"Klopp 2.0" macht sein Ding Bayers Schmidt will keine Kopie sein
12.09.2014, 17:04 Uhr
"Da hat keiner das Patent drauf": Roger Schmidt im Kreise seiner Lieben.
(Foto: dpa)
Leverkusens Trainer Roger Schmidt macht gerade seine ersten Schritte in der Fußball-Bundesliga. Und er macht das gut, gegen Bremen kann sein Team heute die Tabellenspitze verteidigen. Den Kollegen Klopp bewundert er zwar. Aber er hat eigene Ideen.
Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder nennt ihn "Jürgen Klopp 2.0". Roger Schmidt wird das nur bedingt gefallen. Der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen hat zwar vor seinem Amtsantritt den Kollegen von Borussia Dortmund als Vorbild genannt. Auf das Attribut "Klopp-Kopie" will der 47-Jährige aber keinesfalls reduziert werden. Er will die Bundesliga als eigene Marke erobern - und ist auf dem besten Weg dazu.
Bayer Leverkusen: Leno - Jedvaj, Spahic, Toprak, Boenisch - Castro, Reinartz - Bellarabi, Calhanoglu, Son - Kießling. – Trainer: Schmidt
Werder Bremen: Wolf - Fritz, Prödl, Lukimya, Garcia - Gálvez, Kroos (Hajrovic) - Junuzovic, Elia - di Santo, Selke (Petersen). Trainer: Dutt
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
Heute geht es zum Auftakt des dritten Spieltags (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen Werder Bremen. Nach zwei Siegen soll nun der dritte Erfolg her. "Ich denke, dass die Mannschaft in einem gewissen Maße gefestigt ist", sagt Roger Schmidt. Zumal seine Mannschaft auch spielerisch überzeugt und zudem das DFB-Pokalspiel bei Alemannia Waldalgesheim sowie die beiden Qualifikationspartien zur Champions League gegen den FC Kopenhagen gewonnen hat.
"Wir versuchen, an die fünf erfolgreichen Spiele anzuknüpfen. Die sind gut gelaufen", sagt Angreifer Stefan Kießling. Es läuft derzeit rund bei Bayer Leverkusen. Apropos Klopp: Während der in seinem ersten Bundesliga-Spiel als Trainer des BVB 2008 einen 3:2-Sieg in Leverkusen feierte, startete Roger Schmidt mit einem 2:0 in Dortmund. "Das System von Leverkusen erinnert mich sehr an unsere Konzepte", hatte Klopp danach gesagt.
"Vorreiter des extrem aktiven und mutigen Fußballs"
"Es stört mich schon ein bisschen, wenn es darauf reduziert wird. Ich denke, dass wir unseren eigenen Stil haben", antwortete Schmidt: "Natürlich gibt es Facetten, die in beiden Mannschaften zu finden sind und in vielen anderen Mannschaften auch. Da hat keiner das Patent drauf. Genau wie Dortmund können wir uns die Dinge heraussuchen, die dazu führen, unser Spiel durchzudrücken. Wir schaffen das bisher gut, aber es liegt nicht daran, dass wir irgendetwas kopieren."
Daran, dass die Vergleiche kamen, hat Roger Schmidt allerdings seinen Anteil. Immer wieder gab er Klopp und den BVB als seine Vorbilder aus. Schon 2012 nach seinem Wechsel zu RB Salzburg tat er dies, "weil sie die Spieler überzeugen können und zudem Visionen aufbauen". Im Mai dieses Jahres schließlich nannte er "die Geschichte von Borussia Dortmund ab 2008 unter Jürgen Klopp" einmal als Inspiration und den BVB als "Vorreiter des extrem aktiven und mutigen Fußballs". In einem anderen Interview gestand er, sich natürlich an Dortmund zu orientieren. Er finde die Spielweise "sehr attraktiv und erfolgsversprechend zugleich".
Keine großen Spieler, aber ...
Schnell fanden die Medien weitere Ähnlichkeiten. Beide waren keine großen Spieler, Klopp schaffte es nur in die zweite, Schmidt gar nur in die dritte Liga. Beide sind fast gleich alt, Schmidt ist drei Monate älter. Beide pflegen einen eher kumpelhaften Umgang mit den Spielern, haben einnehmende Wesen und eine natürliche Autorität. Und beide pflegen eben vor allem diesen dominanten Vollgas-Fußball, die "Vorwärts-Verteidigung", das Pressing. Mit dieser Vision rannte Schmidt zunächst bei seiner Vorstellung offene Türen bei Sportchef Rudi Völler, dem früheren Weltklasse-Stürmer, ein.
Und so eroberte er auch die Bayer-Fans im Sturm, nachdem diese das lange erfolgreiche, aber wenig spektakuläre System von Sami Hyypiä mit gleich drei "Sechsern" im Vorjahr wenig mitgerissen hatte. In den ersten Wochen hat Roger Schmidt es geschafft, Spieler wie Karim Bellarabi aufblühen zu lassen, Torjäger Stefan Kießling auf eine neue Treffer-Quote zu heben und Talenten wie Julian Brandt einen weiteren Schub zu geben. Der Teufel beim Vergleich liegt im Detail. Natürlich ist Roger Schmidt inspiriert von Klopp, natürlich benutzt er viele Ideale, eine Kopie ist er aber nicht. Er variiert, bringt Eigenes an - zum Schärfen dieses Profils hat der Sauerländer noch Zeit. Schließlich ist das heute gegen Werder Bremen erst sein drittes Bundesligaspiel.
Quelle: ntv.de, sgi/sid