Absurdes Potpourri an Blackouts Blamierte Darmstädter vernichten sich wortgewaltig
03.03.2024, 11:51 Uhr
"Ein kompletter Schlag in die Fresse"
(Foto: IMAGO/HMB-Media)
Der SV Darmstadt muss sich immer mehr mit dem Gedanken anfreunden, aus der Fußball-Bundesliga abzusteigen. Das "Wende"-Spiel nach einer ewigen Sieglos-Serie endet als krachendes Debakel. Die geschockten Verantwortlichen sparen nicht mit gnadenloser Kritik.
Trainer Torsten Lieberknecht zeigte sich "erschüttert", Präsident Rüdiger Fritsch sprach von einem "Albtraum", und für Keeper Marcel Schuhen war es "ein kompletter Schlag in die Fresse": Nach dem Fehlerfestival gegen den FC Augsburg steht Darmstadt 98 unter Schock. Statt einen Befreiungsschlag zu landen, kassierte das Schlusslicht beim 0:6 (0:5)-Debakel einen "brutalen" Kinnhaken – und taumelt mehr denn je dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen.
Gegen den FCA hatte sich der Aufsteiger "sehr viel vorgenommen", betonte Fritsch, "der berühmte Bock, der umgestoßen werden sollte. Der berühmte Turnaround." Anfang Oktober war in Augsburg der letzte Sieg gelungen, eine Wiederholung am Böllenfalltor sollte her. Das misslang kläglich. Für die Lilien gab es das 17. sieglose Spiel nacheinander, die Gäste hingegen feierten den höchsten Auswärtserfolg ihrer Bundesliga-Historie. Der Grund: ein "Potpourri an absoluten Blackouts", wie Darmstadts Präsident es formulierte. Durch individuelle Fehler "in allen Mannschaftsteilen", wie Schlussmann Schuhen feststellte.
"Es tut mir auch für Darmstadt leid"
60 Sekunden waren gespielt, als Jannik Müller mit einem Katastrophen-Pass seinen Ex-Mitspieler Phillip Tietz bediente. Klaus Gjasula und Emir Karic reihten sich mit fatalen Zuspielen ein, auch der restliche Defensiv- wie Offensivverbund stand völlig neben sich. So nahm Augsburgs Rekordjagd um Doppelpacker Ermedin Demirovic ihren Lauf. Nach 29 Minuten stand es 5:0, den Schlusspunkt setzte Tietz ebenfalls mit seinem zweiten Treffer (84.). "Ich freue mich über unser Hammerspiel, aber es tut mir auch für Darmstadt leid. Das ist natürlich ein derber Schlag ins Gesicht", kommentierte Stürmer Tietz das Debakel für die Hessen.
Während der einseitigen Partie verschwendete Tietz indes keinen Gedanken an seine sportliche Vergangenheit am Böllenfalltor: "Ich habe zu keiner Sekunde darüber nachgedacht, einen Gang herunterzufahren. Dafür bin ich Sportler. Nach dem Spiel tun mir die Darmstädter leid, während des Spiels nicht." Bis zum vergangenen Sommer hatte Tietz für die Lilien gespielt und in 68 Pflichtspielen 27 Tore erzielt. Auch deshalb verzichtete er auf einen ausgelassenen Jubel bei seinen Treffern.
"Das ist nicht zu überbieten"
"Die Höhe der Blackouts, die Qualität der Blackouts würde ich fast sagen, ist nicht zu überbieten", sagte Fritsch und flüchtete sich in Galgenhumor: "Was in der ersten Halbzeit passiert ist, da hätten auch Jürgen Klopp und Pep Guardiola stehen können – und es wäre alles genauso passiert." Die ligaweit schlechteste Defensive fing die Gegentore 53 bis 58. Nichtsdestotrotz beschworen die Lilien Zusammenhalt. Lieberknecht erklärte, "die Hand schützend über jeden einzelnen Spieler" zu halten und die Fehler bei sich selbst zu suchen. Schuhen appellierte: "Jeder muss für sich ins Reine kommen, um nächste Woche wieder eine vernünftige Leistung zu bringen."
Dass es nicht leichter wird, wissen alle. Schließlich heißen die nächsten Gegner RB Leipzig und FC Bayern, das Hinrunden-Duell in München (0:8) schmerzt weiterhin. "Es ist keiner doof, wir können das schon richtig einordnen", sprach Fritsch Klartext. Dennoch: Aufgeben kommt nicht infrage, mit 13 Zählern aus 23 Partien ist der Tabellenletzte "punktemäßig immer noch dabei".
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid