Fußball

Bessere Werte als Kane & Co. BVB bekommt es mit Europas heißestem Torjäger zu tun

Jedes Spiel ein Tor - so gut ist die Quote von Viktor Gyökeres.

Jedes Spiel ein Tor - so gut ist die Quote von Viktor Gyökeres.

(Foto: IMAGO/Avant Sports)

Auf Borussia Dortmund wartet das nackte Grauen: Das Tormonster, das sich durch alle europäischen Fußball-Statistiken frisst. Viktor Gyökeres ist der Topscorer von Champions-League-Gegner Sporting Lissabon. Und stellt den mehr als wackligen BVB vor eine schier unüberwindbare Aufgabe.

34 Tore und 7 Vorlagen. Für diese Top-Scorerwerte hat Viktor Gyökeres 34 Spiele gebraucht. Der 26-Jährige von Sporting Lissabon schießt also im Schnitt in jedem Spiel in der Champions League, der portugiesischen Liga sowie den Pokal-Wettbewerben ein Tor. In etwa jeder fünften Partie legt er zusätzlich einem Teamkollegen einen Treffer auf.

Borussia Dortmund weiß also sehr genau, gegen wen sie da in den Playoffs der Champions League (21 Uhr/Amazon Prime und im ntv.de-Liveticker) bestehen müssen: ein Tormonster. In bisher sieben Champions-League-Spielen dieser Saison traf Gyökeres sechsmal. Eine Mammutaufgabe für die BVB-Abwehr im ersten Königsklassen-Spiel unter Neu-Trainer Niko Kovac. Der lobte die Entwicklung des Schweden mit ungarischen Wurzeln als "fantastisch". Und konstatierte, dass sein Team ihm im Kollektiv entgegentreten muss. "Einer allein wird Probleme haben."

Das erleben Wochenende für Wochenende die portugiesischen Klubs: Mit 22 Toren und vier Vorlagen in 20 Ligaspielen hat Gyökeres eine mit Harry Kane vergleichbare Quote aufzuweisen, der in 19 Bundesliga-Spielen 21-mal traf und acht Vorlagen gab. Dass der Stürmer von Sporting im Kampf um den Goldenen Schuh für Europas besten Torjäger nur auf Rang acht gelistet wird, hängt mit der portugiesischen Liga zusammen. Diese wird mit einem Faktor von 1,5 gewertet, die Bundesliga oder auch die Premier League aber haben den Faktor 2 - es soll schwerer sein, dort zu treffen und das wird entsprechend stärker von der UEFA belohnt.

Schon im Kalenderjahr 2024 hatte der 1,89 Meter große Stürmer die Konkurrenz in den Schatten gestellt. Mit 62 Toren in 63 Partien für Sporting und die schwedische Nationalmannschaft war er der erfolgreichste Torjäger des Jahres. Es war die beste Ausbeute seit 2021. Zum Vergleich: Harry Kane traf 31-mal.

Amorim macht Gyökeres zum Erstliga-Spieler

Dass Gyökeres noch nicht bei einem Topklub spielt, hängt mit seiner Entwicklung zusammen. Er ist ein Spätstarter. Kämpfte sich jahrelang von Leihe zu Leihe, seitdem er 2018 mit 19 Jahren aus Schweden zu Brighton & Hove Albion gewechselt war. In der Premier League spielte er gar nicht, denn die Briten schickten ihren Spieler auf die Reise. Seine erste Station war da der FC St. Pauli. In der 2. Bundesliga bekam er 26 Einsätze, 7 Tore und 4 Vorlagen waren Gyökeres' Ausbeute. Okay, aber ausbaufähig. Er musste weiterziehen, zu Swansea City in die 2. Englische Liga und von dort zu Ligakonkurrent Coventry City, von dem er für gerade einmal 1,2 Millionen Euro Ablöse gekauft wurde. In 121 Zweitligaspielen brachte es der Schwede auf 41 Tore. Genug, um Ruben Amorim auf sich aufmerksam zu machen. Der Trainer, der sich gerade am zugrunde gehenden Manchester United aufreibt, wie Richard Jolly fantastisch aufgeschrieben hat, war da noch sportlich verantwortlich für Sporting.

Amorim suchte einen Torjäger und der Klub nahm für seine Verhältnisse richtig Geld in die Hand. 2023 wechselte Gyökeres für 24 Millionen Euro nach Lissabon. Zum ersten Mal bekam er die Chance, in einer ersten Liga sein Können zu zeigen. Mit immerhin schon 25 Jahren. Offenbar ein Ansporn und Schub für die Karriere. Denn 43 Tore und 15 Vorlagen in 50 Pflichtspielen trugen maßgeblich dazu bei, dass Sporting am Saisonende die Meisterschaft feiern konnte.

