"Das ist ein Problem" "Bayern Israel" ärgert sich über Umgang mit Mazraoui
21.10.2023, 09:33 Uhr
Wie geht es weiter mit Noussair Mazraoui beim FC Bayern?
(Foto: IMAGO/RHR-Foto)
Trotz seines viel kritisierten Pro-Palästina-Posts setzt der FC Bayern weiter auf Noussair Mazraoui. Der israelische Fanklub "Bayern Israel" ist enttäuscht davon. Dessen Vorsitzender sieht das Problem als ungelöst an und fürchtet sogar Abgänge von Spielern.
Der Vorsitzende des israelischen Fanklubs "Bayern Israel" hat das Verhalten von Noussair Mazraoui nach dessen pro-palästinensischen Social-Media-Beitrag kritisiert. "Wir haben etwas Aufrichtiges vom Spieler erwartet. Es sieht aber so aus, als würde Mazraoui sich verstecken. Als hätte das Statement jemand vom Verein formuliert. Und nicht er", sagte Tsvilka Riz der "Süddeutschen Zeitung". Die Stellungnahme des deutschen Fußball-Meisters FC Bayern sei vielen "zu soft" gewesen. Wenn Mazraoui "selbst ein Video aufgenommen hätte, wäre das etwas anderes. Er hätte sich entschuldigen können und sich eingestehen können: Das war ein Fehler", so Riz.
Der Marokkaner Mazraoui hatte in den sozialen Netzwerken ein Video verbreitet, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wird. Nach dessen Rückkehr von der Nationalmannschaft führte der FC Bayern in dieser Woche "ein ausführliches und klärendes Gespräch" mit ihm. Der 25-Jährige bleibt im Münchner Kader. Mazraoui verurteilt der Mitteilung der Münchner zufolge "jede Art des Terrorismus und jede Terrororganisation".
Das sei aber "zu allgemein", kritisierte Riz. "Er soll nicht jeden Terror verurteilen. Er soll die Hamas verurteilen. Er bereut offenbar sein Handeln, an die Öffentlichkeit gegangen zu sein, aber er bereut nicht die Inhalte."
Der Israeli zeigte sich "enttäuscht, weil es nicht so wirkt, als hätte der FC Bayern das Problem gelöst. Ich verstehe, dass der Klub ein sportliches Problem hätte, weil sie im Team niemanden für seine Position hätten, wenn sie ihn suspendieren. Aber, wissen Sie was? Die Menschen hier sind wirklich verletzt. Die wollen sehen, dass man handelt. So wie in Mainz, wo Anwar El Ghazi freigestellt wurde."
Riz: "Wenn Peretz deshalb geht, wäre das schrecklich"
Gleichzeitig ist Riz froh, dass der FC Bayern deutlich gemacht habe: "Wir sind auf der Seite Israels. Wir sind gegen die Hamas. Das machen andere Klubs nicht." Allerdings hinterlasse die Causa Mazraoui "ein Loch in mir", denn "es bleibt eben der Anschein, dass er sich mit Terror solidarisiert. Das ist ein Problem." Zwar müsse sich niemand positionieren in diesem Konflikt oder auch generell seine politischen Ansichten nach außen tragen, sagt Riz: "Aber wenn man sich äußert, dann muss man mit den Konsequenzen leben."
Er befürchte, dass im Januar nicht nur Mazraoui den FC Bayern verlassen werde, sondern auch der israelische Torwart Daniel Peretz. "Wenn Peretz deshalb geht, wäre das schrecklich", sagte Riz. Trainer Thomas Tuchel "sagte, dass in der Kabine Dinge wie die Religion keine Rolle spielen würden. Das glaube ich nicht. Ich denke, es ist eine Menge Anspannung in der Kabine. Die Gedanken sind nun in der Welt. Und nun sind sie auch in der Kabine und lassen sich nicht mehr ignorieren."
Die islamistische Hamas war am 7. Oktober mit Hunderten Terroristen in israelische Grenzorte eingedrungen und hatte ein Massaker mit 1400 Todesopfern angerichtet. Gut 200 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seitdem bombardiert Israel Hamas-Stellungen im dicht besiedelten Gazastreifen, wo Hunderttausende Palästinenser in den Süden geflüchtet sind.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa