Fußball

Kurz gewankt, wie ein Champion zurückgekommen Bayern zeigt gegen Arsenal Nehmerqualitäten

Thomas Müller jubelt über das 2:0, das die Tür ins Viertelfinale der Champions League für den FC Bayern München weit aufstößt.

Thomas Müller jubelt über das 2:0, das die Tür ins Viertelfinale der Champions League für den FC Bayern München weit aufstößt.

(Foto: dpa)

In der Bundesliga unterfordert, schwimmen die Bayern im Achtelfinale der Champions-League gegen Arsenal London. Dank Manuel Neuer und Toni Kroos gewinnen sie trotzdem - geben aber einen Hinweis darauf, wie sie zu schlagen sind.

Mesut Özil vergab die große Chance auf den Führungstreffer für Arsenal.

Mesut Özil vergab die große Chance auf den Führungstreffer für Arsenal.

(Foto: imago/Eibner)

Die Dominanz des FC Bayern München ist ein Fluch für die Bundesliga - und für einige wenige Minuten schien es am Mittwochabend, als wende sich dieser Fluch jetzt auch gegen den Triplesieger selbst. Arsenal London verblüffte vom Anpfiff weg mit schnellem Umschaltspiel, überrannte die Müncher auf den Flügeln. Im Mittelfeld leisteten sich Thiago Alcantara und Javi Martinez ungewohnte Ballverluste. Die Bayern sahen aus wie ein Boxer, der lange nur Fallobst vor den Fäusten hatte, und nun von einem versierten Gegner in die Ecke getrieben wird. Allein, der erste Wirkungstreffer blieb aus, weil Mesut Özil nach neun Minuten zwar einen Elfmeter gegen Jerome Boateng herausholte, aber als Schütze an Manuel Neuer scheiterte.

"Wir hätten drei Tore schießen müssen in den ersten 15 Minuten", sagte Arsenals Trainer Arsene Wenger. Der ärgerte sich nicht nur über die mangelhafte Chancenauswertung, sondern auch über Schiedsrichter Nicola Rizzi, der Torwart Wojciech Szczesny nach einer Notbremse an Arjen Robben Rot gab. "Mit dieser Entscheidung hat der Schiedsrichter das Spiel gekillt." Nicht nur Manuel Neuer bewertete den Platzverweis als Schlüsselszene des Spiel, "aus Torwartsicht sollte man diese Regel überdenken."

Zwar setzte David Alaba den fälligen Elfmeter in der 40. Minute nur an den Pfosten, aber der Weg war bereitet für das am Ende verdiente 2:0 der Bayern in London, das die Tür ins Viertelfinale weit geöffnet hat. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge warnte dennoch: "Wir tun gut daran, auch in dieser Saison die Champions-League mit einem Schuss Demut anzugehen, nicht arrogant."

Guardiola "liebt" Kroos

Es war nicht die Arroganz, die den FC Bayern die Anfangsphase "verschlafen" (Jerome Boateng) ließ. "Wir mussten uns von der Liga umstellen", sagte Präsident Uli Hoeneß. Man ahnt, was er meint, schaut die letzten Gegner der beiden Teams an: Arsenal traf im Februar auf Crystal Palace, Manchester United, und zweimal auf den FC Liverpool. Im gleichen Zeitraum spielten die Bayern gegen Eintracht Frankfurt, den 1. FC Nürnberg, den Hamburger SV und den SC Freiburg.

Toni Kroos zirkelt den Ball passgenau zum 1:0 in den Winkel.

Toni Kroos zirkelt den Ball passgenau zum 1:0 in den Winkel.

(Foto: REUTERS)

Zu den zittrigen Anfangsminuten trug offenbar auch eine taktische Änderung von Josep Guardiola bei: Kapitän Philipp Lahm rückte aus der defensiven Zentrale wieder auf die Rechtsverteidigerposition, Javi Martinez übernahm seinen Part. "Wir wollten defensiv alles kontrollieren", erklärte Matthias Sammer. Dass die Rochade nicht in einem Desaster endete, lag vor allem an Manuel Neuer, der endlich einmal wieder beweisen konnte, warum er den inoffiziellen Titel "Welttorhüter" trägt. Acht Schüsse kamen auf sein Tor, alle parierte er souverän, auch den schwachen Elfmeter von Kumpel Mesut Özil. "Wir waren glücklich, weil wir den besten Torwart der Welt haben", kommentierte Trainer Guardiola die Szene. "Er gibt uns in großen Spielen die Sicherheit", ergänzte Toni Kroos.

Der Mittelfeldspieler personifizierte an diesem Abend die große Bayern-Qualität: Mesut Özil tauchte nach seinem Fehlschuss ab, hatte nur 43 Ballkontakte und gewann 22 Prozent seiner Zweikämpfe. Toni Kroos riss das Spiel an sich, spielte 147 Pässe, von denen 143 ankamen. Und er brachte die Bayern mit einem Zaubertor in den Winkel in der 54. Minute in Führung. "In der einen Woche bin ich ersetzbar, jetzt der Held", kommentierte der Mecklenburger gewohnt nüchtern seine Leistung. Sein Trainer übernahm die Lobeshymnen: "Ich liebe solche Spieler. Er will immer den Ball, er ist unglaublich." Von diesen Spielern hat Guardiola so viele, dass er sie manchmal mit Liebesentzug bestrafen kann. So wie eben Toni Kroos in Stuttgart. Da wechselte der Trainer den Mittelfeldspieler noch aus - dann schoss eben Thiago Alcantara das entscheidende Tor.

Guardiola nimmt Änderungen zurück

Guardiola hatte in der Halbzeit eine entscheidende Eingebung, und wechselte wieder auf die gewohnte Mittelfeld-Formation mit Philipp Lahm in der Zentrale – prompt bereitete der Kapitän sowohl das 1:0 als auch Thomas Müllers Kopfballtreffer zum 2:0 in der 88. Minute vor. Bayern kehrte wieder zu den gewohnten Ballstafetten zurück, Arsenal hatte dem nichts entgegenzusetzen: "Wenn die Bayern in Ballbesitz sind, ist das schon beeindruckend. Mit zehn Mann war das ein Himmelfahrts-Kommando", sagte ein enttäuschter Per Mertesacker.

Gleichzeitig ließen die Bayern aber auch erkennen, wie sie zu schlagen sind: Mit robustem Einsatz gegen die kleinen Spieler wie Mario Götze und Thiago Alcantara, mit starken Kontern und Größenvorteilen bei Standartsituationen. Es gibt eine Menge Teams in Europa, die diese Voraussetzungen mitbringen, viele davon liegen bald im Lostopf für die Viertelfinals. "Wir haben uns gerade ausgerechnet, wer dann alles kommen wird", sagte Uli Hoeneß und zählte auf: "Barcelona, Atletico Madrid, Real Madrid vielleicht, dann Dortmund, Paris und so. Da ist jetzt schon hohe Qualität in dem Geschäft."

Quelle: ntv.de

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