Fußball

Sechs Dinge, die wir am 3. Spieltag gelernt haben Bayern patzt vom Punkt, Schalke wird irre

Am Ende gewinnen sie ja trotzdem: Thomas Müller und David Alaba, Münchner Elfmeterspezialisten.

Am Ende gewinnen sie ja trotzdem: Thomas Müller und David Alaba, Münchner Elfmeterspezialisten.

(Foto: imago sportfotodienst)

Während die Münchner Bayern ihr Elfmetertrauma pflegen, erlebt die Fußball-Bundesliga den "dümmsten Rekord" ihrer Geschichte. Derweil hält sich Franck Ribéry für besser als Lionel Messi. Und Frank Mill lacht sich ins Fäustchen.

1. Die Bayern haben ein Elfmeterproblem

Der FC Bayern und Elfmeter, da war doch was. Richtig. 11. April 2012 zum Beispiel: Spitzenspiel in Dortmund, 85. Minute, Elfmeter für Bayern - Arjen Robben verschießt und macht den BVB zum Meister. Oder 19. Mai 2012, München, Champions-League-Heimfinale gegen den FC Chelsea. Erst scheitert Robben per Elfmeter beim Versuch, ein Elfmeterschießen abzuwenden. Dort scheitert Bastian Schweinsteiger am Pfosten. Chelsea feiert. Dann kam das historische Bayern-Triple. Und jetzt? Haben die Münchner wieder ein Punktproblem. Nachdem beim Saisonstart gegen Gladbach schon Thomas Müller den Nimbus der Unfehlbarkeit vom Elfmeterpunkt verloren hatte, scheiterte beim Sieg gegen Nürnberg Ersatzschütze David Alaba. Von ihren letzten vier Strafstößen in der Bundesliga haben die München damit drei vergeben - womit Arjen Robben vor einem Comeback als Schütze stehen könnte. Andererseits sind Elfmeterprobleme relativ. Erstens haben die Münchner ja trotzdem neun Punkte. Zweitens kann man auch ohne verwandelte Elfer Meister werden. Als der BVB in der Saison 2010/11 zum Titel stürmte, lautete die Bilanz vom Punkt: null von fünf.

2. Die Bundesliga hat doch noch nicht alles erlebt

Schäferhundzähne in Spielerhintern, zu zeitig abgepfiffene Spiele, Phantomtore in Nürnberg - nach einem halben Jahrhundert Fußball-Bundesliga ist alles schon einmal dagewesen. Ist es nicht, das beweist der dritte Spieltag. Es gibt noch Neuschnee: Das 1:0 des FC Bayern gegen Nürnberg war nämlich das erste Franck-Ribéry-Kopfballtor der Ligageschichte, Chapeau! Der Franzose hofft nun darauf, am Donnerstag zu Europas Fußballer des Jahres gewählt zu werden. Wer sind schon Lionel Messi und Cristiano Ronaldo? Ribéry wirbt schon mal in eigener Sache: "Dieser Titel wäre mir sehr wichtig, denn ich habe alles Notwendige dafür getan: gut gespielt, Titel geholt, Tore vorbereitet, Tore erzielt. Ich habe letzte Saison wie ein Verrückter gearbeitet, bin auch an freien Tagen an die Säbener Straße gekommen."

Och nö, bitte nicht: Hoffenheims Sehad Salihovic beschwört Schiedsrichter Tobias Stieler´.

Och nö, bitte nicht: Hoffenheims Sehad Salihovic beschwört Schiedsrichter Tobias Stieler´.

(Foto: imago sportfotodienst)

D ie schönste Liga-Novität besorgte aber Hoffenheims Sehad Salihovic im Hollywood-Spiel gegen Freiburg - mit dem laut dpa "wohl dümmsten Bundesliga-Rekord" überhaupt. Der Bosnier steht nun als erster Spieler in den Liga-Geschichtsbüchern, der direkt nach seinem Tor vom Platz geflogen ist. Erst 14 Sekunden hatte Salihovic sein 1:0-Führungstor per Elfmeter bejubelt, als er Rot sah - weil er beim Jubeln so ganz nebenbei SC-Kapitän Julian Schuster eine Ohrfeige verpasst hatte. Sein Kommentar dazu: "Kein Kommentar." Sein Trainer Markus Gisdol hielt sich hinterher zurück: "Wir nageln ihn deshalb nicht an die Wand."

3. Auf Schalke kommen sie nicht zur Ruhe

Noch ein Phänomen, dass es in der Geschichte der Bundesliga durchaus schon einmal aufgetaucht ist. Dabei waren die Gelsenkirchener bei Hannover 96 nach katastrophaler erster Halbzeit, einem "Grottenkick", wie Mittelfeldspieler Julian Draxler konstatierte, nach der Pause gar nicht so schlecht. Und wenn Adam Szalai nach 65. Minuten … So aber steht nach drei Spieltagen nur ein Punkt zu Buche, "sicher nicht das, was wir uns auf Schalke erwarten", wie Trainer Jens Keller einräumte. Profi Jermaine Jones hat allerdings schon einen Grund für die Misere gefunden: "Auf Schalke wird schneller alles schlecht geredet als woanders. Man bekommt sofort das Gefühl: Es geht alles unter, und das, obwohl die Mannschaft in den letzten Jahren immer europäisch vertreten war. Das ist Wahnsinn", sagte er der "Sport Bild". "Uns wird keine Zeit gelassen, als Mannschaft und Verein zu wachsen. Wir bekommen permanent von allen Seiten Kritik. Auf Schalke herrscht immer Dauertheater. So kannst Du keinen Erfolg haben." Dennoch könnte es für den Trainer eng werden, sollte der FC Schalke 04 am Dienstag bei PAOK Saloniki die Teilnahme an der Champions League verspielen. Immerhin sagte Sportdirektor Horst Heldt auf die Frage, ob Keller am kommenden Samstag im Spiel gegen Bayer Leverkusen noch auf der Bank sitzen werde: "Ja, selbstverständlich!" Was das heißt, zeigt sich am Beispiel VfB Stuttgart. Dort hatte Sportvorstand Fredi Bobic nach der Niederlage in Augsburg auf die Frage, ob Trainer Bruno Labbadia auch am Donnerstag im Europaligaspiel gegen Rijeka noch auf der Bank sitze, gesagt: "Das ist eine dumme, respektlose Frage." Nun ist Labbadia weg.

