"Vollidioten": "Sieg oder Abbruch" Basler und Scholz verzweifeln an Leipzig
15.06.2015, 13:40 Uhr
"Wenn wir besser spielen, passiert das alles nicht": Heiko Scholz.
(Foto: imago/Karina Hessland)
Lok Leipzig droht nach den Ausschreitungen zum Saison-Finale in der Fußball-Oberliga eine Zerreißprobe. Trainer Heiko Scholz nimmt einen Teil der Schuld auf sich. Gemeinsam mit Sportdirektor Mario Basler zweifelt er daran, ob es Sinn macht, zu bleiben.
Frust und Fassungslosigkeit bei Lok Leipzig: Nach den schweren Ausschreitungen mit dem Platzsturm von rund 50 Chaoten am Sonntag im Saisonfinale bei RW Erfurt (0:2) haben Sportdirektor Mario Basler und Trainer Heiko Scholz ihre Zukunft offen gelassen. Der Klub steht vor einem Scherbenhaufen. Trainer Scholz übernahm nach dem schwachen sportlichen Auftritt seiner Spieler Verantwortung für die chaotischen Zustände. "Das Verhalten der Randalierer ist unentschuldbar, aber wenn wir besser spielen, passiert das alles nicht", sagte der frühere Bundesliga-Profi der "Leipziger Volkszeitung".
Randalierende Leipziger Fans hatten in der 75. Minute beim Stande von 0:2 den Platz gestürmt und so einen Spielabbruch provoziert. Lok hätte mit einem Sieg in Erfurt Platz drei und damit noch die Regionalliga-Relegation erreichen können. "Die Mannschaft war dem Druck nicht gewachsen", sagte Scholz über seine Elf, die nun weiter in der Oberliga spielen wird. Der Trainer ließ seine berufliche Zukunft offen. "Die Euphorie im Verein ist auf einen Schlag weg, da macht man sich natürlich Gedanken." Ein Rückzug von Scholz würde den Klub schwer treffen. Der frühere Bundesliga-Profi von Bayer Leverkusen und Werder Bremen hat viel Arbeit in den Klub gesteckt und für die neue Saison bereits eine neue Mannschaft geformt. Sieben neue Spieler hatte der 49-Jährige zu Lok gelotst.
Wasserwerfer und Pfefferspray
Zuvor hatte bereits Basler seinen Verbleib infrage gestellt. "So etwas, dass auch Verantwortliche und Spieler angegangen wurden, das habe ich so noch nie erlebt. Ich muss mir Gedanken machen, ob es in dieser Form noch Sinn für mich macht, hier weiter zu arbeiten", sagte der Ex-Nationalspieler, der selbst tätlich angegangen worden sein soll. Besonders bitter für den Verein: 2200 Fans hatten den Klub nach Erfurt begleitet. Der größte Teil verhielt sich friedlich, lediglich ein paar Dutzend Krawallmacher brachten den Verein in Verruf. "Die "Vollidioten", so Basler, stürmten das Feld, riefen "Sieg oder Spielabbruch", lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, warfen mit Steinen und Flaschen und zündeten Pyrotechnik. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein, es gab 31 Verletzte, acht von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
"Das ist das Schlimmste, was uns passieren konnte", sagte Lok-Vorstandsmitglied René Gruschka am Tag danach. Der Klub rechnet mit einer saftigen Geldstrafe, zudem sei die Arbeit der letzten zweieinhalb Jahren mit einem Schlag zerstört worden. Lok wollte mit den Ex-Profis Basler und Scholz im Schatten des Zweitligisten RB sportlich Schritt für Schritt nach oben und zur echten Alternative in Leipzig werden. Am Abend trifft sich das Präsidium des Klubs zu einer Krisensitzung. Dabei sollten die Täter anhand von Foto- und Videomaterial ermittelt und für den Schaden haftbar gemacht werden. Im Gegensatz zu Scholz und Basler denkt das Präsidium nicht ans Aufhören. Gruschka: "Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre völlig verkehrt."
Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid