Erfolglose Märchenerzähler? Bayerns Hoeneß keilt gegen BVB
16.04.2012, 12:56 Uhr
"Aber für mich kriegen sie erst dann den Ritterschlag, wenn sie eine Supersaison in der Bundesliga gespielt haben und im internationalen Wettbewerb spielen": Uli Hoeneß, FC Bayern München.
(Foto: REUTERS)
Wir wissen nicht, ob Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, schlecht verlieren kann. Seine jüngsten Attacken gegen die Konkurrenz des alten und designierten neuen Fußballmeisters aus Dortmund erwecken aber den Eindruck. Wobei der Münchner nicht nur unrecht hat. Was auch bitter ist.
Das kann einem ja auch auf den Keks gehen. Da marschieren diese Dortmunder durch die Bundesliga, eilen von Rekord zu Rekord, gewinnen auch, wie am Wochenende in Gelsenkirchen, wenn sie gar nicht unbedingt besser sind als der Gegner, stapeln nebenbei wunderbar tief und pflegen das Image des leidenschaftlichen Außenseiters, der dem großkopferten Branchenführer aus dem Süden des Landes erfolgreich die Stirn bietet.
Die Tabellenspitze
1. | ![]() | Dortmund | 31 | 69:23 | 72 |
2. | ![]() | FC Bayern | 31 | 69:20 | 64 |
Das Restprogramm
Runde | Wann? | Gegen wen? |
32. | 21. April | ![]() |
33. | 28. April | ![]() |
34. | 5. Mai | ![]() |
Das Restprogramm
Runde | Wann? | Gegen wen? |
32. | 21. April | ![]() |
33. | 28. April | ![]() |
34. | 5. Mai | ![]() |
Uli Hoeneß jedenfalls, dem Präsidenten des FC Bayern, geht das Ganze scheinbar ganz gehörig auf den Keks. Und so mag er gedacht haben, leg' ich doch mal den Finger in die Wunde. Jetzt, da die deutsche Fußballmeisterschaft entschieden ist und niemand mehr begründete Zweifel daran hegen kann, dass die Borussia aus Dortmund mit acht Punkten Vorsprung drei Spieltage vor dem Ende der Saison ihren Titel erfolgreich verteidigen wird. Auch wenn Trainer Jürgen Klopp immer noch behauptet: "Es fühlt sich gut an, aber nein, es ist noch nicht entschieden." Und Kapitän Sebastian Kehl ausrichten lässt: "Wir dämpfen die Euphorie, bis wir am Ende auch rechnerisch uneinholbar sind."
Die Bayern ihrerseits scheinen sich da sicherer zu sein, dass das Titelrennen gelaufen ist, zu ihren Ungunsten. Nach dem torlosen Kick mit einer halben B-Mannschaft gegen den FSV Mainz konzentrieren sie sich auf das, was sie noch in der Hand haben. Das ist zu allererst das Hinspiel im Halbfinale in der Champions League gegen Real Madrid am Dienstagabend. Einem Wettbewerb, in dem für den BVB als Tabellenletzter der Gruppe F bereits im Dezember Schluss war. Damit sind wir wieder bei Uli Hoeneß, seinem Finger und der Wunde. Die Dortmunder hätten zwar ohne Zweifel in dieser Spielzeit eine sehr gute Leistung gezeigt. "Aber für mich kriegen sie erst dann den Ritterschlag, wenn sie eine Supersaison in der Bundesliga gespielt haben und im internationalen Wettbewerb spielen", wetterte er im Bezahlfernsehen. "Erst wenn sie diese zwei Dinge in Einklang bringen, wenn sie zeigen, dass sie international mitspielen können, dann sage ich: Chapeau!"
"Sollen wir künftig extra gegen Bayern verlieren?"
Abgesehen davon, dass sie in Dortmund wahrscheinlich denken, dass die Reputation ihres Vereins nicht von der Anerkennung des Präsidenten der Konkurrenz abhängt. Und abgesehen davon, dass der Eindruck bleibt, hier redet sich ein schlechter Verlierer den Frust von der Seele, hat Uli Hoeneß ja so unrecht nicht. In der Tat hat der BVB in der Königsklasse Lehrgeld gezahlt, allerdings war das offensichtlich eine lohnende Investition. Die Mannschaft hat in diesem Jahr, nach dem internationalen Ausscheiden, eine grandiose Rückrunde gespielt und nicht nur jüngst beim Sieg gegen den FC Bayern, dem vierten in Folge, gezeigt, dass sie mehr kann als den bedingungslosen Angriffsfußball - mit dem sie in der vergangenen Saison die Münchner distanziert hat. Dass sie ihr Können nun in der kommenden Spielzeit international beweisen müssen, wissen sie in Dortmund auch.
Und reagieren gelassen. Auch auf den Vorwurf, die Ausgaben für den Kader des BVB seien höher als sie öffentlich erzählen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte: "Jeder kann unsere Zahlen in den Geschäftsberichten nachlesen. Ich erzähle keine Märchen." Uli Hoeneß hatte behauptet: "Die Märchen, die Herr Watzke erzählt, mit seinen 45 Millionen Personalkosten. Die kann er denen erzählen, die keine Ahnung haben." Ansonsten erlaubte sich Hans-Joachim Watzke nur eine kleine Spitze. Er wundere sich über die dünnhäutige Reaktion aus München. "Sollen wir künftig extra gegen Bayern verlieren, damit er nicht meckern muss?" Ansonsten aber gelte: "Ich spreche über Bayern schon immer in den höchsten Tönen. Alle Erfolge, die sie erreicht haben, haben sie sich selbst erarbeitet. Und das ist zu großen Teilen ein Verdienst von Uli Hoeneß."
Wenn der allerdings sagt: "Bei aller Liebe, was die Dortmunder im Moment haben, sie haben, glaube ich, etwas hungrigere Spieler, aber sie haben keine Weltklassespieler" - dann liegt er richtiger, als es ihm lieb sein dürfte. Genau das ist der Punkt. Der FC Bayern hat das Geld, sich die besten Spieler leisten zu können. Nur dass die bisweilen schon satt sind. Die Dortmunder aber sind hungrig. "Gier auf allerhöchstem Niveau", hatte Trainer Jürgen Klopp vor dem Spiel beim FC Schalke 04 von seinen Spielern gefordert. Er hat sie bekommen. Das kann einem schon gehörig auf den Keks gehen. Zumindest als Präsident des FC Bayern.
Quelle: ntv.de