Rummenigge stichelt, Watzke ätzt zurück Bayern vs. BVB = prima Sommertheater
11.07.2013, 10:01 Uhr
"Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund hat Aussagen von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge gekontert, nach denen ..."
(Foto: dpa)
Fußball gespielt wird nicht zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Aber Theater. Beim BVB: Jürgen Klopp als Robin Hood und Hans-Joachim Watzke als Retourkutscher. Beim FCB: Karl-Heinz Rummenigge als Fast-Börsen-Fachmann. Und Uli Hoeneß - als mahnendes Beispiel.
Das nächste fußballerische Kräftemessen zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund lässt noch auf sich warten. Erst am 27. Juli stehen sich der Triple-Sieger aus München und der Doppel-Zweite BVB wieder gegenüber, in Dortmund wird der DFB-Supercup vergeben. Bis dahin wird für die neue Bundesliga-Saison geübt.
Der deutsche Rekordmeister tut das derzeit in Italien, wo er mit seinem spanischen Neu-Trainer Pep Guardiola international innovative Spielsysteme einstudiert und dabei Vierer- zu Dreierketten schrumpft oder andersherum. Borussia Dortmund versucht derweil im schweizerischen Bad Ragaz, die Namen seiner Neuzugänge aus Gabun und Armenien auswendig zu lernen und sie nebenbei in die BVB-Offensive zu integrieren. Pierre-Emerick Aubameyang und Henrich Mchitarjan, das sind Zungenbrecher.
Langweilig ist es trotzdem nicht, obwohl der BVB nach verhaltenem Shopping-Auftakt inzwischen seine Millionen auf dem Transfermarkt losgeworden ist. Damit die Bundesliga in der Spielpause auch unabhängig von spektakulären Transfers nicht im Sommerloch verschwindet, wurden vom Fußballgott schließlich Interviews erfunden. Das führt dann zwar bisweilen dazu, dass es sogar Peter Neururer in die Nachrichten schafft, wie jüngst geschehen.
Verbales Vorglühen
Vor allem aber bietet es beste Sommerunterhaltung, wenn fußballerische Rivalen wie FC Bayern und BVB verbal vorglühen. Bevorzugt wird dabei, sich in seinen Interviews aufeinander zu beziehen oder Dingen zu bezichtigen, die der andere dann dementieren kann. Bei Könnern dieses Metiers heißt es sogar: dementieren muss. Womit wir direkt beim Sport-Informations-Dienst und mitten im Thema wären, nämlich: "Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund hat Aussagen von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge gekontert, nach denen ..."
I n der Sommerpause lassen sich vergleichbare Satzanfänge in der Regel beliebig vollenden. Irgendwer fühlt sich von irgendwem immer angesprochen, angerüffelt, falsch verstanden. Und falls nicht kann das irgendwer irgendwem einfach unterstellen. Im konkreten Fall folgte: "… der deutsche Fußball-Vizemeister kein schriftliches Angebot für Verhandlungen über einen Wechsel von Torjäger Robert Lewandowski zum Champions-League-Sieger aus München benötigt hätte."
Grund für Watzkes Empörung: Rummenigge hatte den BVB zuvor kritisiert, in Bezug auf Stürmer Robert Lewandowski. Der muss noch ein Jahr in Dortmund spielen, hat sich aber schon den Münchnern versprochen. Angeblich, weil die Bayern dem BVB kein konkretes Angebot unterbreitet haben. Der "Sport Bild" sagte Rummenigge zu den Irrungen und Wirrungen des geplatzten Wechsels: "Mit einem Märchen muss ich jetzt mal aufräumen. Ich bin zwar jetzt kein Börsen-Spezialist von A bis Z, aber dass man als börsennotierter Klub ein schriftliches Angebot braucht, um an die Aktionäre eine Ad-hoc-Mitteilung zu machen, ist einfach nicht korrekt. Das wird erst nötig, wenn der Verkauf feststeht."
"Etwas zum Thema Börse, was nicht korrekt ist"
Das konnte Watzke nicht unwidersprochen stehenlassen. "Er hat etwas zum Thema Börse gesagt, was nicht korrekt ist", korrigierte der BVB-Geschäftsführer also in der "Bild", sparte sich aber fair den Hinweis, dass sich Rummenigge vor seinem Interview vielleicht besser vereinsintern mit Börsenfachmann Uli Hoeneß ausgetauscht hätte. Watzke weiter: "Wir haben nie gesagt, dass wir das Angebot für die Börse benötigen. Aber bei diesen Größenordnungen haben wir eine Dokumentationspflicht gegenüber unseren Kontrollgremien." Watzke noch weiter: "In puncto Ad-hoc-Mitteilungen liegt Rummenigge komplett falsch. Wie der Fall Mchitarjan zeigt, müssen wir auch Transfer-Absichten mitteilen, wenn es um solche Volumina geht."
Das klingt von beiden Seiten recht verärgert und rechthaberisch, soll von der interessierten Öffentlichkeit auf keinen Fall missverstanden werden. Schließlich haben sich Watzke und Rummenigge vor einigen Wochen im Sylt-Urlaub an einen Tisch gesetzt und über einige Dinge ausgetauscht. Die neuerliche Diskussion möchte Retourkutscher Watzke daher nicht überbewertet wissen, denn: "Es gibt keinen Zoff, es ist eine Meinungsverschiedenheit."
Eigene Ansicht - oder Einsicht
Den Zoff könnte es aber geben, wenn der BVB in alter Bayern-Manier auf eine weitere Rummenigge-Aussage reagieren sollte. Die, wonach die Dortmunder aufpassen müssen, "dass man nicht Wasser predigt und Wein säuft". Ein Prinzip, nach dem Bayern-Präsident Uli Hoeneß ganz offensichtlich vor seinem tiefen Steuerfall lange verfahren ist. Öffentlich daran erinnert werden wollen die Münchner Amigos aber sicher nur ungern.
Vielleicht sehen sie beim BVB aber auch ein, dass Rummenigge mit seiner Spitze gegen den Robin-Hood-Vergleich von Trainer Jürgen Klopp bei rund 50 Millionen Euro Transferausgaben und einer Etat-Erhöhung um 40 Prozent vor allem eins hat: gar nicht so Unrecht.
Quelle: ntv.de