"Wird nicht als Rassist geboren" Bilder aus den USA schockieren Boateng
04.06.2020, 13:28 Uhr
"Rassismus gibt es überall, aber in den USA ist es extrem", findet Jérôme Boateng.
(Foto: picture alliance/dpa)
Jérôme Boateng ruft zu einer Sensibilisierung für Rassismus bereits im Kindesalter auf. Kein Kind auf dieser Welt werde als Rassist geboren, sagte der 31-Jährige der Deutschen Welle. Er fordert gleichzeitig berühmte Personen auf, sich stärker zu positionieren.
Jérôme Boateng schockieren die Bilder aus den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd infolge eines brutalen Polizeieinsatzes. "Was man alles auf Social Media zu sehen bekommt, ist schon brutal", sagte der 31 Jahre alte Fußballer des FC Bayern, der sich häufig in den USA aufhält, im Interview mit der Deutschen Welle. Leider nähmen jetzt aber auch die Proteste "schwierige Formen" an, meinte Boateng, der in Berlin geboren und bei seiner deutschen Mutter aufgewachsen ist. Sein Vater stammt aus Ghana.
Der Fall "George Floyd" führe vor Augen, "wie weit verbreitet Rassismus gegen Schwarze in Amerika immer noch ist" und welche Rolle "Racial Profiling", also rassistisch motivierte Polizeikontrollen, dort spielten. "Ich finde das extrem traurig, auch weil ich selbst oft in Amerika bin und das Land und die Kultur sehr mag. Aber es ist nichts Neues, sondern eine Sache, die immer präsent ist. Rassismus gibt es überall, aber in den USA ist es extrem."
"Wir waren doch schon weiter"
Auch in Deutschland sei Rassismus aber "ein Thema und sehr präsent", äußerte der Weltmeister von 2014. "Es gab in den letzten Jahren Attentate gegen Ausländer und Andersgläubige in Deutschland. Insgesamt geht es in eine gewisse Richtung, wo ich mir denke, wir waren doch schon weiter." In seiner Kindheit habe er auch Erfahrungen mit Rassismus gemacht. "Aber ich erinnere mich auch an die Zeit auf dem Fußballplatz, als es egal war, woher man kam und welche Religion man hatte." Deutschland sei grundsätzlich ein offenes Land, in dem er persönlich "sehr viele gute Erfahrungen" gemacht habe.
Eine Verbesserung der Situation muss aus Sicht von Boateng bei der Erziehung der Kinder ansetzen. "Kein Kind auf dieser Welt wird als Rassist geboren. Es liegt immer an den Eltern und an dem, was sie ihren Kindern mitgeben. Das Schlimmste, was passieren kann, wäre, dass meine Kinder jemals derartige Erfahrungen machen müssen. Es ist wichtig, dass wir ihnen mitgeben, dass Rassismus nicht geht. Und wenn sie mitbekommen, dass jemand beschimpft wird, denjenigen verteidigen und sich wehren. Das muss in den Schulen beginnen und fester Bestandteil des Unterrichts sein. Nur so kommen wir weiter."
"Unsere Stimmen werden gehört"
Zudem wünscht sich Boateng im Kampf gegen Rassismus eine stärkere Positionierung prominenter Personen. "Unsere Stimmen werden gehört, wir haben eine Plattform und Reichweite. Nicht jeder weiße Sportler, der sich jetzt nicht äußert, ist Rassist. Das ist klar. Wenn ich Videos von Demos sehe, sehe ich Menschen aller Hautfarben. Aber natürlich ist es wünschenswert, dass sie ihre Bekanntheit auch für dieses Thema einsetzen. Viele machen das, aber ich denke, da ist noch viel Luft nach oben", ergänzte Boateng.
Er findet es auch wichtig, "dass sich das alles nicht nur auf Social Media abspielt. Aktionen wie der 'Black Out Tuesday' sind schön und gut, aber es gilt, wirklich anzupacken und etwas zu tun, sei es in Form von Arbeit mit Kindern oder anderen Integrationsprojekten. Da kann jeder helfen". Er werde sich "in naher Zukunft in diesem Bereich" engagieren. In Deutschland habe er "sehr viele gute Erfahrungen" gemacht.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid/AFP