Fußball

Klassiker im Estadio Bernabeu Barça zu Gast bei Erzfeinden

Das letzte Aufeinandertreffen von Real Madrid und dem FC Barcelona im Camp Nou ...

Das letzte Aufeinandertreffen von Real Madrid und dem FC Barcelona im Camp Nou ...

(Foto: REUTERS)

Duell der Giganten, Ronaldo gegen Messi, Showdown um die Meisterschaft: Wie üblich ist der "Clásico" zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona das Spiel der Superlative und das entscheidende Match im Kampf um den Titel in der Primera División. Während die Fußballwelt einem hochklassigen Spiel entgegenfiebert, geht es für Cristiano Ronaldo und Real schon um die Rettung der Saison.

... geriet im Mai 2009 zur Schmach für die Madrilenen. Folgt nun die Revanche?

... geriet im Mai 2009 zur Schmach für die Madrilenen. Folgt nun die Revanche?

(Foto: REUTERS)

Es war ein Fußballfest, im Mai 2009. Der FC Barcelona gastierte zum ewigen Spitzenspiel der spanischen Primera División beim Erzrivalen Real Madrid. Mit 17 Siegen aus 18 Spielen hatten die "Königlichen" den Abstand auf Pep Guardialos Ballkünstler von aussichtslosen 12 Zählern auf vier Punkte reduziert, nun schien alles möglich. Die Dramaturgie der Partie hielt, was sich Fußballfans weltweit erträumt hatten. Es war die Dramaturgie eines Spektakels, in dem Real in Führung ging und Barcelona 6:2 gewann, nein triumphierte.

Knapp ein Jahr später fiebert Spanien dem nächsten "Clásico" im Madrider Bernabéu-Stadion entgegen. 600.000 Tickets hätten für das Spiel verkauft werden können, bis zu 1500 Euro kosteten Karten auf dem Schwarzmarkt. Das Spiel wird live im Free-TV übertragen, der beliebte Fußball-Talk "Punto Pelota" sendet von Mitternacht an bis zum Spielbeginn um 22.00 Uhr mit zahlreichen Gästen.

Wer siegt, gewinnt

Die Ausgangslage für das Duell zwischen Real mit Cristiano Ronaldo und Barcelona mit Weltfußballer Lionel Messi ist dieselbe wie 2009, auch wenn nach dem Klassiker noch sieben Saisonspiele anstehen: Wer in Madrid gewinnt, holt auch den Titel, davon sind beide Vereine überzeugt. Reals Trainer Manuel Pellegrini bekannte: "Ein Sieg wäre mit der größte Triumph der Saison." Barça-Coach Josep Guardiola fordert: "Wir müssen spielen wie in einem Finale." Seinen Spielern hat der Trainer vorab ein striktes Interviewverbot erteilt, "sie sollen sich auf das Spiel konzentrieren".

Der Kampf der Erzrivalen um die Vorherrschaft in der Primera División war seit der Saison 1959/60 nicht mehr derart ausgeglichen. Beide Clubs weisen nach 32 Spielen 77 Punkte auf, vorn liegen die "Königlichen" nur wegen der um einen Treffer besseren Tordifferenz. Die Überlegenheit des Top-Duos ist so erdrückend, dass die Primera División national immer mehr zur Operettenliga wird. Während in der englischen Premier League, Italiens Serie A und sogar der Bundesliga noch drei Teams Titelchancen haben, in Frankreichs Ligue 1 sogar sechs, beträgt der Abstand des in Spanien drittplatzierten FC Valencia auf die Spitze schon 21 Punkte. Die Sportzeitung "Marca", die im Moment täglich 15 Seiten mit dem "Clásico" füllt, nennt es das "Spiel des Jahrtausends".

"Messi-ah!"

Einfach der Beste, im Moment: Lionel Messi. Im letzten Klassiker in Madrid erzielte Messi zwei Tore und bereite zwei Treffer vor.

Einfach der Beste, im Moment: Lionel Messi. Im letzten Klassiker in Madrid erzielte Messi zwei Tore und bereite zwei Treffer vor.

(Foto: AP)

Superlative wie dieser waren in Spaniens Presse zuletzt ausnahmslos Lionel Messi vorbehalten. Der 22-jährige Argentinier ist amtierender Weltfußballer und spielt wie einer. Nach seinem Viererpack beim 4:1 gegen den FC Arsenal im Champions-League-Viertelfinale kommt Messi auf 39 Tore in 43 Saisonspielen für den FC Barcelona. Mit der simplen Feststellung, dass Messi seit Wochen in brillanter Form ist, scheint es da nicht getan. Die Zeitung "El Mundo" bemühte nach der neuerlichen Messi-Show im Camp Nou wieder einmal das größtmögliche Lob: "Es gibt nur einen Gott - im Fußball ist das Messi". Andere Medien stimmten in die Lobeshymnen ein, national wie international. Sie schwärmten vom "Messi-ah!" ("Sun"), "Megamessi" ("Sport"), "dem Phänomen Lionel Messi" ("Tuttosport", Italien), "Der perfekten 10" ("Daily Mail", England)  oder dem "Herrn des Balls" ("Clarin", Argentinien).

