Mit Reus und Götze gegen die Bayern BVB bastelt an goldener Zukunft
06.01.2012, 15:03 UhrDer FC Bayern München bleibt zwar der Branchenführer der Bundesliga, doch der Meister aus Dortmund versucht ernsthaft, sich als Nummer zwei im deutschen Fußball zu etablieren. Und sendet mit der Verpflichtung von Marco Reus ein starkes Signal - an die Konkurrenz und die eigenen Spieler.
Da jubelt die Südtribüne und der neutrale Beobachter nickt anerkennend. Marco Reus wechselt von Borussia Mönchengladbach zur Namenscousine nach Dortmund, und angeblich bemüht sich der Deutsche Fußballmeister darum, Nuri Sahin von Real Madrid zurückzuholen. Das klingt nach goldenen Aussichten und so mancher Fan des BVB träumt schon davon, dass die Dortmunder in der kommenden Saison mit Sven Bender, Nuri Sahin, Marco Reus, Shinji Kagawa und Mario Götze auflaufen. Und mit diesem jungen und spielerisch starken Mittelfeld ähnlich spektakulär auftrumpfen wie in der Titelgewinnsaison.
In der Tat senden die Dortmunder mit der Verpflichtung von Marco Reus ein Signal. Nach außen, an die Konkurrenz in der Bundesliga: Seht her, hochbegabte junge Spieler wechseln nicht zwangsläufig zum FC Bayern. Und nach innen, an das eigene Personal: Seht her, wir verstärken unser Team. Ihr habt keinen Grund, den Verein zu wechseln. Guten Fußball gibt's auch hier. Und gutes Geld ebenfalls, wenn auch weniger als in München. Es sind die glänzenden Perspektiven, die den Verein so attraktiv machen. Das weiß auch Mario Götze, 19 Jahre alt. "Ich freue mich auf einen weiteren Topspieler beim BVB."
"Vielleicht den Schritt nicht zugetraut"
Die Münchner hatten sich ebenfalls intensiv um den 22 Jahre alten Nationalspieler bemüht, der als eines der größeren Talente in Europa gilt. Es dürfte sie gewurmt haben, dass der gebürtige Dortmunder demnächst in Dortmund spielt, auch wenn Sportdirektor Christian Nerlinger via "Bild"-Zeitung verlauten ließ, die Bayern seien "in keiner Weise enttäuscht". Verteidiger Holger Badstuber, ebenfalls 22 Jahre alt, gibt da schon einen tieferen Einblick ins Seelenleben des Branchenführers, wenn er in derselben Postille verkündet: "Vielleicht hat er sich den Schritt zu Bayern nicht zugetraut, weil er als junger Spieler dringend Spielpraxis braucht." Klingt nicht so, als sei ihnen die Sache mit Marco Reus gleichgültig.
Dabei dürfte es ihnen nur Recht sein, dass mit den Dortmundern ein Mitbewerber ernsthaft versucht, sich längerfristig als Nummer zwei zu etablieren. Konkurrenz belebt das Geschäft, niemand weiß das besser als der FC Bayern. Und gegen starke nationale Gegner lässt es sich besser für den angestrebten Erfolg in der Champions League üben. Sorgen, dass sie ihren Status als Nummer eins im Land verlieren, müssen sich die Münchner erst einmal nicht machen. Oder um mit Ottmar Hitzfeld zu sprechen, der beide Mannschafte trainiert hat: "Ich glaube, dass Borussia Dortmund jetzt und in Zukunft der größte Konkurrent des FC Bayern ist. Einen Machtwechsel kann ich mir aber nicht vorstellen. Bayern hat das größere Budget und noch viel mehr Möglichkeiten."
"Völliger Quatsch und blanker Unsinn"
Das könnte sich vielleicht schon bei der angeblichen Rückholaktion von Nuri Sahin zeigen. Der 23-Jährige war in der Meistersaison auf der Sechserposition vor der Abwehr so etwas wie der Kopf der Mannschaft, er galt als der verlängerte Arm des Trainers Jürgen Klopp. Im Sommer wechselte er für die vertraglich festgeschriebene Ablöse von zehn Millionen Euro zu Real Madrid und ist dort, so heißt es, nach langer Verletzungspause nicht glücklich und kommt bisher bei den Königlichen nicht über eine Rolle als Reservist hinaus. Dortmunds Geschäftsführer, Hans-Joachim Watzke, stellte in den "Ruhrnachrichten" aber klar: "Wir führen keine Gespräche, weder mit Real Madrid noch mit Nuri Sahin." Und Sportdirektor Michael Zorc bezeichnete die Meldungen als "völligen Quatsch und blanken Unsinn".
Das könnte auch am Geld hängen. Die 17 Millionen Euro für Marco Reus bedeuteten den zweitteuersten Transfer der Vereinsgeschichte, den der Klub nach eigenen Angaben aus Verkaufserlösen und Einnahmen aus der Champions League begleichen will. Nur vor zehn Jahren, als die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund noch mit Geld nur so um sich warfen und damit letztlich den Verein ruinierten, überwiesen sie 50 Millionen Deutsche Mark, also ungefähr 25 Millionen Euro, für den Brasilianer Marcio Amoroso an den AC Parma. Aber dass Marko Reus und Mario Götze in der kommenden Saison das interessanteste, technisch feinste und wohl schnellste Mittelfeld der Liga bilden, ist kein Traum.
Quelle: ntv.de