik regiert bis zum Schluss der völlige Quali-Irrsinn.
Südamerika (6 Direkt-Startplätze + 1x Interkontinental-Playoff): In Südamerika ist die Qualifikation bereits seit September beendet. Argentinien gibt sich als amtierender Weltmeister keine Blöße, verliert aber trotzdem doppelt so viele Spiele (4) wie das zweitplatzierte Ecuador (2). Daneben qualifizieren sich auch Kolumbien, Uruguay, Brasilien und Paraguay problemlos für die Endrunde. Bolivien überholt am letzten Spieltag durch einen Sieg über Brasilien noch Venezuela und springt auf Platz sieben, der zur Teilnahme an den Interkontinental-Playoffs im März berechtigt. Neben Venezuela sind Peru und Chile ausgeschieden.
WM-Teilnehmer aus Südamerika: Argentinien, Ecuador, Kolumbien, Uruguay, Brasilien, Paraguay
Ozeanien (1 Direkt-Startplatz + 1x Interkontinental-Playoff): Nach der Aufstockung auf 48 Teilnehmer hat der ozeanische Verband erstmals einen sicheren Startplatz erhalten. Neuseeland hat bereits im März den Quali-Sieg fix gemacht und muss erstmals in der Verbandsgeschichte nicht in ein Playoff. Im Finalspiel der Ozeanien-Quali besiegen die "All Whites" Neukaledonien mit 3:0. Die Mannschaft aus dem französischen Überseegebiet darf sich im März in den Interkontinental-Playoffs versuchen.
WM-Teilnehmer aus Ozeanien: Neuseeland
Interkontinental-Playoff (2 Startplätze): Im März spielen in Mexiko (das Mini-Turnier dient als Testlauf für die WM) sechs Teams um die letzten zwei Startplätze. Einzig Europa ist bei diesem letzten Quali-Turnier nicht vertreten. Die DR Kongo und der Irak sind für die Playoff-Finalspiele gesetzt, müssen also nur eine Partie gewinnen für das WM-Ticket. Bolivien, Neukaledonien, Jamaika und Suriname müssen vorab Halbfinalspiele absolvieren. Die Partien werden - genau wie die Europa-Playoffs - am Donnerstag ausgelost.
Teilnehmer Interkontinental-Playoff: DR Kongo, Irak (gesetzt), Jamaika, Bolivien, Suriname, Neukaledonien (ungesetzt)