Gegen DFB, Buchwald, Ex-Team Babbel teilt verbal aus
03.02.2010, 12:42 UhrMit einem Rundumschlag und indirekten Schuldzuweisungen meldet sich Markus Babbel knapp zwei Monate nach seiner Entlassung beim VfB Stuttgart öffentlich zu Wort. Vom DFB fühlt sich Babbel wegen der Zwangs-Trainerausbildung gegängelt, von seinem früheren Team im Stich gelassen und von Guido Buchwald zur eigenen Profilierung missbraucht.
Trainer Markus Babbel hat scharfe Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Ex-Nationalspieler Guido Buchwald geübt. Gut zwei Monate nach seiner Entlassung beim VfB Stuttgart machte Babbel den DFB wegen dessen strikter Auflagen beim Erwerb der Trainerlizenz indirekt mitverantwortlich für sein Scheitern beim VfB. Buchwalds Verbal-Angriffe nannte er "schwach".
Die Doppelbelastung mit Trainerjob beim VfB und der Ausbildung in Köln nannte der 37 Jahre alte Babbel "hochgradig anstrengend". In der "Bild"-Zeitung klagte er: "Man hätte das sicher anders gestalten können. Ich habe meine Meinung dazu. Ich kann es nachvollziehen, dass man eine Elite-Ausbildung braucht. Es hätte aber vielleicht auch andere Möglichkeiten gegeben." Er wisse "nicht, wie ich das hätte schaffen sollen: Lizenz und VfB-Trainer".
Babbel griff auch seinen ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Matthias Sammer an, der als DFB-Sportdirektor mitverantwortlich für die Gestaltung des Lehrgangs ist. "Man sollte als heute Verantwortlicher nie vergessen, welche Annehmlichkeiten man selbst in der Ausbildung wahrgenommen hat. Begründete Ausnahmen sollten immer möglich sein. Jetzt gibt es angeblich keine mehr. Was mich allerdings ein bisschen ärgert ist, dass manche trotzdem anders behandelt werden. Das werde ich Matthias aber persönlich sagen." Sammer war einst die elfmonatige Trainerausbildung in Köln wie anderen verdienten Ex-Nationalspielern erlassen worden. Eine solche Ausnahmeregelung hatte er Babbel jedoch verweigert.
Wormuth weist Kritik zurück
DFB-Chefausbilder Frank Wormuth verwies hingegen darauf, dass der Verband Markus Babbel "wie keinem Zweiten entgegengekommen" sei und dessen Situation berücksichtigt wurde: "Denn man hat ja nicht jedes Jahr einen Trainer eines Clubs, der an der Champions League teilnimmt, in der Ausbildung." Der 49-Jährige sieht das Problem eher aufseiten des VfB.
"Es wird immer wieder Ursache und Wirkung verwechselt. Jeder Verein, der einen nicht-lizenzierten Trainer einstellt, muss wissen, dass der Trainer so schnell wie möglich die Fußballlehrer-Ausbildung absolvieren muss", erklärte Wormuth. Nicht er oder Sammer hätten Babbel dazu verpflichtet, sie hätten lediglich Vorgaben des europäischen Verbands UEFA, des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) umgesetzt.
Trainerlehrgang als Alibi
Babbel beschuldigte zudem seine Ex-Mannschaft, seine missliche Lage "zum Alibi genommen" zu haben. Er bekannte aber zugleich, dass er die Situation auch "ein Stück weit unterschätzt" habe. Letztlich sei er dann an einem Punkt angelangt, an dem "ich nicht mehr weiter wusste. Ich habe ausgesehen wie eine weiße Wand. Ich war leer, ich konnte nicht mehr." Bei seinem letzten Spiel auf der VfB-Bank, dem 1:1 gegen den VfL Bochum am 5. Dezember, habe er gemerkt, "dass ich zur Belastung werde".
Zudem zog Babbel die Transferpolitik beim VfB in Zweifel. Nach den Erfolgen wie der Meisterschaft 2007 und dem dritten Platz in der vergangenen Saison habe die Anspannung der Spieler nachgelassen. Man hätte das Team daher im Sommer auf fünf, sechs Positionen verändern, zugleich aber den zum FC Bayern München gewechselten Nationalstürmer Mario Gomez halten sollen, sagte Babbel der "Sport Bild".
Buchwald "unterste Schublade"
Kein gutes Haar ließ er an Ex-Nationalspieler Guido Buchwald, der Ende Oktober unter anderem die Verpflichtungen von Alexander Hleb und Pawel Pogrebnjak sowie die Abgänge junger VfB-Profis zu 1899 Hoffenheim kritisiert hatte. Das Verhalten Buchwalds sei "unterste Schublade" und eines VfB-Ehrenspielführers unwürdig gewesen, betonte Babbel: "Sich so auf Kosten anderer profilieren zu wollen ist bitter."
Die Freiheiten, die er Routinier Jens Lehmann gewährte, verteidigte Babbel. Der Ex-Nationalkeeper musste nach den Spielen nicht zum Auslaufen kommen. Es sei ihm "immer noch zu billig", dass einige Profis ein Problem damit gehabt hätten. Stattdessen kritisierte er in der "Sport Bild" einige Spieler, ohne Namen zu nennen, für ihren mangelnden Ehrgeiz: "Sie sind es nicht gewohnt, sich ständig weiterzuentwickeln."
Quelle: ntv.de, sid/dpa