Nach der Wahl zum FIFA-Chef Blatter ist "wie ein irrer Despot"
02.06.2011, 12:58 UhrBlatter ist für weitere vier Jahre Chef der FIFA. Eine lachhafte Wahl, schreibt die englische "Daily Mail". Und auch in anderen europäischen Zeitungen überwiegt die Kritik an der Abstimmung ohne Gegenkandidaten. Selbst in seiner Schweizer Heimat wird der Funktionär nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst.
SCHWEIZ
20minuten: "Ganz einfach der mächtigste Schweizer. FIFA-Präsident Sepp Blatter beherrscht die Machtpolitik wie kein anderer und ist deshalb der Machiavelli des 21. Jahrhunderts."
Blick: "Kann Blatter das sinkende Schiff retten? (...) Der König ist tot, so schien es. Es lebe der König, so ist es! Fast schon nach alter Politbüro-Schule ist Sepp Blatter in seinem Amt bestätigt worden. (...) Blatter ist immer für eine Überraschung gut. Er will 2015 unter allen Umständen nicht als Präsident mit diesem katastrophalen Negativ-Image abtreten. Die aktuelle Ausgangslage spielt ihm in die Hand."
TÜRKEI
Sabah: Befleckter Präsident Blatter. Nachdem der Korruptionsskandal die FIFA erschüttert und Bin Hammam sich zurückgezogen hat, wurde Sepp Blatter für eine vierte Amtszeit gewählt. Er war der einzige Kandidat und versprach Reformen."
PORTUGAL
Público: "Die Wiederwahl des Schweizers Joseph Blatter für eine weitere vierjährige Amtszeit hat die Erwartungen der schärfsten Kritiker nicht erfüllt. Blatter schlägt jetzt Veränderungen vor, um die Proteste zu besänftigen. Aber das Problem wird nicht mit einer oder zwei Neuerungen zu lösen sein. Das Übel der FIFA liegt an den Einflussnetzen, die Blatter seit dem Beginn seiner Arbeit im Jahre 1975 gespannt hat und die weiterhin die Vetternwirtschaft und das Fehlen von Transparenz nähren."
RUSSLAND
Kommersant: "Sepp Blatter spielt den Demokraten. Um bei der Wahl zum FIFA-Präsidenten zu gewinnen, versprach er Reformen."
POLEN
Rzeczpospolita: "Blatter siegt durch Knockout. Er wurde zum vierten Mal zum FIFA-Chef gewählt. Die Zahl seiner Kritiker wächst aber."
ENGLAND
The Sun: "Ein solches Ergebnis würde man in einer Ein-Kandidat-Wahl in einem kommunistischen Staat oder einer Bananenrepublik erwarten (...) Sepp Blatter sah gestern aus und klang wie ein irrer Despot. Und der aberwitzige Wahlzettel mit nur seinem Namen darauf sagte alles, was man über die FIFA wissen muss - sein hoffnungslos verlorener Machtbereich."
The Times: "Die FIFA muss reformiert werden, und ihr Präsident muss unter Kontrolle gebracht werden. (...) Die FA braucht ihre neu gefundenen Verbündeten jetzt mehr denn je. Wer auch immer diese sein mögen, (...) sie müssen eine Reform aus dem Inneren heraus versuchen. Das bedeutet, dass sie ihren Weg in die Komitees erkämpfen, ihre Aufräum-Agenda durchbringen und FIFA's schlechte, alte Gewohnheiten überwinden müssen."
The Daily Mail: "Das ekelhafteste Ergebnis von allen. Blatter war der einzige Kandidat in einer lachhaften Wahl."
ARGENTINIEN
Olé: "Joseph Blatter wird eine ganze Reihe von Reformen in Angriff nehmen müssen. Aber vorerst entreißt ihm niemand seinen Posten."
Clarin: "Joseph Blatter hat das rettende Ufer erreicht, nachdem er durch stürmische See musste. Aber auch die unmittelbare Zukunft sieht kompliziert aus. Die europäischen Clubs haben drastische Änderungen gefordert. Der Verdacht, bei der Vergabe der beiden nächsten Weltmeisterschaften könnte geschmiert worden sein, unterminiert die Macht und die Glaubwürdigkeit Blatters."
La Nacion: "Blatter wird der FIFA noch lange erhalten bleiben. Wie schon 2007 wurde er ohne Opposition im Amt bestätigt."
Quelle: ntv.de, dpa