Seine Scorer-Werte sind seit dem vergangenen Sommer nicht schlechter geworden, Sporting führt die Liga an, verändert hat sich der Trainer - das allerdings schon mehrfach. Auf Ruben Amorim, der gegen seinen anfänglichen Willen doch mitten in der Saison in die Premier League wechselte, folgte Joao Pereira. Doch weil dieser in acht Spielen nur drei Siege erzielen konnte und Sporting sogar die Tabellenführung verlor - ausgerechnet an den Stadtrivalen Benfica - musste er nach nur 44 Tagen wieder zurück zum B-Team. Sporting investierte, kaufte Rui Borges von Vitoria Guimaraes frei - und seitdem läuft es wieder deutlich besser. Tabellenführung in Portugal zurückerobert. Die Playoffs in der Champions League als vorletztes Team gerade so erreicht - trotz Niederlage gegen RB Leipzig, der einzige Sieg der Sachsen.

BVB-Profis zeigen Selbstbewusstsein

Offensivfußball, das ist es, was Borges wie zuvor schon Amorim von seinem Team sehen will. Gut, dass sie Gyökeres haben. Schlecht für die Gegner - an diesem Dienstagabend eben den BVB. Innenverteidiger Waldemar Anton kontert die Topwerte mit Selbstbewusstsein: "Ja, er macht viele Tore, aber ich glaube, jeden Stürmer kann man verteidigen." Nun, zu null spielte der BVB zuletzt Ende November in der Champions-League-Gruppenphase gegen Dinamo Zagreb.

Dortmunds Kapitän Emre Can setzt deswegen auf Serhou Guirassy. Der sei genauso wie Gyökeres ein "Topstürmer". Und entsprechend müsste sich Sporting ja auch fragen, "wie sie ihn stoppen". Für den 28-Jährigen stehen in bislang 27 Pflichtspielen dieser Saison 18 Tore und 5 Vorlagen zu Buche. Die Abrechnung folgt dann nach dem Rückspiel in der kommenden Woche (19. Februar, 18.45 Uhr/DAZN und im ntv.de-Liveticker).

Gyökeres wird wohl in Topliga wechseln

Gyökeres steht inzwischen auf den Listen der europäischen Topklubs, gegen den BVB könnte er sich weiter in den Fokus spielen. Der Marktwert des Schweden, der im Juni 2022 für die Nationalmannschaft debütierte, steht laut transfermarkt.de inzwischen bei satten 75 Millionen Euro. Er soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von 100 Millionen Euro im Vertrag stehen haben. Kurz vor dem Jahreswechsel gab es aber Berichte, dass Sporting dem Stürmer zugesichert hat, er könne für 75 bis 85 Millionen Euro wechseln. Die Rede ist von einem "Gentlemen's Agreement".

Vereinsintern würde die Summe für einen Transferrekord sorgen. Sportings bisher teuerster Spieler ist Bruno Fernandes, der 2020 für 65 Millionen Euro zu Manchester United gewechselt war. Trainer Amorim brachte elf Millionen Euro ein - und will zukünftig wieder mit Gyökeres arbeiten? "Gyökeres ist ein Spieler von Sporting, das ist ein großartiger Verein. Er hat viel für den Klub getan und muss einfach bleiben und die Saison im Verein beenden", hatte Amorim einen Winter-Kauf des Schweden mit seinem eigenen Wechsel ausgeschlossen. Er hatte die Zusage gegeben, seinem Ex-Klub zumindest vorerst nicht weiter zu schaden.

Für die zahlungskräftigen Premier-League-Klubs aber wäre die kolportierte Ablösesumme im anstehenden Sommer fast ein Schnäppchen. Gleichzeitig würde Gyökeres zu einem der 15 teuersten Mittelstürmer der Historie aufsteigen. Ein Wiedersehen mit seinem Förderer Amorim aber dürfte es nicht so schnell geben. Schließlich dümpelt Manchester United in den Abgründen der Premier League herum, wird sich nicht für die Champions League qualifizieren können und auch Europa League und Conference League scheinen endlos weit entfernt. Die Torgefahr von Gyökeres ist für Größeres gemacht. Erst einmal muss der BVB versuchen, diese Gefahr zu minimieren. Statistisch gesehen ist das bei einem Tor pro Spiel, das der Stürmer erzielt, eine schier unmögliche Aufgabe.

Quelle: ntv.de

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