Fußball

Er trifft, wie er will - zu wenig? Bayerns Gomez hofft auf Barça

Sein Problem ist, das es einen gibt, den der Trainer für besser hält: Mario Gomez.

Sein Problem ist, das es einen gibt, den der Trainer für besser hält: Mario Gomez.

(Foto: AP)

Er macht, was ein Fußballstürmer machen soll - und schießt den Ball ins Tor, wann immer sich die Chance bietet. Dennoch ist Mario Gomez beim FC Bayern nur zweite Wahl. Weil Mario Mandzukic noch besser ist. Sagt Trainer Jupp Heynckes. Und der kann machen, was er für richtig hält.

Das wird ihm nicht unbedingt gefallen, aber das Beispiel Mario Gomez zeigt prima, warum die Fußballer des FC Bayern so erfolgreich sind. Weil er auf der Bank sitzt. Das ist viel weniger rätselhaft als es klingen mag. Denn Mario Gomez steht - oder besser sitzt - sinnbildlich für eine der großen Münchner Stärken in dieser Saison: Sie haben weit mehr als nur elf gute Spieler. Das versetzt Trainer Jupp Heynckes in die luxuriöse Lage, so viel Handlungsfreiheit zu haben wie kaum einer seiner Kollegen hierzulande. So auch beim 6:1 gegen den VfL Wolfsburg im Halbfinale des DFB-Pokals.

Mehr als nur Torschütze: Mario Mandzukic.

Mehr als nur Torschütze: Mario Mandzukic.

(Foto: dpa)

D er französische Nationalspieler Franck Ribéry ist gesperrt? Zaubert halt der Xherdan Shaqiri, Nationalspieler der Schweiz, auf der linken Seite im offensiven Mittelfeld. Der österreichische Nationalspieler David Alaba muss kurz vor Spielbeginn mit einer Magen-Darm-Erkrankung passen? Verteidigt halt Diego Contento auf der linken Seite der Viererabwehrkette. Der deutsche Nationalspieler Holger Badstuber ist seit Monaten verletzt? Geben halt der belgische Nationalspieler Daniel van Buyten und der brasilianische Nationalspieler Dante eine exzellente Innenverteidigung.

Toni Kroos, ebenfalls deutscher Nationalspieler, fällt ebenfalls aus? Spielt halt DFB-Kollege Thomas Müller im zentralen Mittelfeld. Und das alles ohne Qualitätsverlust. Und selbst wenn, wie jüngst im Ligaspiel gegen Nürnberg, der deutsche Nationaltorhüter Manuel Neuer geschont werden soll, steht mit Tom Starke ein adäquater Ersatz bereit. Wie man es auch dreht und wendet: Die Bayern sind flexibel wie selten. Und wenn die Münchner dann gegen überforderte Wolfsburger mit 3:1 führen und Stürmer Mario Mandzukic, kroatischer Nationalspieler, wie so oft sein Tor gemacht hat, darf auch der deutsche Nationalspieler Mario Gomez für ein knappes Viertelstündchen ran.

Das ist der, der im Sommer 2009 für 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart gekommen war und seitdem in 110 Bundesligaspielen für die Münchner 72 Tore erzielt hat. Das ist der, der in der vergangenen Saison in der Champions League zwölf Mal traf, nur Barcalonas Lionel Messi war besser. Und das ist der, über den Präsident Uli Hoeneß nach dem verlorenen Finale gegen den FC Chelsea gesagt hat, er sei ein guter, aber kein sehr guter Stürmer.

Sein Problem ist nicht seine Torquote

Gegen Wolfsburg zeigte er dann, das er eins aber immer noch besser als die meisten anderen kann. Ganze sechs Minuten und sechs Ballkontakte brauchte er, um im Alleingang das Ergebnis auf 6:1 zu schrauben: 4:1 Gomez (80.), 5:1 Gomez (83.), 6:1 Gomez (86.). "Wenn man solche Stürmer hat wie wir, ist das natürlich ein Gedicht", sagte Kapitän Philipp Lahm. Und auch Uli Hoeneß war zufrieden: "Mario hat wunderbare Pässe erhalten und die traumwandlerisch sicher verwertet. Das ist auch die Aufgabe einer Nummer neun. Das hat er hervorragend gelöst." Es war der zweitschnellste Hattrick eines Bayernspielers im DFB-Pokal. Carsten Jancker schaffte das 1997 beim 16:1 gegen die Amateure des DLK Waldberg in fünf Minuten.

Sein Problem ist also nicht seine Torquote. In dieser Saison, deren Beginn er verletzt verpasste, gelangen ihm acht Treffer in 16 Ligaspielen und vier in drei Pokalpartien. Sein Problem ist auch nicht, dass diese drei Treffer nicht mehr unbedingt spielentscheidend waren. Sein Problem ist, das es einen gibt, den der Trainer für besser hält. Weil Mario Mandzukic in der Form seines Lebens ist und neben dem Toreschießen auch noch das aggressive Stören den gegnerischen Spielaufbaus pflegt. Besser und effekiver als Mario Gomez, wie es heißt. Der ließ über seinen Berater jüngst andeuten, dass er alles anderer als glücklich ist. Angeblich sind der FC Chelsea und Manchester City interessiert. Die Bayern reagieren unaufgeregt bis desinteressiert. "Ich weiß nicht, was er vorhat. Warten wir mal ab, was im Sommer geschieht. Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen", hatte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge vor dem Halbfinale gesagt. Sie können es sich leisten.

Jupp Heynckes gelingt es jedenfalls bestens, seine Spielerauswahl zu moderieren. Er hört im Sommer beim FC Bayern auf, dann übernimmt, wie wir seit Beginn des Jahres wissen, der Katalane Josep Guardiola, einst nicht unerfolgreich mit dem FC Barcelona. Dass Jupp Heynckes gerne zumindest noch ein Jahr drangehängt hätte, hat er mehr als einmal angedeutet. So aber ist er ein Trainer auf Abruf. Das hat den Vorteil, dass er vollkommen unabhängig agieren kann. Er muss auf niemanden mehr Rücksicht nehmen. Und er scheint sich nichts Schöneres vorstellen zu können, als seinem Nachfolger ein möglichst schweres Erbe zu hinterlassen. Mit der Meisterschale, dem DFB-Pokal - und vor allem dem Henkeltopf, den es für den Gewinn der europäischen Königsklasse gibt.

Natürlich geben sich Stars wie Mario Gomez oder Arjen Robben nicht damit zufrieden, auf der Bank zu sitzen, wenn der Schiedsrichter das Spiel anpfeift. Aber sie wissen auch: Nur so funktioniert eine Topmannschaft. Und so lange die Bayern erfolgreich sind, und das sind sie, haben die Ergänzungsspieler kein einziges Argument in eigener Sache. Es sei denn, sie schießen drei Tore in sechs Minuten. Und so darf Mario Gomez darauf setzen, am kommenden Dienstag in Halbfinale der Champions League gegen den FC Barcelona von Beginn zu spielen. Und sich endlich wieder auf großer Bühne präsentieren zu dürfen. Kollege Mandzukic ist nämlich gesperrt.

Quelle: ntv.de

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