Zoff um künftige Honorare Beim DFB knallt's gewaltig: "Das ist bar jeglicher Logik"
26.09.2025, 16:18 Uhr
Bernd Neuendorf will doch eigentlich nur wiedergewählt werden.
(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)
Vor dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes mit der geplanten Wiederwahl von Präsident Bernd Neuendorf gibt es massive Kritik an der anvisierten Änderung bei der Vergütungspraxis. "Was da gerade passiert, ist ein Vertrauensverlust", sagt ein Chefkritiker.
Eigentlich sollte beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Wiederwahl von Erneuerer und Sanierer Bernd Neuendorf als Präsident zelebriert werden. Doch da hat der Verband die Rechnung ohne die von Neuendorfs Vorgänger angeführten Kritiker gemacht. Mit Blick auf die geplante Änderung bei der Honorar-Festlegung für die Präsidiumsmitglieder hat vor allem Winzer Fritz Keller ein Riesenfass aufgemacht.
"Was da gerade passiert, ist ein Vertrauensverlust. Das sind Dinge, die gehen so nicht mehr in unserer Gesellschaft", sagte der 2021 nach knapp zwei Jahren im Amt als DFB-Boss zurückgetretene Keller der "Frankfurter Rundschau" und legt nach: "Ich kann nicht mich selbst beaufsichtigen, das ist bar jeglicher Logik."
Vergütungsausschuss in Kompetenzen beschnitten?
Der 68-Jährige bezieht sich damit auf die DFB-Pläne hinsichtlich der Delegiertenversammlung am 7. November in Frankfurt. Ein Antrag sieht vor, dass der unabhängige Vergütungsausschuss in seinen Kompetenzen beschnitten werden soll. Der im Jahr 2019 eingerichtete Ausschuss soll Aufgaben an den Compliance-Beauftragten abgeben. Die Kritik daran ist klar: Statt Unabhängiger soll künftig jemand die finanziellen Weichen stellen, der als Angestellter des Verbands alles andere als unabhängig ist.
Der DFB will das nicht gelten lassen. "Sollte der DFB-Bundestag dem Antrag des DFB-Präsidiums zustimmen, würde der Compliance-Beauftragte des DFB zukünftig den zeitlichen Bezugswert der Präsidiumsmitglieder als Grundlage der Ermittlung der Vergütungshöhe festlegen, die finale Entscheidungsbefugnis über die Höhe der Vergütung verbliebe aber weiterhin beim Vergütungsausschuss", teilte der Verband dem Sportinformationsdienst mit.
5000 Euro und sehr viel mehr?
Dieser "zeitliche Bezugswert" spielt allerdings die zentrale Rolle. Das Honorar der Präsidiumsmitglieder orientiert sich zwar an den Diäten der Bundestagsabgeordneten, entscheidend ist allerdings der tatsächliche Aufwand der Funktionäre. Dabei ist ein Minimum von 1,5 Tagen pro Woche angesetzt - was einer monatlichen Vergütung in Höhe von rund 5000 Euro entspricht.
In der Vergangenheit führte der Vergütungsausschuss die Debatten mit jenen Präsidiumsmitgliedern, die mehr Tage Arbeit pro Woche und damit auch mehr Geld für sich beanspruchten. Dabei soll es nicht selten um das Doppelte von 5000 Euro gegangen sein. Dass die Festlegung der Arbeitstage nun ein Verbandsangestellter erledigen soll, sorgt nicht nur bei Keller für großen Unmut.
"Präsidium will uns entlasten. Das ist großartig"
Ein prominentes Mitglied des Vergütungsausschusses reagierte mit Sarkasmus auf die DFB-Pläne. "Es ist der Wunsch des Präsidiums, so zu verfahren. Ich habe das zu akzeptieren. Das Präsidium will uns entlasten. Das ist doch großartig", sagte der langjährige Bundesliga-Manager Heribert Bruchhagen der FR. Er finde es "umso wunderbarer, dass wir diese Debatten nicht mehr führen müssen".
Kritik kommt auch von anderer Seite. "Anstatt unabhängige Gremien zu stärken, würde der DFB meines Erachtens zentrale Entscheidungen ins Hauptamt verschieben. Das wäre ein Rückschritt in Sachen unabhängiger Kontrolle", sagte Sportrechtler Paul Lambertz dem kicker. Man müsse sich deshalb die "Frage stellen", warum es ein Gremium wie den Vergütungsausschuss "in der Zukunft überhaupt noch geben muss". Vielleicht fragen sich das auch die Delegierten am 7. November.
Quelle: ntv.de, tno/sid