Fußball

Anschlag auf Mannschaftsbus BVB-Boss Watzke zweifelt an Tatmotiv

Der BVB-Bus wurde bei dem Anschlag stark beschädigt.

Der BVB-Bus wurde bei dem Anschlag stark beschädigt.

(Foto: Ina Fassbender/dpa)

Der mutmaßliche Attentäter Sergej W. soll aus Habgier gehandelt haben, als er am 11. April einen Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund verübt. Für den Boss des Fußball-Bundesligisten ergibt das keinen richtigen Sinn.

Er heißt Sergej W., er ist 28 Jahre alt und er gilt als dringend tatverdächtig, am 11. April den Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund verübt zu haben. Aus Habgier. So vermuten es die Ermittler. Der gelernte Elektriker soll mit geliehenem Geld am Tag der Attacke, unmittelbar vor dem Champions-League-Heimspiel der Schwarzgelben gegen den AS Monaco, Put-Optionen gekauft haben, um am sinkenden Kurs der BVB-Aktie nach dem Anschlag zu verdienen. Dafür wollte er laut Bundesanwaltschaft möglichst viele Spieler des BVB töten. Ob der Deutsch-Russe allerdings tatsächlich von diesem Motiv geleitet wurde? Nun, BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hegt daran Zweifel.

Einen Tag vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin erklärt der 57-Jährige laut "Bild" bei einer Talkrunde im Axel-Springer-Haus: "Das kommt mir sehr obskur vor. Ich finde das wirklich krank. Lass den möglichen Gewinn meinetwegen 200.000 Euro betragen, wenn alles funktioniert hätte. Und dafür dieser logistische Aufwand: Du musst das Material für die Bombe beschaffen, musst sie bauen, musst sie platzieren. Gepaart mit der Ungewissheit, ob das alles wirklich so kommt wie geplant, und mit dem Risiko, einen Großteil deines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Für 200.000 Euro? Das ergibt für mich keine innere Logik."

Watzke, so sagt er, sei sich nicht sicher, ob da nicht noch andere Motive dabei waren. Er betonte aber, keinen Zugang zu irgendwelchen Ermittlungsergebnissen zu haben. "Vielleicht ist der Typ aber wirklich komplett durchgeknallt." Um sich selbst ein Bild von dem mutmaßlichen Angreifer zu machen, würde Watzke ihn sogar im Gefängnis besuchen wollen. "Das habe ich mir schon überlegt. Lust hätte ich schon irgendwie."

Mitte Mai hatte das Bundeskriminalamt (BKA) einem Bericht der "Welt" zufolge neue, belastende Beweise gegen Sergej W. gefunden. Demnach stießen die BKA-Ermittler in der Wohnung des Deutsch-Russen auf mehrere Unterlagen. Einige der Dokumente seien in russischer Sprache und kyrillischer Schrift verfasst. Es soll sich um Notizen zu Anschlagsplanungen und dem später verwendeten Zünder handeln. Bei dem Anschlag war Dortmunds Innenverteidiger Marc Bartra an der Hand schwer verletzt worden und musste operiert werden. Viele Spieler des BVB klagen über psychische Nachwirkungen des Angriffs.

Der Anwalt des Tatverdächtigen hatte zuletzt erklärt, sein Mandant bestreite die Tat. Der mittlerweile in ein nordrhein-westfälisches Gefängnis verlegte W. hat zum Tatvorwurf bisher geschwiegen. Weil sich der Terrorismus-Verdacht zerschlagen hatte, gab der Generalbundesanwalt das Verfahren wieder ab. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft führt nun die Ermittlungen. "Ihm wird weiterhin versuchter Mord und die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen", sagte eine Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Quelle: ntv.de, tno

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