Fußball

Keine Mehrheit für Torlinientechnik Bundesliga-Klubs sagen die Revolution ab

Chip im Ball: Die Fußball-Bundesliga ist dagegen.

Chip im Ball: Die Fußball-Bundesliga ist dagegen.

(Foto: dpa)

Phantomtore bleiben weiter möglich: Die Klubs der 1. und 2. Liga verzichten auf die Torlinientechnologie. Sie setzen sich damit über die Bitte der Schiedsrichter und der DFL hinweg. Auch Bayern München hatte sich für den Fortschritt eingesetzt.

Der Auslöser der Diskussion: das Phantomtor von Sinsheim.

Der Auslöser der Diskussion: das Phantomtor von Sinsheim.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Torlinientechnik in den Fußball-Bundesligen bleibt Zukunftsmusik: Die 36 Profivereine stimmten in Frankfurt/Main mehrheitlich gegen die Einführung der technischen Unterstützung für die Schiedsrichter - die Unparteiischen müssen auch künftig bei "Phantomtoren" auf ihr Augenmaß vertrauen.

Das recht klare Votum gegen die Technik - für die Einführung wäre eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig gewesen - ist zumindest für die Bundesliga überraschend. Nur neun Vereine stimmten am Ende für die Revolution auf der Torlinie. Triple-Gewinner und Branchenprimus Bayern München hatten bestätigt, "definitiv" für die Technik zu stimmen. Am Ende überwogen aber dennoch die Kritiker, die Kosten und Nutzen der Systeme nicht im Verhältnis sahen. Im Unterhaus lautete das Ergebnis der geheimen Wahl sogar nur 3:15." Bis auf weiteres hat sich dieses Thema für uns damit erledigt", sagte Reinhard Rauball, der Präsident des Ligaverbandes DFL.

Damit bleibt die englische Premier League die bislang einzige Liga, in der eine Torlinientechnik ("Hawk-Eye") zum Einsatz kommt, der Weltverband Fifa baut bei der WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) ebenfalls auf ein kamerabasiertes System ("GoalControl"). Richtig Fahrt gewonnen hatten die teils hitzigen Diskussionen nach dem "Phantomtor von Sinsheim" am 18. Oktober 2013. Bayer Leverkusens Torjäger Stefan Kießling köpfte den Ball während der Partie bei 1899 Hoffenheim (2:1) durch ein Loch im Außennetz ins Tor - Schiedsrichter Felix Brych (München) gab den Treffer dennoch und schrieb damit ein Stück Sportgeschichte. Die Nachwehen mit Gerichtsverhandlung und Internethetze gegen Kießling waren jedoch alles andere als förderlich für die Außenwahrnehmung des deutschen Fußballs.

International setzt die Fifa seit dem Confed-Cup im vergangenen Jahr auf das Kamerasystem GoalControl. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hingegen lehnt die technische Hilfe in ihren Klubwettbewerben bislang strikt ab. Diskutiert wurde in Deutschland zuletzt immer wieder, ob Einzelentscheidungen in einem Ligabetrieb den Aufwand rechtfertigen würden. Anders als bei dem K.o.-System bei EM- und WM-Endrunden hatte bislang noch kein falsch bewertetes Tor über Meisterschaften, Auf- oder Abstiege entschieden. Auch deshalb konnte die Präsentation der DFL die Liga-Vertreter mehrheitlich nicht überzeugen.

Reaktionen auf die Ablehnung

Reinhard Rauball (Präsident des Liga-Verbandes und des Bundesligisten Borussia Dortmund): "Sowohl die Bundesliga als auch die zweite Bundesliga verzichten zunächst auf die Einsetzung dieses Hilfsmittels. Bis auf Weiteres hat sich dieses Thema damit aus unserer Sicht erledigt."

Christian Seifert (Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung): "Das ist ein demokratisches Votum, das es zu akzeptieren gilt. Der Grad der Professionalität der Bundesliga steht und fällt nicht mit einer Torlinientechnik. Die Bundesliga hat sich ihren Ruf ja auch ohne diese Technik erarbeitet. Es gibt auch in Europa kein einheitliches Bild. Es scheint sicher zu sein, dass Frankreich und Italien weiter auf Torrichter setzen."

Herbert Fandel (Vorsitzender der DFB-Schiedsrichterkommission): "Wir Schiedsrichter haben stets betont, dass wir die Einführung der Torlinientechnologie begrüßen würden, da sie die Unparteiischen bei der wichtigsten Entscheidung des Fußballs unterstützt und somit auch ein Stück weit aus der Kritik nimmt. Dass sich die Profivereine nunmehr mehrheitlich dagegen ausgesprochen haben, akzeptieren wir selbstverständlich. Allerdings hoffe ich, dass sich der ein oder andere nach dieser Entscheidung in Zukunft etwas schwerer tut, die Schiedsrichter für eine strittige oder falsche Entscheidung in diesem Bereich öffentlich zu kritisieren."

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandschef Bayern München): "Als Demokraten haben wir das zu akzeptieren, aber wir vom FC Bayern bedauern dies. Wir werden in Zukunft weiter mit Fehlentscheidungen leben müssen. Es sollte dann aber auch nicht weiter darüber lamentiert werden."

Thomas Tuchel (Trainer FSV Mainz 05): "Für mich persönlich ist es unverständlich, dass es abgelehnt wurde. Ich kann das nicht verstehen, aber ich muss es ja nicht verstehen."

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Wenn so etwas eingeführt wird, dann für alle Profiligen. Wenn es bezahlbar ist und hilft, bin ich dafür."

Quelle: ntv.de, cba/dpa/sid

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