Fußball

Werkself fordert Vorjahresfinalisten Bayer spielt gegen Atlético und den Fluch

Darf sich sicher fühlen: Roger Schmidt.

Darf sich sicher fühlen: Roger Schmidt.

(Foto: dpa)

So richtig passt die große Fußballbühne derzeit nicht zu Bayer Leverkusen. In der Bundesliga fährt das Team von Roger Schmidt seit Saisonbeginn Achterbahn. Und auch der eigenwillige Trainer selbst ist mehr denn je ein Diskussionsthema.

Bayer Leverkusen hat in dieser Bundesligasaison schon viele Punkte liegen lassen. Zuletzt in Augsburg wurde Torwart Marwin Hitz mit seinem Last-minute-Tor zum Spielverderber, eine Woche zuvor hatte Wolfsburgs Sturm-Überflieger Bas Dost diese Rolle gespielt, als er kurz vor dem Abpfiff mit seinem vierten Treffer zum 5:4 traf. Fußball-Spektakel mit hohem Unterhaltungswert - dafür steht das neue Bayer Leverkusen unter Roger Schmidt.

Leverkusen - Atlético, 20.45 Uhr

Bayer Leverkusen: Leno - Castro, Spahic, Papadopoulos, Wendell - Reinartz, Rolfes - Bellarabi, Calhanoglu, Son - Kießling. Trainer: Schmidt
Atlético Madrid: Moya - Juanfran, Miranda, Godin, Siqueira - Arda Turan, Gabi, Mario Suarez, Raul Garcia - Mandzukic, Griezmann. Trainer: Simeone
Schiedsrichter: Královec (Tschechien)

"Leider waren wir jetzt auch zweimal die mit den langen Gesichtern," stellt Rudi Völler gegenüber der Süddeutschen Zeitung fest - und fügt ungewohnt philosophisch hinzu: "Wir haben eine mittlere Ergebnisproblematik." Zugleich nutzt der langjährige Macher der Werkself die Gelegenheit vor dem Champions-League-Duell mit Atlético Madrid (heute ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de), um klar zu stellen, dass er zu Schmidt steht. "Natürlich habe ich Sorge um die europäische Qualifikation. Aber wir haben totales Vertrauen in den Trainer. Wir haben Roger Schmidt geholt, weil wir ein Konzept haben, um mit diesem Trainer unsere Ziele zu erreichen." Die Ergebnisse würden folgen. Das Entlassungsschema der vergangenen Jahre, in denen Schmidts Vorgänger Robin Dutt und Sami Hyypiä jeweils im Frühjahr flogen, soll sich 2015 also nicht wiederholen. Und auch dem Achtelfinalschema der vergangenen Jahre in der Königsklasse möchte Bayer 04 endlich entrinnen.

Nach starken Gruppen-Leistungen flog die Werkself in der Runde der letzten 16 immer wieder hochkantig heraus: 2012 mit 1:3 (H) und 1:7 (A) gegen den FC Barcelona, 2014 mit 0:4 (H) und 1:2 (A) gegen Paris St. Germain. Auch in dieser Saison hat Leverkusen in der Gruppe überzeugt und Platz zwei belegt, hinter dem AS Monaco und vor Benfica Lissabon und Zenit St. Petersburg. Und wieder wartet im Anschluss ein großer Gegner. Atlético überzeugt in Spaniens Liga auch in dieser Saison. Das Team von Diego Simeone liegt mit 53 Punkten an dritter Position, knapp hinter Barcelona (56) und Spitzenreiter Real Madrid (60). Atlético scheint sich nachhaltig neben den beiden Großen des spanischen Fußballs zu etablieren.

Fernando Torres als Edeljoker

"Klar sind wir Außenseiter gegen den Fast-Champions-League-Sieger aus dem Vorjahr. Aber es sind nur zwei Spiele," sagt Schmidt vor dem Hinspiel. Und dass seine Mannschaft punktuell zu Großem im Stande ist, hat sie bewiesen. "Dieses Los ist eine große Herausforderung. Aber wir trauen uns zu, Atlético Probleme zu bereiten," befindet Simon Rolfes, der durch die Verletzung von Lars Bender wohl wieder in die Startelf rückt. Probleme bereiten - das klingt nach einem realistischen Plan gegen den Vorjahresfinalisten. Bloß nicht wieder untergehen, wie gegen Barcelona und Paris, das wäre ein guter Vorsatz für den Außenseiter aus Leverkusen - vor allem wenn man sich vor Augen führt, wie auswärts- und angriffsstark Atlético ist.

Von den letzten neun Auswärtsspielen in der Champions League hat das Simeone-Team fünf gewonnen und nur eines verloren. Atlético lässt hinten wenig zu und ist vorne brandgefährlich - derzeit meistens mit Frankreichs Nationalspieler Antoine Griezmann und Ex-Bayernstürmer Mario Mandzukic. "Er ist ein spezieller Stürmer, der sehr körperlich spielt. Das müssen wir gut und aufmerksam verteidigen," warnt Roger Schmidt. Rückkehrer Fernando Torres ist der Edeljoker im Team der Spanier.

Eine Rolle, die heute Abend auch Stefan Kießling droht. Lange hat Schmidt am Torgaranten der vergangenen Jahre festgehalten. Zuletzt in Augsburg gab er Josip Drmic den Vorzug, und der Schweizer überzeugte mit Schnelligkeit und Tordrang. Ein Spielertyp, der gut ins System von Schmidt zu passen scheint, das auf ständigem Vorwärtsdrang, ob mit oder ohne Ball, basiert. Sollte Schmidt aber auch heute Abend auf Drmic statt Kießling setzen, droht ihm neben der Debatte um ihn selbst auch eine Verschärfung der Stürmerdiskussion. Kießling ist in Leverkusen eine Instanz. Schmidt bewegt sich also weiter auf einem schmalen Grat. Dem heutigen Abend allerdings darf er relativ entspannt entgegen blicken. Denn mehr als der Trainer steht die Mannschaft in der Bringschuld. Schließlich war sie es, die in den vergangenen Jahren gegen Barcelona und Paris unterging. Da war Roger Schmidt noch Übungsleiter in Salzburg.

Quelle: ntv.de

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