Fußball

Platini schließt FIFA-Kandidatur aus Berichte belasten Bin Hammam

Der Fußball-Weltverband FIFA versinkt im Chaos: Erst zieht Mohamed Bin Hammam seine Kandidatur für das Amt des FIFA-Präsidenten zurück, nun belasten englische Medien den Katarer zusätzlich und veröffentlichen Details zu den Bestechungsvorwürfen.

In der Schusslinie: Mohamed bin Hammam.

In der Schusslinie: Mohamed bin Hammam.

(Foto: REUTERS)

Blatter-Herausforderer Mohamed bin Hammam und Exko-Mitglied Jack Warner sollen verschiedenen Fußballverbänden 40.000 Dollar (28.000 Euro) geboten haben, falls sie bei der Kampfabstimmung am 1. Juni in Zürich für den Blatter-Herausforderer votieren. Bereits nach der doppelten Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 waren hinter den Kulissen Bestechungsvorwürfe gegen Bin Hamman laut geworden.

"Niemandem davon erzählen"

Besonders englische Medien belasten die beiden FIFA-Spitzenfunktionäre nun schwer. Nach bin Hammams Wahlkampfrede am 10. Mai in Port of Spain soll Warner die Delegierten einzeln in einen Konferenzraum des Hotels gebeten haben. Laut dem "Telegraph" soll dann jedem der 25 Funktionäre 40 000 Dollar Bargeld als "Geschenk" angeboten worden sein, verbunden mit der Bitte, "niemandem davon zu erzählen".

Jack Warner soll den Delegierten das Bestechungsgeld angeboten haben.

Jack Warner soll den Delegierten das Bestechungsgeld angeboten haben.

(Foto: REUTERS)

Nachdem vier Funktionäre diese monetären Angebote abgelehnt und Chuck Blazer, amerikanisches Mitglied der FIFA-Exekutive, davon in Kenntnis gesetzt hatten, begannen Untersuchungen wegen Korruption, berichtet die Zeitung weiter. Blazer soll den ehemaligen US-Staatsanwalt John P. Collins beauftragt haben, Ermittlungen durchzuführen und einen Bericht zu erstellen.

Belastende Aussagen sollen von Anton Sealey, dem Verbandspräsidenten der Bahamas, gemacht worden sein. Bin Hammam und Warner haben sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. Im Collins-Bericht  soll Warner zudem behaupten, dass Blatter von angeblichen Zahlungen wusste, aber nichts dagegen unternommen habe.

Verletzung des Ethik-Codes

Mohamed Bin Hammam hatte seine Kandidatur gegen Amtsinhaber Joseph Blatter für die am kommenden Mittwoch anstehende Wahl des FIFA-Präsidenten wegen der Bestechungsvorwürfe gegen seine Person zurückgezogen. "Die jüngsten Vorfälle haben mich in offizieller und privater Hinsicht verletzt und enttäuscht", heißt es in einem Statement  Bin Hammams: "Ich kann es nicht zulassen, dass das Ansehen der FIFA mehr und mehr in den Schmutz gezogen wird. Deshalb habe ich beschlossen, meine Kandidatur zurückzuziehen."

Blatters Wiederwahl steht nun wohl nichts mehr im Weg.

Blatters Wiederwahl steht nun wohl nichts mehr im Weg.

(Foto: REUTERS)

Die FIFA-Ethikkommission hatte am Mittwoch ein Verfahren gegen Bin Hamman, Warner und zwei Funktionäre des Fußball-Verbandes der Karibik CFU eingeleitet. Jetzt müssen sich die Beschuldigten vor der Ethikkommission mit dem Vorsitzenden Petrus Damaseb in Zürich verantworten. Nach Angaben der Kommission besteht der Verdacht, dass Bin Hammam und Co. den Ethik-Code der FIFA möglicherweise verletzt haben.

Platini schließt Kandidatur aus

Michel Platini wird nicht als Gegenkandidat antreten.

Michel Platini wird nicht als Gegenkandidat antreten.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Rückzug bin Hammams steht einer vierten Amtszeit des 75-jährigen Joseph S. Blatter an der Spitze des Fußball-Weltverbandes nichts mehr im Wege. Gerüchten zufolge will Blatter nur noch zwei Jahre im Amt bleiben und dann für UEFA-Präsident Michel Platini den Weg frei machen. Eine Kandidatur bei der anstehenden Präsidentschaftswahl in Zürich schließt der Franzose aus. Er wolle seine vierjährige Amtszeit als Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) erfüllen. "Wenn es eine Wahl gibt, wird der neue Präsident für vier Jahre gewählt. Wenn es keine Wahl gibt, wird es kompliziert, aber ich weiß nicht, was dann passiert", erklärte Platini und forderte zudem, dass die FIFA "sauber und gut" sein müsse.

Ob die Wahl tatsächlich stattfindet, ist noch nicht ganz sicher: Sollten sich drei Viertel der 208 FIFA-Mitgliedsverbände für eine Verlegung aussprechen, wird das Votum verschoben.

Quelle: ntv.de, tle/dpa/sid

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