"Das Spiel stand auf der Kippe" BVB explodiert im richtigen Moment
27.11.2013, 10:46 Uhr
Aubameyang schreit die Freude über sein 3:1 heraus.
(Foto: imago sportfotodienst)
Lange Zeit fehlte den Dortmundern im Champions-League-"Endspiel" gegen Neapel der Punch. Trainer Jürgen Klopp gibt nach dem Match zu, dass er verzweifelte - und einige Spieler waren offenbar planlos, wenn man Nuri Sahin glaubt.
Tore: 1:0 Reus (10., Foulelfmeter), 2:0 Blaszczykowski (60.), 2:1 Insigne (71.), 3:1 Aubameyang (78.)
Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Sven Bender, Sokratis, Durm - Sahin, Kehl - Blaszczykowski (69. Aubameyang), Mchitarjan, Reus (81. Piszczek) - Lewandowski (89. Schieber)
Neapel: Reina - Maggio, Albiol, Fernandez, Armero - Behrami, Dzemaili (62. Inler) - Callejon (66. Insigne), Mertens - Pandev (76. Zapata) - Higuain
Referee: Carballo (Spanien) Zus: 65.829 (av)
Schüsse: 19:14 Ecken: 8:2 Ballbes.: 47:53
Es war eine schwarz-gelbe Detonation. Borussia Dortmund hat mit einer fulminanten Energieleistung gegen Neapel den Abgesang auf sich selbst beendet. Mit 3:1 schickte der BVB die sichtlich konsternierten Italiener zurück an den Vesuv. Drohendes Debakel? Kleines Desaster? War da was?
Nach zuvor drei Pleiten in Serie, der sich praktisch schon außer Reichweite befindenden Meisterschaft und dem drohenden Champions-League-Aus, stand der BVB vor der wohl schwierigsten Aufgabe der letzten Jahre. "Das war ein sehr wichtiger Sieg mit viel Druck vor dem Spiel", gab Jakub Błaszczykowski einen Einblick ins Seelenleben der Dortmunder. Der Erfolg sei auch "für die Psyche sehr wichtig" gewesen, gestand Nuri Sahin.
Selbst bei einem Unentschieden hätte der BVB in der Königsklasse die Koffer packen müssen. "Wir haben uns ausschließlich mit unserer ganz eigenen momentanen Situation beschäftigt", sagte Jürgen Klopp nach dem Spiel. "Allen Unkenrufen zum Trotz" habe man sich im Lager der Schwarz-Gelben vorgenommen, "unseren Champions-League-Traum weiter zu träumen".
Nase gebrochen? Na und?
Dabei war vor der Partie ja nicht nur die Dortmunder Psyche angeknackst, auch die Personallage gab nicht gerade wenig Grund zur Sorge. Mit Sven Bender musste ein Mittelfeldspieler neben dem starken Sokratis in der Innenverteidigung aushelfen. Dass der 24-Jährige sich auch noch in der 1. Hälfte die Nase brach, machte diesen Umstand nicht gerade besser. Die Versetzung von Bender spülte Sebastian Kehl ins Team, dessen Verfassung nach langer Verletzungspause sicherlich noch nicht als Champions-League-reif bezeichnet werden konnte.
Und doch dominierten die Dortmunder das Spiel von Beginn an. "Wir haben trotzdem unseren Fußball gespielt, das war sehr wichtig", sagte Błaszczykowski. Schon in der 10. Minute erzielte Marco Reus nach einem an Robert Lewandowski verschuldeten Elfmeter die erlösende Führung. Anschließend spielte sich der BVB einige erstklassige Gelegenheiten heraus, ließ diese aber wie so häufig in der Vergangenheit liegen. Mit einigen Unkonzentriertheiten brachte man Neapel zurück ins Spiel. Als Jose Callejon in der 29. Minute den Pfosten traf, hielt das ganze Stadion kollektiv den Atem an. Ein Hauch von Drama lag in der Luft.
Klopp: "Das Spiel stand auf der Kippe"
In der 2. Hälfte schaltete der BVB wieder einen Gang hoch. Angetrieben vom alles überragenden Henrikh Mkhitaryan und dessen kongenialen Partner Błaszczykowski überrannten die Dortmunder die Gäste. Doch es fehlte der entscheidende Punch, der Killerinstinkt. Trotz der klaren Überlegenheit stand das Spiel "auf der Kippe", analysierte Klopp. "Unglaublich viele, herausragende Möglichkeiten" habe man gehabt - und vergeben.
In der 60. Minute gelang Błaszczykowski mit dem 2:0 die vermeintliche Vorentscheidung. Doch Neapel kam nach einem Fehlpass von Kehl noch einmal zurück ins Spiel, Lorenzo Insigne traf zum 1:2 und verunsicherte damit so manch einen auf dem Platz. Der Trainer habe am Tag zuvor kurz die Ausgangslage in der Gruppe erklärt, sagte Sahin. "Ich habe es nicht verstanden. Dann habe ich auf dem Platz 'Kehli' kurz gefragt, ob das 2:1 reicht, der meinte, Hauptsache wir gewinnen."
Ein Sieg macht alles klar
Dennoch drängte der BVB auf das dritte Tor und riskierte somit den Ausgleich. "Man hat gesehen, welch große Qualität Neapel hat", gestand Klopp, dass er in dieser Phase nicht gerade der Gelassenste war. Doch Joker Pierre-Emerick Aubameyang stach nach zuvor ausgelassener Großchance im zweiten Anlauf und markierte den 3:1-Endstand.
Damit haben die Dortmunder (9 Punkte) das Weiterkommen in eigener Hand. Bei einem Sieg in Marseille steht der BVB sicher im Achtelfinale. Sollte Neapel (9) zuhause gegen Arsenal (12) nicht gewinnen, würde der Klopp-Elf auch schon einen Unentschieden respektive eine Niederlage reichen, da der direkte Vergleich für den Vorjahresfinalisten spricht. "Für uns ist nicht unwichtig, dass selbst Arsenal noch richtig Fußball spielen muss, um sicher in der nächsten Runde zu sein", sagte Klopp, warnte aber zugleich: "Wer jetzt das Gefühl hat, irgendwie schon den nächsten Schritt gemacht zu haben, macht den größten Fehler."
Quelle: ntv.de, sport.de