Hamburg in der Europaliga Aufrecht aus der Krise
01.04.2010, 14:48 UhrDas Team zerstritten, Trainer Bruno Labbadia angeschlagen, die Ergebnisse miserabel - wenig spricht beim Hamburger SV noch für sportliche Erfolge. Wäre da nicht das Finale der Europa Liga am 12. Mai im eigenen Stadion, für das vor dem Viertelfinal-Hinspiel heute gegen Standard Lüttich alle Kräfte gebündelt werden sollen.

"Ich habe großen Glauben an die Mannschaft": Bruno Labbadia.
(Foto: dpa)
Krise war gestern, jetzt ist Europaliga. Der Hamburger SV will die internationale Fußball-Bühne nutzen, um aus dem Kriechgang der vergangenen Wochen in die aufrechte Haltung zu wechseln. Heute ab 21.05 Uhr kreuzt Belgiens Meister Standard Lüttich auf und gibt dem HSV Gelegenheit, die am Montag in einer einstündigen Aussprache zwischen Team, Trainer und Vorstand beschlossenen Konsequenzen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.
"Wir haben die einmalige Chance, ein Europapokal-Finale im eigenen Stadion zu spielen", beschwor HSV-Vorsitzender Bernd Hoffmann das angeschlagene Team mit Blick auf den 12. Mai. Zunächst aber stehen die Hanseaten lediglich im Viertelfinale. Von der Papierform, so frohlockten sie nach der Auslosung, hätten sie jedoch den leichtesten Rivalen erwischt. Zwar ist Standard Lüttich amtierender Meister, doch als Achter der Jupiler Pro League hat das Team von Trainer Dominique D'Onofrio die Meisterrunde verpasst. Die HSV-Fans streiten sich schon, wer denn im Halbfinale pflegeleichter sei: der VfL Wolfsburg oder FC Fulham.
Lediglich drei Siegen in elf Spielen
Nach der Mager-Bilanz in der Bundesliga-Rückrunde mit lediglich drei Siegen in elf Spielen und dem erschütternden Auftritt jüngst bei Borussia Mönchengladbach geht der HSV nur bedingt als Favorit ins Rennen. Trainer Bruno Labbadia, der sich noch vor Monaten auf Europa-Vorstellungen seines Teams freute, wird jetzt eher von Alpträumen geplagt. "Lüttich ist nicht umsonst belgischer Meister geworden", warnt der 44-Jährige. "Sie sind unglaublich diszipliniert, setzen gefährliche Konter und haben eine sehr geordnete Abwehr." In der Europaliga verblüfften die unter anderen Panathinaikos mit einem 3:1-Auswärtssieg.
Abwehrspieler Guy Demel bezeichnete die Stimmung nach dem Krisengipfel als gut. "Wir können zeigen, welche Qualität in der Mannschaft steckt", meint der Ivorer und fordert: "Wir müssen zu null spielen." Trotz aller Kritik wegen zuletzt mangelhafter Leistungen und glaubt Demel an eine baldige Wende. "In ein paar Wochen wird das anders aussehen."
"Jeder muss Verantwortung übernehmen"
Für Labbadia ist das Erreichen des Halbfinales nach dem Holper-Fußball seiner Mannen in den Vorwochen geradezu Pflicht. Aus der Schusslinie kann sich der nicht mehr unumstrittene Trainer, dem schon Bundestrainer Joachim Löw als Nachfolger im Nacken sitzen soll, nur mit positiven Resultaten bringen. "Jeder muss Verantwortung übernehmen", fordert Labbadia auch von sich. "Was den Kopf und das Fußballerische betrifft, haben wird einiges gemacht. Ich habe großen Glauben an die Mannschaft." Die Kritik der vergangenen Tage sei an ihm abgeprallt. "Ich bin total fokussiert auf bevorstehende Aufgaben", meint der Trainer. "Wir lassen uns von anderen Dingen nicht von unserem Weg abbringen."
Klub-Chef Hoffmann hat den Kampfauftrag bereits formuliert: "Wir werden den Eindruck korrigieren, dass eine Stagnation oder gar Rückentwicklung stattgefunden hat." Der Vorstandsvorsitzende hat dem Trainer nochmals in Erinnerung gerufen, dass er trotz aller Verletzungsausfälle über "einen exzellenten Kader" verfüge. Offenbar, so Hoffmann, verkrafte das Team die Doppelbelastung von Bundesliga und Europapokal nicht, um in der Meisterschaft einen Angriff auf die Champions-League-Plätze starten zu können. Mittelfeldspieler Zé Roberto versucht seinen Chef zu beruhigen: "Viele denken, der HSV ist tot. Aber das wird nicht passieren."
Auch Ruud van Nistelrooy ist wieder tatendurstig. Nachdem er in der Partie gegen Mönchengladbach vor den Augen des niederländischen Bondscoaches Bert van Marwijk gegen seinen Willen ausgewechselt worden war, macht der Torjäger nun wieder auf Versöhnung. "Mit einem Sieg können wir alles drehen", meint van Nistelrooy und hat damit im schnelllebigen Fußball-Geschäft irgendwie recht.
Hamburger SV - Standard Lüttich, 21.05 Uhr
Hamburg: Rost - Rincon (Demel), Boateng, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Zé Roberto - Pitroipa, Trochowski - van Nistelrooy, Petric
Lüttich: Bolat - Marcos, Ramos, Mangala, Pocognoli - Witsel - Dalmat, Carcela-González, Jovanovic - de Camargo, Mbokani
Schiedsrichter: Atkinson (England)
Quelle: ntv.de, dpa/sid