Fußball

Klassiker mit vertauschten Rollen BVB empfängt Bayern - als Favorit

Zum Spitzenspiel des 7. Spieltags heißt Borussia Dortmund ab 17.30 Uhr (live im n-tv.de Ticker) den kriselnden Rekordmeister FC Bayern willkommen und geht erstmals seit Jahren nicht als ambitionierter Außenseiter in die Partie. Fünf Ligasiege in Folge mit oft begeisterndem Offensivfußball machen den BVB zum Favoriten - zumal die Bayern zum Siegen verdammt sind.

Bayern-Coach Louis van Gaal hat sein Team für das Spiel in Dortmund kokett zum Außenseiter erklärt, hat damit aber absolut Recht.

Bayern-Coach Louis van Gaal hat sein Team für das Spiel in Dortmund kokett zum Außenseiter erklärt, hat damit aber absolut Recht.

(Foto: dpa)

Acht Jahre war es her, dass Borussia Dortmund in der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs stand, bevor in dieser Spielzeit der Sprung in die Europa League glückte. Fünf Jahre mussten vergehen, ehe Dortmund endlich wieder ein Revierderby auf Schalke gewann. Sieben Jahre, ehe Dortmund in der Tabelle wieder auf Platz zwei kletterte. Doch um ein Bundesligaduell zwischen dem BVB und Rekordmeister FC Bayern zu finden, in das die Dortmunder favorisiert gehen, muss man sogar bis Mitte der 1990er Jahre zurückgehen. Unter genau diesen Vorzeichen wird das Duell zwischen dem Zweiten aus Dortmund und dem Elften aus München aber heute um 17.30 Uhr (live im n-tv.de Ticker) angepfiffen.

Weit mehr als die Frage nach dem Favoritenstatus quält die Bayern dabei die Angst vor einem historischen Fehlstart. Bei einer Niederlage hätten die Münchner in sieben Ligaspielen lediglich acht Punkte geholt, so wenige wie nie zuvor. Die avisierte Titelverteidigung würde bei dann 13 Punkten Rückstand auf Tabellenführer FSV Mainz und zehn Zählern auf den BVB erst einmal am Horizont verschwinden. "Dortmund ist ein Meilenstein für uns", sagt Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger folgerichtig. "Wir müssen gewinnen, um die Bundesliga aus unserer Sicht wieder spannend zu machen", sagt Bayern-Präsident Uli Hoeneß und unterstreicht damit die Brisanz vor dem Spitzenspiel des 7. Spieltages.

Im letzten Jahr triumphierten die Bayern beim BVB mit 5:1.

Im letzten Jahr triumphierten die Bayern beim BVB mit 5:1.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Spiel vor 80.720 Zuschauern im größten deutschen Fußballstadion haben die Bayern zum "Endspiel" ausgerufen, weil sie hoffen, dass ein ähnlicher Coup gelingt wie beim 5:1 im Vorjahr. Oder wie beim 4:1 in der Champions League bei Juventus Turin, das im Vorjahr die Wende zum Guten in einer zuvor enttäuschenden Bayern-Saison war. Entsprechend groß ist auch das Interesse der Medien: 450 Pressevertreter haben sich für den Evergreen angemeldet.

"Die Mannschaft ist jetzt exklusiv gefragt"

Bayern-Coach Louis van Gaal allerdings lächelte nur kurz, als er auf das 5:1 in der vergangenen Saison bei Borussia  Dortmund angesprochen wurde - und entgegnete dann nüchtern: "Das ist einmalig gewesen, wir können das nicht so einfach wiederholen. Ein 1:0 wäre auch okay, darüber würde ich mich auch sehr freuen."

Die Münchner sind sich einig, dass die Leistungskurve fünf Tage nach dem Last-Minute-Sieg beim FC Basel in der Champions League und nach zwei weiteren Last-Minute-Siegen, zwei torlosen Unentschieden und zwei Niederlagen in der Liga endlich wieder steigen muss. "Wir müssen wieder verstärkt Leidenschaft, Laufbereitschaft und Aggressivität einbringen. Die Mannschaft ist jetzt exklusiv gefragt. Wir müssen die Kurve kriegen und anfangen zu punkten", appellierte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.

Unter Jürgen Klopp geht es beim BVB steil bergauf.

Unter Jürgen Klopp geht es beim BVB steil bergauf.

(Foto: REUTERS)

Doch das scheint angesichts von nur fünf Toren in sechs Spielen, null davon Stürmertore, leichter gesagt als getan. Immerhin 16 Treffer erzielten die Borussen bereits, die auf die Parolen und Sprüche aus München gelassen reagieren. "Sie werden sicherlich mit einer gehörigen Portion Wut kommen. Das ist und bleibt zudem eine Mannschaft voller internationaler Top-Stars", sagte BVB-Coach Jürgen Klopp, der in Dortmund das spielstärkste BVB-Team seit Jahren geformt hat.

"Dann müssen jetzt die Bayern dran glauben"

Der 42-Jährige weiß, dass seine Mannschaft unter der Woche auf internationalem Parkett im Gegensatz zu den Bayern zwar verloren hat, dabei aber trotzdem überzeugt hat. "Dann müssen jetzt eben die Bayern dran glauben", tönte Mittelfeldspieler Kevin Großkreutz nach der unnötigen 0:1-Niederlage gegen den FC Sevilla. Auch die nur dreitägige Pause nach dem 0:1 im Gruppenspiel der Europa League gegen den FC Sevilla (0:1) sieht Klopp nicht als Problem. "Die Jungs können damit umgehen. Wichtig ist, dass unsere Zuschauer uns klar machen: hier muss wieder die Post abgehen." Und niemand in Dortmund zweifelt auch nur im Geringsten daran, dass der BVB bis zur letzten Sekunde kämpfen wird, um seine Liga-Serie von fünf Siegen in Folge fortzusetzen. Rainer Holzschuh, "Kicker"-Herausgeber und n-tv Experte, tippt auf ein 4:2 der jungen Dortmunder.

In Topform: Lucas Barrios glänzt in dieser Saison als Torjäger und Vorbereiter. Die Bayern warten noch auf das erste Stürmertor in der Liga.

In Topform: Lucas Barrios glänzt in dieser Saison als Torjäger und Vorbereiter. Die Bayern warten noch auf das erste Stürmertor in der Liga.

(Foto: dpa)

Ungewiss ist, ob Rechtsverteidiger Patrick Owomoyela (Sprunggelenk) und Jungstar Mario Götze (Oberschenkelverhärtung) gegen die Bayern auflaufen können. Beim FC Bayern hat Mittelfeldspieler Hamit Altintop Adduktoren-Probleme und trat deshalb nicht die Reise nach Dortmund an. Daher baut van Gaal in Dortmund auf nur 17 Spieler. Die Stars Arjen Robben und Franck Ribery sind ohnehin verletzt. Sein Präsident Uli Hoeneß hat jedoch nicht den Ausfall der beiden Dribbelkönige als Grund für die Misere ausgemacht, sondern "zu viel Harmonie" bei den Bayern: "Hier liegen sich alle in den Armen, aber sie gewinnen ihre Spiele nicht." Gilt dieser Satz auch für das Dortmund-Spiel, wird es mit der Münchner Harmonie allerdings ganz schnell vorbei sein.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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