4. Frank Mills Vermächtnis lebt weiter

St. Paulis Ex-Stürmer Marius Ebbers hat sich jüngst zu Recht darüber aufgeregt, dass Fans und auch Sportredakteure schnell bei einer vergebenen Torchance urteilen: "Den hätte meine Omma gemacht!" Sein Argument: Erst einmal selbst besser machen. Deswegen wollen wir uns an dieser Stelle vornehm zurückhalten und nicht allzu hart urteilen. Schalkes Adam Szalai und Augsburgs Sascha Mölders sind gute Stürmer. Ein bisschen mussten wir allerdings schon an Frank Mill denken, der sich 1986 im Trikot des BVB beim Spiel in München den wohl berühmtesten Fehlschuss der Bundesligageschichte leistete. Es ist also nicht alles neu im 51. Jahr der Liga.

Szalai jedenfalls traf nun bei der Niederlage in Hannover das leere Tor n icht, was besonders bitter war, weil er mit einem Ausgleich die Krise seiner Schalker hätte lindern können. Sein Kommentar: "Das Ding musste ich machen." Noch ein wenig spektakulärer wuchtete Mölders den Ball vorbei. Mit aller Gewalt und viel Adrenalin. Er hätte mit dem Ball ins leere Tor laufen können, er hätte ihn auch locker hineinschieben können. Aber war tat er? Er hämmerte den Ball ans Außennetz. Ganz anders als einst Frank Mill übrigens, der eher zu lässig sein wollte. Mölders Trost: Augsburg gewann trotzdem gegen den VfB Stuttgart und holte die ersten drei Punkte in dieser Saison.

5. Alles prima in Leverkusen, auch Hertha siegt - und Braunschweig?

Wenn es bei all den Ereignissen so etwas wie einen Spieler des Spieltags gibt, dann ist es Leverkusens Sidney Sam. Nicht nur, dass er in einem aufregenden Spiel zwei Tore zum Sieg Borussia Mönchengladbach beitrug. Er tat das auch noch vor den Augen des Bundestrainers. Joachim Löw jedenfalls zeigte sich begeistert, bezeichnete den 25 Jahre alten Sam als "spielentscheidenden Mann" und sagte: "Der eine oder andere, der heute auf dem Platz war, wird sich beim nächsten Doppelspieltag in unserem Aufgebot befinden." Falls er allerdings Leverkusens Stürmer Stefan Kießling gemeint hatte, der einen Elfmeter verwandelte und so seinen 100. Treffer für Bayer erzielte - das Thema hat sich erledigt. "Den Nationalspieler Kießling wird es unter Löw nicht mehr geben", sagte der 29-Jährige der "Bild"-Zeitung. Obwohl: So ganz kann der Torjäger es doch nicht lassen. Dem "Kicker" sagte er: "Sollte vor der WM Not am Mann sein und jemand auf die Idee kommen, ich könnte helfen, dann bin ich der Letzte, der eine Mannschaft im Stich lässt."

Und sonst? Schlägt die Hertha, allen Lolita-Gerüchten zum Trotz, den Hamburger SV und feiert den historisch besten Start in eine Saison. Nur Trainer Jo Luhukay versteht die Welt nicht mehr. "Ich kann mich innerlich nicht über den Sieg freuen." Es ging darum, dass die Berliner Boulevardzeitung "BZ" seit Tagen über eine 16-Jährige berichtet, die behauptet haben soll, eine Affäre mit drei aktuellen und zwei ehemaligen Profis der Hertha gehabt zu haben. "Das ist peinlich, sehr, sehr peinlich für alle Beteiligten." Der andere Aufsteiger hat solche Probleme nicht. Allerdings auch sieben Punkte weniger. Und beim 0:2 gegen die Eintracht aus Frankfurt hat die Eintracht aus Braunschweig im Gegensatz zu den beiden ersten Saisonniederlagen noch nicht einmal gut gespielt. Dementsprechend ernüchtert fiel das Fazit des Trainers aus: "Ich habe viel Angst festgestellt. Wir waren schläfrig und unkonzentriert. Und ich weiß nicht, warum. Das bereitet mir viel Kopfzerbrechen", sagte Torsten Lieberknecht.

6. Am Samstag ab 15.30 Uhr ist Bundesliga am schönsten

Der BVB hat sich unter Jürgen Klopp nicht nur zur mit Titeln prämierten Pressingmaschine entwickelt, sondern auch zu Flutlichtspezialisten. In Freitagsspätspielen gewinnen seine Dortmunder fast immer, wie auch Bremens Maurermeister erfahren mussten. Klopps große Liebe in Sachen Anstoßzeit bleibt aber der Klassiker, verriet er unter der Woche: Samstag, 15.30 Uhr. Dann, wenn die halbe Liga parallel spielt - und es richtig turbulent werden kann. 19 Tore, vier Elfmeter, sieben Platzverweise, und das alles in 90 Minuten - spektakulärer hätte sich die Liga zum 50. Geburtstag nicht selbst feiern können. Schön für Klopp und seine Dortmunder Tabellenführer: Sie hatten spielfrei.

Quelle: ntv.de

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