Fußball

Edeljoker in Leverkusen Ballacks neuer Job

Bei Bayer Leverkusen wird DFB-Kapitän Michael Ballack in der 65. Minute eingewechselt, anschließend gewinnt der Werksklub noch mit 4:2 gegen den VfB Stuttgart. Trainer Jupp Heynckes lobt ausdrücklich die Einwechselspieler, Ballack dürfte diese Rolle aber kaum zufriedenstellen.

Kurzarbeiter wider Willen: Michael Ballck.

Kurzarbeiter wider Willen: Michael Ballck.

(Foto: AP)

Für Michael Ballack ist die augenblickliche Situation so etwas wie eine Reise in seine sportliche Vergangenheit. Der 34 Jahre alte Immer-noch-Nationalmannschaftskapitän ist beim Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen derzeit zum Edeljoker degradiert. Letztmals war dies als Youngster vor mehr als einem Jahrzehnt Ende der 90er Jahre unter Trainer Otto Rehhagel beim 1. FC Kaiserslautern der Fall.

Bei den folgenden Stationen Bayer Leverkusen (1999 bis 2002), Bayern München (2002 bis 2006) und FC Chelsea (2006 bis 2010) war Ballack immer Stammspieler und absoluter Leistungsträger. Immerhin konnte er sich am Sonntag beim 4:2 (2:1) gegen den VfB Stuttgart darüber freuen, dass nach seiner Einwechslung beim 2: 2-Zwischenstand noch der Sieg gegen die abstiegsbedrohten Schwaben eingefahren wurde.

Kein Kommentar nach dem Spiel

Entsprechend wohlwollend fiel das Lob von Cheftrainer Jupp Heynckes aus: "Mit der Einwechslung von Lars Bender und Ballack haben wir wieder Kontrolle über das Spiel bekommen. Wichtig ist, dass Michael im Training intensiv arbeitet und seine Verfassung weiter verbessert. Ich habe Geduld mit Michael, ich hoffe, er hat sie auch." Positive Ansätze bei seinem Starspieler hatte der erfahrene Fußballlehrer schon in den Trainingseinheiten festgestellt.

Dass der vom Verletzungspech heimgesuchte und überaus ehrgeizige Ballack mit seiner derzeitigen Rolle beim Werksklub unzufrieden ist, dürfte indes unstrittig sein. Nach dem Stuttgart-Spiel verschwand Ballack kommentarlos. Die 25 Minuten Spielpraxis, die er gegen den VfB nach überstandener Kniereizung sammeln konnte, bedeuteten nicht den großen Durchbruch. Ihm war das Bemühen anzusehen, das Heft in die Hand zu nehmen. Aber Ballacks gelungene Aktionen waren an einer Hand abzuzählen.

"Jetzt haben wir die nötigen Alternativen"

Aber vielleicht bekommt der Routinier am Donnerstag ab 19 Uhr im Europaliga-Rückspiel gegen Metalist Charkow (Hinspiel 4:0) die Chance auf Wettkampfpraxis. Heynckes rotiert gerne, zumal das sportliche Risiko gegen die Ukrainer nach dem klaren Hinspielergebnis sehr überschaubar ist. Heynckes nervt, dass die Medien seit Wochen beim Tabellenzweiten nur über Ballack sprechen. Der Coach hofft, "dass alles zur Normalität übergehen wird". Dennoch gilt nach wie vor: Ballack hier, Ballack da. Selbst zu Zeiten eines Bernd Schuster oder Rudi Völler war das Interesse beim Werksteam nicht so auf einen Spieler fokussiert.

Doch etwas Positives hat Heynckes festgestellt. Am Sonntag wurde deutlich, dass der Kader bei den Rheinländern wesentlich breiter geworden ist, auch wenn Ballack, der Vize-Weltmeister von 2002 und WM-Dritte von 2006, eigentlich als Leader und Stammkraft verpflichtet wurde. "Wir verfügen über einen guten Kader, das war in der letzten Saison nicht der Fall. Jetzt haben wir die nötigen Alternativen." Vor Jahresfrist hatte die lange Zeit an der Spitze stehende Bayer-Mannschaft am Ende noch die Champions-League-Teilnahme verspielt.

Dies soll anno 2011 nicht passieren. Bayer hat Bayern München dank des schmeichelhaften Sieges gegen Stuttgart auf Distanz gehalten und den zweiten Platz erfolgreich verteidigt - mit Ballack als Edeljoker. Vor 13 Jahren wurde Kaiserslautern im Übrigen unter Otto Rehhagel mit dem jungen Ballack als Ergänzungsspieler sogar deutscher Meister.

Quelle: ntv.de, Ralph Durry, sid

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