Pep Guardiola gibt nichts auf den Medienhype, stellt aber dennoch fest: "Ich werde eines Tages meinen Enkeln stolz erzählen können, dass ich sein Coach war." Der gelobte Messi gibt die Komplimente zurück, wie immer. "Ich habe das Glück in einer tollen Mannschaft zu spielen", sagt er zum Beispiel. Oder: "Es gibt für mich noch viel zu tun. Ich möchte noch besser werden." Die Madrider Sportpresse, traditionell Real zugeneigt, zittert schon jetzt vor Messis Rückkehr ins Bernabeu. "Messi macht Angst", stellte "AS" fest. Das Konkurrenzblatt "Marca" fragte mit Blick auf den "Clásico": "Wie ist dieser Typ bloß zu stoppen?" Die zynische Anwort lieferte "Marca" direkt mit, legte sie Barça-Legende Hristo Stoichkov in den Mund: mit harten Fouls. Sicherheitshalber hat Real-Trainer Pellegrini mit Spaniens Nationalverteidiger Sergio Ramos auch noch einen Manndecker für Messi abgestellt.

Ronaldo nur noch der Teuerste

Cristiano Ronaldo hat bislang weder im Trikot von Manchester United noch von Real Madrid gegen den FC Barcelona treffen können.

Cristiano Ronaldo hat bislang weder im Trikot von Manchester United noch von Real Madrid gegen den FC Barcelona treffen können.

(Foto: REUTERS)

Weil der Argentinier derzeit unumstritten der beste Fußballer der Welt ist, bleibt Reals Cristiano Ronaldo vorerst nur ein Superlativ: Mit einer Ablöse von 94 Millionen Euro ist der Portugiese der teuerste Fußballer der Welt. Ein Rekord, der ob der für Real-Verhältnisse mittelmäßigen Saison mit dem blamablen Pokalaus gegen Drittligist Alcorcon und dem Achtelfinal-K.o. in der Champions League gegen Olympique Lyon immer mehr zur Bürde werden kann. Auch für einen wie Ronaldo, der nicht mit mangelndem Selbstbewusstsein geschlagen ist, wie vor dem Spiel noch einmal wissen ließ: "Messi spielt eine phänomenale Saison. Aber ich spiele auch nicht so schlecht, es ist ja meine erste Saison in Spanien." Ronaldo sprach allerdings auch aus, was in Madrid alle fürchten: "Wenn wir nicht gewinnen, wäre das schon ein Fiasko. Dass ein Club wie Real in der Saison völlig leer ausgeht, ist nicht normal."

Vor dem "Clásico" hat Real nicht nur deshalb den größeren Druck, weil die Mannschaft zu Hause spielt und die Meisterschaft die einzig verbliebene Titelchance für das für 250 Millionen Euro verstärkte Starensemble ist. Die Madrilenen müssen auch die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen. Da in Spanien der direkte Vergleich zählt, reicht Barça schon ein Remis, um die Tabellenführung zu übernehmen.

Starparade, von links: Cristiano Ronaldo, Andres Iniesta, Kaka (verletzt), Lionel Messi, Xavi Hernandez.

Starparade, von links: Cristiano Ronaldo, Andres Iniesta, Kaka (verletzt), Lionel Messi, Xavi Hernandez.

(Foto: AP)

Von den Buchmachern wird Rekordmeister Real Madrid als Hausherr leicht favorisiert - zumal die "Königlichen" in dieser Saison alle 15 Spiele im eigenen Stadion gewonnen haben. Allerdings fehlt Real neben dem Langzeitverletzten Innenverteidiger Pepe auch Spielmacher Kaka. Alle anderen Stars stehen Pellegrini jedoch zur Verfügung, Ronaldo ist ebenso fit wie Mittelfeldmotor Xabi Alonso und Stürmer Gonzalo Higuaín, mit 24 Toren in 24 Ligaspielen Reals bester Torjäger. Barcelona fehlt hingegen mit Zlatan Ibrahimovic, dem Siegtorschützen aus dem Hinspiel, der Fixpunkt im Sturm, und mit Eric Abidal der etatmäßige Linksverteidiger. Dafür wird Andres Iniesta, der kongeniale Partner von Spielmacher Xavi, ebenso in der Startelf erwartet wie Innenverteidiger Gerard Pique.

Die Statistik ist ausgeglichen: Real gewann 68 der 159 bisherigen Duelle, Barça 61, darunter die letzten drei. Und vor 50 Jahren, als es letztmals so eng war wie in dieser Saison, gingen die Katalanen mit 3:1 als Sieger vom Platz - und holten letztlich auch den Titel.

Quelle: ntv.de, Christoph Wolf, mit dpa und sid

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