Fußball

Vize-Triple statt "Goldene Generation" Bayern Leverkusen sucht Typen

Kein Siegertyp? Ausgerechnet Bastian Schweinsteiger verschoss den entscheidenden Elfmeter im Champions-League-Finale. Er bleibt wie seine Teamkollegen ohne großen Titel.

Kein Siegertyp? Ausgerechnet Bastian Schweinsteiger verschoss den entscheidenden Elfmeter im Champions-League-Finale. Er bleibt wie seine Teamkollegen ohne großen Titel.

(Foto: dapd)

An Matchbällen mangelt es im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea nicht. Nur an Typen, die sie verwandeln, klagt Präsident Uli Hoeneß und fühlt sich wie Bayern Leverkusen. Statt sich zur "Goldenen Generation" zu krönen, wecken Schweinsteiger & Co. Zweifel, dass sie große Titel holen können. Die Lösung dürfte im "Frustshopping" liegen, vielleicht in Spanien.

Trost im Trauma: Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird nach der Finalpleite von seiner Frau getröstet.

Trost im Trauma: Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird nach der Finalpleite von seiner Frau getröstet.

(Foto: dapd)

Die Fassungslosigkeit von Uli Hoeneß nach dem verlorenen Champions-League-Heimfinale seines FC Bayern hatte zwei Namen: Jens Jeremies und Bayer Leverkusen. "Wir haben ja immer über Leverkusen gelächelt", sagte Hoeneß nach dem bitteren Platzen der "großen Illusion", als die sein Freund und Bayern-Trainer Jupp Heynckes den Gewinn der Königsklasse im eigenen Stadion bezeichnet hat. "Jetzt", sagte Hoeneß, "sind wir in einer ähnlichen Situation."

Die Situation, die Hoeneß meint, ist das Vize-Triple der Werkself aus dem Jahr 2002 in Meisterschaft, Pokal und Champions League. Seit Samstagabend um 23.29 Uhr ist es die Situation, in der sich sein FC Bayern 2012 befindet. Statt als "Könige Europas" in den Urlaub oder zur Fußball-EM zu fahren, bleibt den Münchnern nur das unrühmliche Vize-Triple, die zweite titellose Saison in Folge. Ein unhaltbarer Zustand – der die in Richtung Double-Sieger Borussia Dortmund ohnehin angekündigte Transferoffensive nun noch üppiger ausfallen lassen wird. Stichwort: Frustshopping.

Statt im eigenen Stadion Geschichte zu schreiben und das Bayern-Team um Philipp Lahm/Bastian Schweinsteiger zu einer "Goldenen Generation" zu machen, sieht sich die Münchner Mannschaft nun Zweifeln ausgesetzt. Selbstzweifeln wie im Fall Arjen Robben oder Schweinsteiger, der sein drittes großes Finale verlor und diesmal den entscheidenden Elfmeter verschoss. Und generellen Zweifeln, ob diese Mannschaft tatsächlich gut genug ist für große Titel. Die Chancen waren gegen Chelsea im Überfluss da, doch im entscheidenden Moment zeigten nur die Londoner um Didier Drogba die nötige Siegermentalität.

"Auffrischung ist dringend nötig"

Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hielt in der "Bild" zwar keinen "völligen Umbruch" des Teams für angezeigt, sagte aber: "Eine Auffrischung ist dringend nötig." Unmittelbar nach dem Finale hatte Hoeneß schon selbst festgestellt: "Unsere Bank muss besser werden." Heute vermeldeten mehrere Medien prompt, der Rekordmeister sei sich mit Claudio Pizarro einig. Der 33-jährige Torjäger soll in München einen Einjahresvertrag erhalten und als hochkarätiger Ersatz für den gegen Chelsea glücklosen Mario Gomez agieren. Die Verpflichtung von Olivier Giroud vom neuen französischen Meister HSC Montepellier wäre damit vom Tisch.

Fest verpflichtet für die neue Saison haben die Bayern bisher drei Spieler: Ersatztorwart Tom Starke (31/1899 Hoffenheim), Verteidiger Dante (28/Borussia Mönchengladbach) und Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri (20/FC Basel). Dabei dürfte es nicht bleiben.

Auch wenn er sich eine explizite Mannschaftskritik nach gleich drei vergebenen Matchbällen gegen Chelsea verkniff: das Misstrauen von Hoeneß in den Münchner Kader wurde trotzdem überdeutlich. "Es ist eine gute, eine ordentliche Saison gewesen. Aber man kann nicht sagen, es ist alles in Ordnung, wenn man drei Titel verspielt. Dann hat man gewisse Probleme. Das kann einmal passieren, zweimal, aber dreimal? Vielleicht muss man sich fragen, warum das passiert ist."

Spielerlösung statt Trainerlösung

Da Hoeneß-Freund Heynckes sich erstens nur selbst entlassen kann und zweitens eine innovative Trainerlösung a la Dortmund beim FC Bayern aufgrund der allmächtigen Chefetage ausscheidet, überraschte der Hoeneß'sche Antwortversuch nur mäßig: "Vielleicht haben wir nicht genug Spieler, die so etwas erzwingen wollen. Ich habe keinen Jens Jeremies gesehen, der dem Gegner schon beim Einlaufen in die Waden beißt."

Typen, die als Kitt zwischen all den Einzelkönnern fungieren können, Typen wie der einstige "Aggressivleader" Mark van Bommel oder Arturo Vidal, den die Bayern im Sommer 2011 vergeblich nach München holen wollten. Oder wie der spanische Nationalspieler Javi Martinez, der nach Informationen des "Kicker" nun ins Visier des Rekordmeisters geraten ist. Der 23-Jährige von Athletic Bilbao ist eigentlich ein defensiver Mittelfeldspieler mit Zug zum Tor, machte in dieser Saison aber auch in der Abwehrzentrale eine ausgezeichnete Figur.

Allerdings ist die Ablöse für den 1,90-Meter-Mann, an dem auch Real Madrid und der FC Barcelona nicht uninteressiert sind, auf 40 Millionen Euro festgeschrieben. Das ist eine stattliche Summe - selbst für einen Rekordmeister auf Frustshoppingtour.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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