Fußball

Ur-Borusse Großkreutz wird zum Helden BVB springt Chancentod von der Schippe

BVB-Coach Jürgen Klopp mit seinem "super Jungen" Kevin Großkreutz.

BVB-Coach Jürgen Klopp mit seinem "super Jungen" Kevin Großkreutz.

(Foto: AP)

Champions-League-Spiele von Borussia Dortmund sind nichts für schwache Nerven, auch in Marseille sorgt der BVB für Herzrasen. Als Dortmunds Chancentod nach bizarren Fehlschüssen besiegelt scheint, würgt ein Ur-Borusse den Ball doch noch ins Tor. Kitschiger enden Dramen nur in Hollywood.

Das angebliche Stürmerfoul von Robert Lewandowski gegen OM-Keeper Mandanda war eine von vielen skurrilen Entscheidungen in Marseille.

Das angebliche Stürmerfoul von Robert Lewandowski gegen OM-Keeper Mandanda war eine von vielen skurrilen Entscheidungen in Marseille.

(Foto: imago sportfotodienst)

Es war zum Verzweifeln in Marseille. Das Schicksal schien sich gegen Borussia Dortmund verschworen zu haben in einem absurden Fußballspiel, das Erinnerungen an Frank Mills legendären Fehlschuss heraufbeschwor. Robert Lewandowski schob den Ball am leeren Tor vorbei, Marco Reus brachte die Kugel aus drei Metern nicht über die Linie, der Schiedsrichter gab ein Abseitstor für Olympique und verweigerte Dortmund einen klaren Elfmeter.

Kurzum: Es war wie so oft bei Champions-League-Spielen mit Borussia Dortmund das ganz große Drama. Aber diesmal gab es ein Happy End, das Fußballromantikern Tränen der Rührung in die Augen trieb. Denn als alles verloren schien, kam der große Auftritt von Kevin Großkreutz. Ausgerechnet Großkreutz.

"Ich sehe das Tor vor mir, knalle einfach drauf, rutsche noch weg", beschrieb der Ur-Borusse den entscheidenden Moment, der zum 2:1-Sieg führte. "Ich habe das gar nicht richtig realisiert, der Ball fliegt, ich gucke und dann ist der Ball im Netz. Es war ein geniales Gefühl." Wahrscheinlich war es der schwächste Schuss im ganzen Spiel - doch der saß. Torhüter Steve Mandanda hob zwar noch spektakulär ab, erwischte das Leder aber nicht mehr richtig. "Kevin hat den Ball in den Winkel reingeknallt, brutal", hatte Kapitän Sebastian Kehl anschließend gut lachen. "Dass der Ball dann so labbrig reingeht, unfassbar. Aber cooler Torschütze, muss ich sagen", sagte Jürgen Klopp.

Erwürgt und folgerichtig

Doch so sehr das Tor auch "erwürgt" (Klopp) war, so folgerichtig war es, dass ausgerechnet Großkreutz es erzielte. Es gibt kaum einen Profi-Fußballer, der so viel Leidenschaft für seinen Verein mitbringt wie Großkreutz. Geht ein Spiel über 90 Minuten, rennt sich der 25-Jährige davon 110 Minuten die Lunge aus dem Hals. "Kevin hat diesen unbändigen Willen. Er wollte das Tor einfach", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.

Dazu zeichnen ihn ein unglaubliches taktisches Verständnis und eine Flexibilität aus, die ihresgleichen suchen. Während seine Dortmunder Mitspieler in dieser Saison umfielen wie die Dominosteine, war Großkreutz stets da und spielte und spielte und spielte, ganz egal ob auf den offensiven Flügeln, als rechter oder linker Außenverteidiger oder im defensiven Mittelfeld. "Er hat heute auch wieder mehrere Positionen durchlaufen. Ich hatte sogar überlegt, ihn als Innenverteidiger zu bringen. Das hätte er auch gut gemacht", sagte Klopp nach der Zitterpartie in Marseille.

"Unsere Fans sind positiv bekloppt"

Durch die Einwechslung von Lukasz Piszczek beorderte Klopp den nimmermüden Kilometerfresser in der Schlussphase nach vorne in den Sturm, seine eigentlich gelernte Position. "Es war ein genialer Schachzug vom Trainer", lobte Watzke. "Wir wären raus gewesen", blickte Großkreutz noch einmal auf die entscheidenden Minuten zurück. Es folgten sein Tor und die Eruption im Dortmunder Fanblock. "Mit unseren Fans nach dem Spiel zu feiern, ist eine der besten Belohnungen für so einen Sieg", so Großkreutz: "Unsere Fans sind positiv bekloppt, ich genieße das immer wieder, es ist ein unglaubliches Gefühl." Bereits wenige Minuten nach dem Schlusspfiff habe er "bestimmt schon 5000 SMS bekommen. Das hört gar nicht auf."

Anschließend widmete sich die Dortmunder Identifikationsfigur ihrer zweiten Hauptbeschäftigung. "Ich gehe jetzt in die Kabine ein bisschen Stimmung machen. Zur Feier des Tages gebe ich der Mannschaft heute gerne einen an der Hotelbar aus", sagte Großkreutz. Vom Chef gab es dafür die offizielle Erlaubnis. "Kevin darf heute Abend gerne ein Bierchen trinken", so Klopp, "Er ist ein super Junge."

Quelle: ntv.de, sport.de

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