Tränen, Trotz, Lob und Stolz BVB will "wieder angreifen!"
26.05.2013, 18:16 Uhr
Bittersüße Miene: BVB-Coach Jürgen Klopp bei der Rückkehr nach Dortmund.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Last-Minute-K.o. in Wembley fließen bei Borussia Dortmund die Tränen. Erst auf der "schwarzgelben" Partynacht geht es mit der Stimmung langsam wieder aufwärts. Trotzig kündigt BVB-Boss Watzke einen neuen Anlauf auf ein Champions-League-Finale an.
Als sich die Verlierer im Natural History Museum gleich hinter dem riesigen Dinosaurier-Skelett den rund 1400 geladenen Gästen präsentierten, erfüllte tosender Applaus die 153 Jahre alte Location im Londoner Stadtteil South Kensington. Dort wollte Borussia Dortmund eigentlich den zweiten Gewinn der Champions League nach 1997 feiern. Doch statt des Triumphmarsches begleiteten sie Beatles-Hits auf die Bühne.
Die Tränen der Spieler nach dem Abpfiff waren zwar inzwischen getrocknet, der Stachel der Enttäuschung über die bittere 1:2 (0:0)-Niederlage gegen Bayern München saß aber immer noch tief und wird noch lange schmerzen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke versuchte die schwarz-gelben Party in Schwung zu bringen, als er trotzig ins Mikrofon rief: "Es fühlt sich immer noch scheiße an, dass wir nicht gewonnen haben. Aber wir haben uns teuer verkauft und ganz Europa gehörigen Respekt abgenötigt. Und im nächsten Jahr werden wir noch einmal ganz massiv angreifen."
Feuchte Augen und Wasserfontänen
Einige der BVB-Profis registrierten die Worte mit einem gequälten Lächeln. Zwei Stunden zuvor mussten sie mit ansehen, wie der Erzrivale die begehrteste Trophäe im Klub-Fußball in den Londoner Nachthimmel stemmte. Einige Borussen wandten sich mit feuchten Augen demonstrativ ab, als Uefa-Boss Michel Platini Bayern-Kapitän Philipp Lahm den "Henkelpott" überreichte.
Am Tag nach dem Finale wurde die Sondermaschine des BVB von der Feuerwehr am Flughafen nach der Rückkehr aus London mit Wasserfontänen empfangen. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp landete mit knapp halbstündiger Verspätung in der westfälischen Metropole und fuhr umgehend ins heimische Stadion, wo 10.000 Fans den Spielern einen euphorischen Empfang bereiteten.
"Es zeichnet unsere Stadt aus, dass sie aus Niederlagen gestärkt hervorgeht", sagte Watzke. "Wir können sehr stolz sein auf die Champions-League-Saison. Das war großartig. Die Bayern waren der glückliche Sieger. Wir können aber sehr viel mitnehmen für die neue Saison", sagte Torwart Roman Weidenfeller nach der Landung bei Sky Sport News HD. Abwehrspieler Neven Subotic ergänzte: "Wir haben am Samstag trotzdem gefeiert, die ganze Saison wurde positiv dargestellt. Ich bin aber am Sonntag wieder etwas eingesackt, denn man überlegt, was wäre passiert, wenn wir gewonnen hätten? Wie wäre der Empfang gewesen?"
"Es tut eben richtig weh"
Die Borussen hatten eine starke Vorstellung und den Münchnern bei ihrer dritte Finalteilnahme innerhalb von vier Jahren lange Paroli geboten, teilweise sogar das Spiel dominiert. Doch am Ende standen sie frustriert und traurig mit leeren Händen da, hatten allenfalls viele Sympathien gewonnen. "Es tut eben richtig weh, wenn man es so knapp nicht schafft", sagte Trainer Jürgen Klopp. Auch er kämpfte nach Spielende mit den Tränen, betonte aber: Man habe eine tolle Saison gespielt. "Und wir werden zurückkommen."
Watzke versprach den Fans: "Wir werden auch im nächsten Jahr eine gute Mannschaft haben, die alles raushaut, was sie hat." Doch wie diese genau aussieht, wollte niemand auch nur andeuten. Der Kommentar des scheidenden Bayern-Trainers Jupp Heynckes, nach Mario Götze werde auch Robert Lewandowski in Kürze nach München wechseln, verärgerte Watzke. Lewandowski selbst ließ nichts durchblicken und verabschiedete sich nach der Landung in Dortmund zur polnischen Nationalmannschaft.
Chance, die nicht schnell wiederkommt
Keeper Weidenfeller ist guter Dinge, dass die Lücken ohne großen Qualitätsverlust geschlossen werden können. Dennoch schwante dem Torhüter, dass eine solche Chance auf Ruhm und Ehre so schnell nicht wiederkommt. "Jeder weiß, dass man nicht jedes Jahr die Möglichkeit hat, so ein tolles Finale spielen zu können", sagte er und verwies auf die vergeblichen Versuche von Real Madrid: "Man sieht es an solchen Vereinen, die einen unglaublichen Etat haben und es dennoch nicht schaffen. Das wird einem in solchen Momenten bewusst."
Immerhin konnten die Dortmunder für sich in Anspruch nehmen, den in dieser Saison dominanten FC Bayern wie kaum ein anderer Club gefordert und sich als würdiger Finalgegner präsentiert zu haben. "Wir haben uns der Welt wahnsinnig gut präsentiert und können stolz sein", betonte Kapitän Sebastian Kehl.
Es passte ins Bild vom großen Kampfgeist des Teams, dass Kevin Großkreutz trotz einer schmerzhaften Verletzung in den letzten 20 Minuten weiterspielte. Nach erster Diagnose des Mannschaftsarztes hat sich der Mittelfeldspieler einen Mittelfußbruch zugezogen.
Quelle: ntv.de, dpa/sid