Mit Kampfgeist und Wackelabwehr Bayern feiern die Niederlage
09.03.2010, 22:46 UhrDer FC Bayern steht wie im Vorjahr im Viertelfinale der Champions League. Gegen den AC Florenz reicht den Münchnern dank der Auswärtstorregel auch eine Niederlage im Achtelfinal-Rückspiel zum Weiterkommen. Für den entscheidenden Treffer sorgt Arjen Robben per fulminantem Fernschuss.

Arjen Robben durfte die Feierlichkeiten nach Spielende einleiten, er hatte das entscheidende Tor zum 2:3 erzielt.
(Foto: REUTERS)
In der stürmischen Toscana hat der nie aufsteckende FC Bayern München dank toller Moral und eines Traumtores von Arien Robben das Aus im Achtelfinal-Krimi beim AC Florenz abgewendet. In einer turbulenten zweiten Spielhälfte schossen die Niederländer Robben (65.) und Mark van Bommel (60.) den deutschen Fußball-Rekordmeister wie im Vorjahr ins Viertelfinale der Champions League. Der Zehnte der italienischen Liga war vor 45.000 Zuschauern im Stadio Artemio Franchi durch Juan Vargas (28.) und Stevan Jovetic (54./64.) zwischenzeitlich mit 2:0 und 3:1 in Führung gegangen.
"Wir haben eine Mannschaft mit Moral und Charakter, die immer zurückschlagen kann", sagte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger: "Mit dieser Niederlage kann man leben. Wir sind unter den besten Acht - das ist ein großer Erfolg." Torschütze van Bommel meinte: "Es gab einige brenzlige Situation. Aber wir sind verdient weiter." Vor allem der kräftige Wind hatte den Spielern zu schaffen gemacht. "Da bleibt der Ball einfach in der Luft stehen", erklärte Bastian Schweinsteiger, der die Gelbe Karte sah und im nächsten Spiel gesperrt ist. Auch Philipp Lahm war froh über den "Rückenwind in der zweiten Halbzeit. Da haben wir uns leichter getan."
Nach zuvor 18 Pflichtspielen ohne Niederlage hatten die selbstbewussten Bayern auch in Florenz zu Beginn zunächst das Kommando übernommen. Auch ohne die verletzten Martin Demichelis und Diego Contento stand die Abwehr sicher. Der 17-jährige David Alaba, der am vergangenen Wochenende mit seiner Einwechslung in Köln zum jüngsten Bayern-Profi in der Bundesliga-Geschichte aufgestiegen war, feierte auf der Linksverteidigerposition ein beeindruckend souveränes Debüt in der Bayern-Startelf. Doch zwingende Torchancen für die Münchner sprangen nicht heraus, weil die Präzision bei stürmischem Gegenwind fehlte. Florenz, das nur eine der letzten zehn Partien gewonnen hat und auf den nach der Roten Karte im Hinspiel gesperrten Massimo Gobbi verzichten musste, war trotz der 1:2-Niederlage in München auf Torsicherung programmiert. Mit allen Spielern zogen sie sich bei den oft ungeordneten Bayern-Angriffen in die eigene Hälfte zurück und machten geschickt die Räume eng.
Rückstand nach Doppelpatzer
Das zahlte sich für Florenz nach 28 Minuten aus. Als Mario Gomez nach knapp einer halben Stunde an der Seitenlinie behandelt wurde, schlugen die Italiener eiskalt und mit freundlicher Unterstützung der Bayern zu. Einen 30-Meter-Schuss von Riccardo Montolivo ließ Torhüter Jörg Butt abprallen, Vargas verwertete die Vorlage aus spitzem Winkel. Auch Daniel van Buyten sah dabei nicht gut aus. Nationalstürmer Gomez kam danach zwar noch einmal zurück, wurde wenig später wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade aber gegen Miroslav Klose ausgewechselt.
Angetrieben von Robben, Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger versuchten die Bayern das Spiel wieder in den Griff zu bekommen. Doch die tief stehenden Italiener konnten sie nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen. Die einzige Chance durch Robben machte Torhüter Sebastien Frey mit einer prächtigen Parade zunichte, als er einen Schuss des Niederländers aus elf Metern entscheidend ablenken konnte.
Steigerung in Hälfte zwei
"Wir werden uns steigern und das Spiel noch drehen", machte Bayern-Sportdirektor Nerlinger sich und den Fans in der Halbzeitpause Mut. Dank Butt war diese Hoffnung nicht schon in der 50. Minute passe, als die Bayern-Abwehr erneut pennte und der Keeper gegen Alberto Gilardino retten musste - und das bravourös tat. Mit dem Wind im Rücken wollten die Bayern angreifen, es stürmte zunächst aber nur Florenz. Nach Gilardinos vergebener Großchance machte es Jovetic in der 54. Minute besser. Nach feiner Vorarbeit von Gilardino, der bei seiner Ablage allerdings im Abseits stand, vollendete Jovetic aus zehn Metern zum 2:0.
Für die Bayern musste nun unbedingt ein Tor her, um zumindest die Verlängerung zu schaffen. Und van Bommel ließ sich nicht lange bitten. Mit einem trockenen Flachschuss aus 18 Metern ließ er Frey keine Chance und brachte die schon feiernden italienischen Zuschauer zum Verstummen.
Danach wurde es richtig turbulent: Zunächst schoss Jovetic Florenz nach erneutem Van-Buyten-Patzer mit 3:1 in Führung und damit wieder ins Viertelfinale. Doch nur 71 Sekunden später jubelten erneut die Bayern, weil Robben den Ball mit Windunterstützung an Florenz-Keeper Frey vorbei in den Winkel hämmerte. Darauf fand Florenz keine Antwort mehr.
Quelle: ntv.de, sid/dpa