Fußball

Der Chef mit der Maske Ballack führt und kokettiert

Er weist an, gestikuliert, dirigiert seine Kollegen. Er macht das, was er am besten kann - er gibt den Chef. Vor allem aber spielt Michael Ballack wieder richtig gut Fußball. In Leverkusen schätzen sie das, Trainer Robin Dutt lobt ihn über den grünen Klee. Da kann Ballack ruhig die Kollegen kritisieren.

"Ich hoffe, es kam nicht gut an": Michael Ballack.

"Ich hoffe, es kam nicht gut an": Michael Ballack.

(Foto: REUTERS)

Fast scheint es so, als werde Michael Ballack zum Ende seiner Karriere kokett. Da stand der ehemals beste deutsche Fußballspieler nach dem Sieg auf dem Betzenberg vor den Mikrofonen der Reporter in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions und sagte mit der ganzen Gelassenheit seines biblischen Alters: "Es ist doch normal, wenn man 35 ist und der Vertrag läuft aus, dass man sich Gedanken macht. Es heißt nicht, dass unbedingt Schluss sein muss in der Bundesliga, aber es ist damit zu rechnen, dass es sein kann."

Michael Ballack hatte gerade sich mit Bayer Leverkusen einen 2:0-Sieg im Bundesligaspiel bei seinem ersten Profiverein, dem 1. FC Kaiserslautern, erarbeitet, er hatte ein Tor geschossen und war nicht nur deswegen einer der besten Spieler seiner Mannschaft. An zentraler Position im Mittelfeld leitete er Angriff um Angriff ein, wich bei Gelegenheit auf die Flügel aus und ließ sich auch immer wieder zurückfallen, um in der Defensive auszuhelfen. Kurz: Er war immer dort, wo er gebraucht wurde, auch wenn er sich den einen oder anderen Fehlpass leistete.

"Michael lebt den Erfolgswillen vor"

Vor allem aber trat er wieder auf wie ein Chef, die Kapitänsbinde am Arm, die er bekam, weil Nationalspieler Simon Rolfes nur auf der Bank saß, und mit schwarzer Maske, die sein Gesicht nach einem Nasenbeinbruch schützt. Er gab Anweisungen, gestikulierte, dirigierte seine Mitspieler. Er machte das so gut, dass sein Trainer ganz begeistert war. "Michael geht seit Wochen und Monaten mit guten Leistungen voran, er lebt den Erfolgswillen vor", sagte Robin Dutt. Nun, da die Leistung auf dem Platz wieder stimmt, tritt Michael Ballack wieder so auf, wie er es jahrelang getan hat und auch heute noch am liebsten tut - als Anführer.

Dabei geht er auch verbal in die Offensive. Vor dem Sieg in der Pfalz hatte er seine Mitspieler öffentlich angeprangert, die inkonstanten Leistungen seiner Elf bereiten ihm Sorgen. "Bei Bayer ist es teilweise wie im Schlaraffenland für die Spieler. Es ist toll für jeden, hier zu spielen. Aber man muss wissen, dass man was abliefern und gewinnen muss. Dieses Denken muss hier schnell zurück. Ansonsten werden wir uns nicht verbessern und uns nur auf dem achten oder neunten Platz festsetzen."

Hinterher war er sichtlich zufrieden mit seiner Kritik. "Ich hoffe, es kam nicht gut an. Reibungen sind genau das, was wir brauchen. Nur dann geht’s nach vorn. Immer einer Meinung zu sein bringt nichts." In der Bundesliga steht Leverkusen nun immer hin auf Rang sieben und hat wieder ein wenig Kontakt zu den ersten vier Plätzen, die in der kommenden Saison zum Start in der Champions League berechtigen.

Das nächste Nostalgie-Erlebnis wartet schon

Dort wartet am Mittwoch nach dem Spiel in Kaiserslautern, wo "für mich alles begann", das nächste Nostalgie-Erlebnis auf Michael Ballack, wenn er mit dem Leverkusenern gegen den FC Chelsea antritt, bei dem er bis zum Sommer 2010 vier Jahre lang spielte. "Als Fußballer war das eine der wichtigsten Stationen, weil ich dort persönlich sehr viel gelernt habe. Es war eine tolle Zeit in London." Nach vier Spieltagen stehen die Leverkusener auf Platz zwei in der Tabelle der Gruppe E - zwei Punkte hinter Chelsea. Ein Unentschieden wäre für die Werkself schon eine feine Sache. "Wir wollen und müssen punkten, damit wir alles weiter in unseren Händen halten." Sagt der Chef.

Bis dahin genießt er es, wieder ein gefragter Mann zu sein. Doch ist jetzt nach dieser Saison im Sommer, wenn sein Vertrag ausläuft, wirklich Schluss bei Bayer Leverkusen? Der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft lächelte, bevor er antwortete. "Wichtig ist, dass ich gesund bleibe und weiter Spaß am Fußball habe. Wenn nichts weh tut, werde ich sicher noch ein Jahr dranhängen."

Quelle: ntv.de

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